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Köpfe―Themen―Netzwerke: Das Wirtschaftsressort der Frankfurter Allgemeinen Zeitung von 1949 bis 1989

Zusammenfassung der Dissertation

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Maximilian Kutzner

Geschichtswissenschaften

Julius–Maximilians–Universität Würzburg

Nur wenige Monate nach Gründung der Bundesrepublik im Mai 1949 wurde in Frankfurt am Main eine Zeitung ins Leben gerufen, die in den folgenden Jahren zu einem Leitmedium für Politik, Wirtschaft und Kultur werden sollte: die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ). Ihr Wirtschaftsressort stieg zu einem wichtigen publizistischen Streiter für die Soziale Marktwirtschaft auf; auch dank der guten Beziehungen zwischen den Journalisten und dem Bundeswirtschaftsministerium unter Ludwig Erhard.

Keinesfalls war mit der Währung- und Wirtschaftsreform 1948 die Marktwirtschaft fest etabliert. Vielmehr galt es, die Grundgedanken und Prinzipien des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft von Alfred Müller-Armack auch in der breiten Öffentlichkeit der frühen Bundesrepublik populär zu machen. Dabei übernahm die FAZ mit ihrem hoch professionalisierten Wirtschaftsressort eine führende Rolle ein. Namhafte Gastautoren wie Walter Eucken, August von Hayek, Wilhelm Röpke oder Elisabeth Noelle-Neumann schrieben regelmäßig für den Wirtschaftsteil der FAZ.

Von Beginn an war das Ressort ordnungspolitisch klar verortet. Erich Welter, Wirtschaftsprofessor in Mainz und erster Herausgeber des Wirtschaftsteils, stellte 1957 fest, dass keiner in der Wirtschaftsredaktion der FAZ mitreden könne, der „in Bezug auf Eucken nicht sattelfest“ sei. Der Erfolg des Wirtschaftsteils in den Anfangsjahren ist auch auf seine klare ordnungspolitische Ausrichtung zurückzuführen.

Die Journalisten traten in den hitzig geführten wirtschaftspolitischen Diskussionen der 1950er und 1960er Jahre immer wieder für Ludwig Erhards Politik ein, mahnten bisweilen jedoch auch energisch, wenn der Minister und spätere Bundeskanzler allzu viele Zugeständnisse an die Erfordernisse der Tagespolitik machte und von der reinen ordoliberalen Lehre abwich. Das Wirtschaftsressort trug entscheidend dazu bei, dass die FAZ in den 1960er Jahren zu einem Leitmedium in der Bundesrepublik wurde.

Auch abseits der Wirtschaftspolitik behandelte das Ressort wichtige Themen. Die Diskussion um den Wertewandel in Wirtschaft und Gesellschaft in Folge der 68er Bewegung wurde vom Wirtschaftsteil ebenso aufgenommen wie Entwicklungen in der Unternehmenskultur.

In dieser Arbeit wird das wechselseitige Verhältnis von Medien und Wirtschaftspolitik untersucht. Welchen Einfluss hatte das Ressort etwa in der Debatte um das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkung in den 1950er Jahren? Wie positionierten sich die Journalisten zu den wirtschaftlichen Krisen der 1970er Jahre? Wie nutzten Gastautoren aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft den Wirtschaftsteil als Öffentlichkeitsplattform? Diese und weitere Fragen werden anhand einer breiten Quellenbasis analysiert, zu der neben Zeitungsartikeln der Jahre 1949 bis 1989 auch Nachlässe, Ministeriumsakten und Universitätsbestände zählen.

Die Geschichte dieses Ressorts zeigt verschiedene Epochen der Wirtschaftspublizistik in Deutschland auf. Das gestiegene Interesse an Wirtschaftspolitik seit den 1960er Jahren ist auf die hoch professionalisierte Berichterstattung der Tageszeitungen wie der FAZ zurückzuführen. Indem die Journalisten des Ressorts gemeinsam mit namhaften Gastautoren die wirtschafts- und ordnungspolitischen Problemfelder herunterbrachen und bisweilen an praktischen Beispielen deutlich machten, bekamen immer mehr Leser Einblick in dieses Themenfeld. Besonders in Krisenzeiten, so zeigt der Vergleich von Berichterstattung und demoskopischen Erhebungen, stieg das Interesse an Wirtschaftspolitik sprunghaft an. Dies hat auch Auswirkungen auf das politische Feld. Ein Blick in die Geschichte des Wirtschaftsteils der FAZ verdeutlicht, dass der Erfolg eines wirtschaftspolitischen Programms, wie der Sozialen Marktwirtschaft, eng mit seiner medialen Darstellung verbunden ist. Abstrakte Wirtschaftspolitik bedarf einer umfangreichen medialen Umrahmung, um Akzeptanz zu erhalten.

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