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Einzeltitel

Wünschelruten im Literaturbetrieb

kohta Prof. Dr. Michael Braun

Neue Bücher der KAS-Literaturpreisträger zur Leipziger Buchmesse

Mehr als 80.000 Bücher erscheinen jährlich auf dem deutschen Buchmarkt, über 200 Titel jeden Tag, die Tendenz ist steigend. Längst kann niemand mehr den Gesamtbestand im Belletristik- und Sachbuchbereich überschauen, geschweige denn lesen. Eine gute Orientierungshilfe aber bieten die Literaturpreise. Sie sind Wünschelruten im Kulturbetrieb, mit denen sich – im doppelten Wortsinn – ausgezeichnete Bücher ausfindig machen lassen.

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Etwa 80 ausgewählte Literaturpreise – darunter auch den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung – präsentiert das aktuelle Focus-Magazin auf der Buchmesse in Leipzig (13.-16.3.2008), die nicht größer, aber älter ist als ihr Frankfurter Pendant. Was also gibt es Neues von den Preisträgern der Stiftung?

Louis Begley (Literaturpreisträger 2000) hat seine Poetikvorlesungen publiziert, die er im Herbst 2006 an der Universität Heidelberg gehalten hat; dort erhielt er am 8. Februar 2008 die Ehrendoktorwürde. Begleys Vorlesungen befassen sich mit dem immer brisanten Verhältnis „Zwischen Fakten und Fiktionen“: Was ist Dichtung, was ist Wahrheit an einem Roman, der wie Begleys „Lügen in Zeiten des Krieges“ von den autobiographischen Erfahrungen eines Holocaust-Überlebenden handelt? Begley setzt den Akzent auf die Macht der Dichtung. „Wenn ich die Geschichte überzeugend erzählen wollte, musste ich die Erinnerungen mit meiner Einbildungskraft verdichten“, schreibt er – und zitiert als Beispiel Kafka, über den er im Juni ein weiteres Buch herausbringt.

Thomas Hürlimann (Preisträger 1997) legt neue Essays vor: Unter dem verlockenden Titel „Der Sprung in den Papierkorb“ erzählt er, wie er mit einem Lineal zum Dichter geschlagen wurde, was ihm in der Maske eines Garderobiers an Theaterbesuchern auffällt und wen er im Dichtergarten von Cadenabbia bei der Autorenwerkstatt der Konrad-Adenauer-Stiftung beobachtet hat.

Burkhard Spinnen (Preisträger der KAS 1999), der soeben ins Kuratorium der Stiftung berufen worden ist und seit 2008 den Vorsitz der Klagenfurter Jury beim Bachmann-Preis innehat, befasst sich einmal mehr mit der Faszination der Wirtschaft auf die Literatur. „Gut aufgestellt“ heißt sein kleiner Phrasenführer durch die Wirtschaftssprache, der den „suboptimalen“ Sinn der Rede von „Brückentagen“ oder „Beschwerdemanagement“ ebenso einleuchtend wie humorvoll erklärt.

Die neuen Romane von Norbert Gstrein und Daniel Kehlmann (Preisträger 2001 und 2006), deren Inhalt noch ein gut gehütetes Geheimnis ist, werden zur Herbstmesse erwartet; ebenso der fünfte Roman von Petra Morsbach (Preisträgerin 2007), von dem wir schon wissen, das er im juristischen Milieu spielt. Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“, der zu den bestverkauften Romanen der deutschen Literatur nach 1945 gehört und zeitweise in den Bestsellerlisten sogar „Harry Potter“ den Rang ablief, ist endlich als Taschenbuch erschienen; zwei Sammelbände (bei Rowohlt und bei Text und Kritik) belegen die wissenschaftliche Aufnahme des Autors in den Kanon der Gegenwartsliteratur.

Während nun auch der dritte Teil des „Echolots“, mit dem der 2007 verstorbene Walter Kempowski (Preisträger 1994) das kollektive Gedächtnis des 20. Jahrhunderts dokumentiert hat, als preiswerte Taschenbuchausgabe erschienen ist, läuft in zahlreichen Programmkinos ein ausgezeichneter Film über die 2006 verstorbene Hilde Domin (Preisträgerin 1995). Die junge Regisseurin Anna Ditges hat ihn gedreht und die Aura, die Hilde Domin als Dichterin und als kritische Zeitzeugin weit über Deutschland hinaus ausgestrahlt hat, eindringlich ins Bild gesetzt.

Und schließlich eine Leseempfehlung vom neuen KAS-Preisträger 2008: Ralf Rothmanns Roman „Milch und Kohle“, der Schlussteil seiner Ruhrpott-Tetralogie, fasst alle großen Themen seines Werkes ebenso spannend wie eindringlich zusammen: das soziale Industrienmilieu des Ruhrgebiets der 1960er und 1970er Jahre, Migration und Integration von Nichtdeutschen in Deutschland, Generationskonflikte, Freiheitsverlangen und Verantwortungsethos, Religion und Spiritualität.

Und hier die (unvollständige) Liste empfehlenswerter Bücher:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  • Focus präsentiert: Ausgezeichnet!

    International preisgekrönte Bücher und Autoren 2007/2008.

  • Louis Begley: Zwischen Fakten und Fiktionen. Heidelberger Poetikvorlesungen. Übersetzt von Christa Krüger (Suhrkamp)
  • - : Die ungeheure Welt, die ich im Kopfe habe. Über Franz Kafka. Übersetzt von Christa Krüger (Suhrkamp)
  • Hilde Domin: Ich will dich. Der Film (Anna Ditges, D 2007) www.ichwilldich-derfilm.de
  • Thomas Hürlimann: Der Sprung in den Papierkorb. Geschichten und Gedanken am Rand (Ammann Verlag)
  • Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt. Roman (rororo)
  • Daniel Kehlmann. Hrsg. von Heinz Ludwig Arnold (Text + Kritik).
  • Daniel Kehlmanns „Die Vermessung der Welt“. Hrsg. von Gunther Nickel (Rowohlt).
  • Walter Kempowski: Das Echolot. Fuga furiosa. Ein kollektives Tagebuch Winter 1945 (btb Verlag)
  • Ralf Rothmann: Milch und Kohle. Roman (Suhrkamp, 2000)
  • Burkhard Spinnen: Gut aufgestellt. Kleiner Phrasenführer durch die Wirtschaftssprache (Herder)

 

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erscheinungsort

Sankt Augustin Deutschland