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Editorial
Machtverschiebungen sind ein grundlegendes Phänomen in der internationalen Politik. „So wie Bauern und Meteorologen versuchen, Stürme vorherzusagen“, schrieb der US-amerikanische Politikwissenschaftler Joseph S. Nye im Jahr 1990 unter dem Eindruck der endgültigen Auflösung der bipolaren Weltordnung, „versuchen Staatenlenker und Analysten, die Dynamik hinter den großen Machtverschiebungen zwischen den Nationen zu verstehen.“
von Gerhard Wahlers
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Lasst uns den Neuen Westen bauen!
„America is back!“ Mit US-Präsident Joe Biden ist eine ambitionierte transatlantische Politik möglich. Wir sollten mit aller Kraft daran arbeiten, das Bündnis zwischen Europa und den USA neu zu schmieden. Alles andere wäre fatal. Uneinigkeit im Westen hilft nur unseren Systemrivalen China und Russland. Was wir jetzt tun müssen.
von Peter Beyer
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Eine Frage der Identität
Die EU muss ein globaler Akteur in der sich ändernden Weltordnung werden
Die innere Verfassung der Europäischen Union ist aktuell von Zerrissenheit geprägt. Im Kern weist diese Uneinigkeit zur Identitätsfrage: Was ist die EU? Gleichzeitig zwingt auch die sich wandelnde Weltordnung die EU zu klären, wer sie sein will. Hier ist die Antwort eindeutig: Sie muss sich auf den Weg machen, ein globaler Akteur zu werden.
von Hardy Ostry, Ludger Bruckwilder
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„Das internationale System steht unter erheblichem Druck“
Deutschlands zweijährige Mitgliedschaft im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen
Die vergangenen zwei Jahre war Deutschland nichtständiges Mitglied im VN-Sicherheitsrat. Für die Auslandsinformationen spricht Andrea Ellen Ostheimer, Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in New York, mit dem Diplomaten Christoph Heusgen über die Herausforderungen und Erfolge dieser Zeit, die Rolle Chinas und Russlands sowie den außenpolitischen Kompass der Bundesrepublik.
von Andrea Ellen Ostheimer
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Sicherheitspolitik im Indopazifik
Wie kommt Deutschland von Worten zu Taten?
In ihren neuen „Leitlinien zum Indo-Pazifik“ verspricht die Bundesregierung, außenpolitisch mehr Verantwortung zu übernehmen, um globalen Machtverschiebungen und regionalen Herausforderungen gerecht zu werden. Wie aber könnte eine ambitionierte Indopazifikpolitik konkret aussehen? Und was wird in der Region von Deutschland erwartet? Eine Analyse anhand der Beispiele Indien, Japan und Singapur.
von Lewe Paul, Isabel Weininger
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„A new and less benign strategic area“
Australien als Ordnungsmacht im Indopazifik
„A new and less benign strategic area“ verkündete Australiens Premierminister Scott Morrison im Zuge der Veröffentlichung der neuen australischen Verteidigungsstrategie 2020. Mit dem Beginn einer neuen Ära, definiert durch das Ende der unangefochtenen Hegemonie der USA und den anscheinend unaufhaltsamen Aufstieg Chinas, verschiebt sich das Selbstbild Australiens hin zur Regionalmacht und zum Hüter einer regelbasierten Ordnung im Indopazifik. In diesem Raum hat sich, so schnell und dramatisch wie in wohl keiner anderen Region der Welt, das geoökonomische und geostrategische Gewicht verändert. In seiner Schlüsselposition im Südwestpazifik und östlichen Indischen Ozean nimmt Australien eine proaktive Führungsrolle an – gemeinsam mit gleichgesinnten Partnern in der Region und der Welt.
von Beatrice Gorawantschy, Barbara Völkl
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COVID-19 als Beschleuniger einer globalen Machtverschiebung?
Chinas wachsende ideologische Einflussnahme in Afrika
Der Kampf gegen die COVID-19-Pandemie ist nicht nur ein Kampf gegen SARS-CoV-2, sondern auch Teil des Wettbewerbs um globale Deutungshoheit und politische und wirtschaftliche Einflussnahme. Besonders vor dem Hintergrund der sich verschlechternden Beziehungen zwischen China und den USA wird das jeweilige Krisenmanagement und dessen (Miss-)Erfolg dabei zum Politikum. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) nutzt die Pandemie dementsprechend auch auf ideologischer Ebene, um eine globale Machtverschiebung voranzutreiben – und der afrikanische Kontinent steht dabei besonders im Fokus.
von Anna Wasserfall, Tom Bayes
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Von der Kunst, Freunde zu gewinnen
Wie Lateinamerikas Parteien von China verführt werden
Lateinamerikas Parteien geraten zunehmend in den Fokus Chinas. Mit opulenten Besuchsprogrammen und diplomatischem Druck spannt Peking lateinamerikanische Parteifunktionäre für seine geopolitischen Machtambitionen ein. Ohne eine kritische Debatte in der Öffentlichkeit droht die Rhetorik der bilateralen „Freundschaft“ die lateinamerikanischen Demokratien zu untergraben. Ein Parteiendialog auf Augenhöhe zwischen der Kommunistischen Partei Chinas und den demokratischen Kräften Lateinamerikas bleibt eine gefährliche Illusion.
von Juan Pablo Cardenal, Sebastian Grundberger
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Von Brücken und Toren
Das Regionalmachtstreben der Türkei
Die Brücke nach Asien. Das Tor zum Nahen Osten und nach Europa. Die Türkei wird seit Jahrhunderten als ein Land zwischen der westlichen und östlichen Welt betrachtet. Sei es wegen der türkischen Militärstützpunkte, die von der NATO als Brückenköpfe in den Nahen Osten genutzt werden, oder wegen der Drohungen von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, den Millionen der von der Türkei beherbergten Flüchtlinge „die Tore“ nach Europa zu öffnen: Das NATO-Mitglied und der EU-Beitrittskandidat Türkei stellt die westliche Allianz in den letzten Jahren zunehmend vor vollendete Tatsachen.
von Walter Glos, Nils Lange
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Digitale Technologie als neue Machtressource
Konflikte im virtuellen Raum
Digitale Fähigkeiten gewinnen in der internationalen Politik zunehmend an Bedeutung. Staaten, die in der Lage sind, Cyberoperationen durchzuführen, können ihren internationalen Gestaltungsspielraum deutlich erweitern. Dies gilt in besonderer Weise für kleine und mittlere Staaten, die über geringe traditionelle Machtressourcen verfügen. Denn mithilfe von Cyberfähigkeiten können sie auch mächtigere Staaten empfindlich schwächen.
von Jason Chumtong, Christina Stolte