Die renommierte Meeresbiologin und Polarforscherin Prof. Dr. Antje Boetius war Gast des Regionalbüros Südbaden der Konrad-Adenauer-Stiftung an der Universität Freiburg. Ihr fulminanter Vortrag gab lebendige Einblicke in die unbekannte und weitgehend unerforschte Welt der Tiefsee. Überzeugend und fundiert warb sie für den Schutz der Meere und für globalen Klima- und Umweltschutz. Als preisgekrönte und international vernetzte Wissenschaftlerin "in der Champions League spielend", verstand sie es, auch komplizierte Sachverhalte und Kreisläufe allgemeinverständlich zu präsentieren. Zudem strahlte sie eine Tatkraft und einen Optimismus aus, den man in der Debatte um den menschengemachten Anteil am Klimawandel oft vermisst. Rund 200 Männer und Frauen folgten dem Vortrag im vollbesetzten Hörsaal, darunter viele junge Leute: Wissenschaftler, Studenten, Lehrer oder Schülerinnen und Schüler.
Der Vortrag war inhaltlich und visuell beeindruckend. Mit anschaulichen Grafiken erklärte sie komplexe Zusammenhänge, beispielsweise zu Treibhausgasemissionen und zum Anstieg der Meerestemperatur. Zudem zeigte sie immer wieder faszinierende Fotos und bewegte Bilder von ihren Polarexpeditionen und Aufnahmen, die in der absoluten Dunkelheit, tausende Meter unter der Wasseroberfläche aufgenommen worden waren. Da sie an manchen Orten des Nordpols schon vor 30 Jahren Untersuchungen vorgenommen hatte, konnte sie eindrucksvoll nachweisen, wie dramatisch sich der Zustand des Eises, der Permafrostböden oder der Flora und Fauna der Tiefsee verändert hat.
Auch drängende Themen wie die drohende Ausbeutung der Meere durch Tiefseebergbau brachte sie zur Sprache. Dabei zeigte sie das komplexe Zusammenwirken von maritimen Nahrungskreisläufen, unterseeischer Bodenbeschaffenheit und der Verdichtung des Bodens durch Maschinen, etwa bei der "Ernte" von Manganknollen. Diese Knollen enthalten wertvolle, seltene Metalle, die für die Produktion von Handys oder Solarzellen benötigt werden. Entgegen früherer wissenschaftlicher Annahmen regeneriere sich der Meeresboden nicht binnen weniger Jahre. Nein, Pflugspuren aus einem Versuch der 1990er Jahre seien noch ein Vierteljahrhundert später unverändert erkennbar.
Den Schutz der Hohen See als "gemeinsames Erbe der Menschheit" durch UN-Abkommen und die internationale Zusammenarbeit bei Weltklimakonferenzen wertete Antje Boetius als positive Zeichen, die Anlass zur Hoffnung geben. Gleichwohl wies sie darauf hin, dass die Zeit drängt und dass gerade den westlichen Industriestaaten eine besondere Verantwortung beim Klima- und Umweltschutz zukommt, da sie historisch einen Großteil der Belastungen der Umwelt, etwa durch hohen CO2 Ausstoß, verursacht haben.
Der Vortrag wurde mit donnerndem Applaus belohnt!