Die pharmazeutische Industrie in Europa ist sowohl eine wirtschaftlich bedeutende Branche als auch Teil der Daseinsvorsorge. Daher müssen zur Stärkung des Pharmastandortes Europa Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz mitgedacht werden. Für beide Ziele sollten im Ansatz und der Wahl der Instrumente voneinander unabhängige Strategien gewählt werden. Eine pauschale Rückverlagerung der Arzneimittelproduktion würde dagegen hohe Kosten für das Gesundheitssystem verursachen und der Wettbewerbsfähigkeit schaden. So liegt die Stärke der europäischen Pharmaindustrie nicht in pharmazeutischen Vor- und Massenprodukten, sondern in hochwertigen F&E-intensiven Erzeugnissen.
Zur Stärkung der Resilienz sollten präzise Eingriffe bei den Produkten unternommen werden, bei denen kritische Abhängigkeiten bestehen. Insbesondere bei pharmazeutischen Vorprodukten (Engl. Active Pharmaceutical Ingredients, API) im Bereich Antibiotika ist die Abhängigkeit von China als kritisch zu bewerten. Bevor jedoch eine Rückverlagerung erwogen wird, sollten andere Maßnahmen, wie eine Diversifizierung der Lieferketten sowie ein Vorhalten von strategischen Notfallkapazitäten und Notfallproduktionskapazitäten, ergriffen werden.
Zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit sollte anstelle von Subventionen ein unterstützender Ordnungsrahmen geschaffen und ausgebaut werden. Dieser umfasst unter anderem ein exzellentes Bildungssystem für Fachkräfte, eine florierende Forschungs- und Entwicklungslandschaft, eine innovationsfördernde Umsetzung des Wichtigen Vorhabens von Gemeinsamem Europäischen Interesse im Gesundheitsbereich (IPCEI Health) sowie den Aufbau eines europäischen Gesundheitsdatenraums. Mit diesem unternehmens- und innovationsfreundlichen Klima würde der Pharmastandort Europa auch für künftige Investitionsentscheidungen gestärkt.
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