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kurzum

De-Dollarisierung der Weltwirtschaft?

Warum der Renminbi nicht als neue Leitwährung taugt

In jüngster Zeit tauchten vermehrt Meldungen über eine vermeintliche De-Dollarisierung der Weltwirtschaft auf. Die Dominanz des US-Dollars bei der Finanzierung des internationalen Handels sowie seine herausgehobene Rolle als Reservewährung würden demnach durch den Aufstieg des Renminbi und den Aufbau eines BRICS-eigenen Zahlungssystems bedroht.

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Bedeutungszuwachs des Renminbi ist keine neue Entwicklung

Und in der Tat nimmt die Bedeutung der chinesischen Währung zu. Das ist jedoch angesichts der Stellung Chinas im Welthandel nicht verwunderlich. Und es handelt sich auch nicht um eine neue Entwicklung. Bereits Ende 2013 meldete der Dienstleister SWIFT, dass der Renminbi in dem Markt für Akkreditive, einem klassischen Instrument der Außenhandelsfinanzierung, erstmals den Euro überholt hatte und damit für einige Zeit auf Platz zwei hinter den Dollar aufgerückt war. Gleichzeitig ist der Abstand zum US-Dollar sowohl hier als auch bei anderen Indikatoren weiterhin so groß, dass eine baldige Ablösung als globale Leitwährung auch bei weiteren Zugewinnen des Renminbi nicht zu erwarten ist. So notierten Ende 2022 mehr als 58 Prozent der allokierten Währungsreserven weltweit in US‑Dollar und rund 20 Prozent in Euro. Der Renminbi lag hingegen mit knapp 2,7 Prozent noch hinter dem japanischen Yen und dem britischen Pfund.

Hinzu kommt, dass der Aufstieg des Renminbi nicht zwangsläufig mit einem Bedeutungsverlust des Dollars einhergehen muss. Während der Dollar über Jahrzehnte hinweg stabil an rund 88 Prozent aller Währungsgeschäfte weltweit beteiligt ist, entsprechen die anteilsmäßigen Zugewinne des Renminbi der letzten 20 Jahre von 0,1 auf 7 Prozent den Verlusten des Euro im gleichen Zeitraum von 37,4 auf 30,5 Prozent. Und auch ein Blick auf den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds, der in periodischen Abständen an die Bedeutung der Währungen im Welthandel und an den Finanzmärkten angepasst wird, verdeutlicht dies: Betrug das Gewicht des Euro vor der Aufnahme des Renminbi als Korbwährung noch 37,4 Prozent, so sind es seit August 2022 nur noch 29,31Prozent. Der Anteil des US-Dollars ist hingegen im gleichen Zeitraum leicht angestiegen und wurde offensichtlich nicht durch die Aufnahme der chinesischen Währung geschwächt.

 

Zinsentwicklung und Sanktionen gegen Russland begünstigen den Renminbi kurzfristig

Dass der Renmimbi aktuell dennoch für so viele Schlagzeilen sorgt, liegt auch an zwei kurzfristig wirkenden Faktoren. Da ist zum einen die unterschiedliche Zinsentwicklung. Die FED hat den Leitzins seit 2022 in zehn Schritten von 0,25 auf 5,25 Prozent erhöht. Dieser Anstieg verteuert die Finanzierungskosten in US-Dollar erheblich. Die chinesische Zentralbank hat ihren Leitzins hingegen im gleichen Zeitraum auf aktuell 3,65 Prozent gesenkt und hält die Währung damit weiter künstlich unterbewertet. Finanzierungen in Renmimbi sind damit aktuell verhältnismäßig günstig. Angesichts der schnell zurückgehenden Inflation in den USA dürfte dieser Trend jedoch nicht langfristig anhalten.

Zum anderen haben auch die Sanktionen gegen Russland einen starken statistischen Effekt. Ein großer Teil des russischen Außenhandels erfolgt mangels Alternativen nun mit China. So exportiert Russland große Mengen Erdöl über den Nahen Osten und Malaysia nach China und erhält dafür Yuan. Weitere Yuan aufgrund der Sanktionen erhält Russland aus Bangladesch für den Bau des Kernkraftwerkes Ruppur. Vorhergehende Zahlungen wurden noch in Dollar geleistet und wären ohne den Krieg und seine Folgen mit Sicherheit weiterhin in Dollar erfolgt. Der jüngste Zugewinn des Renminbi erfolgte also weniger aus einer Stärke der chinesischen Währung heraus, denn aus einer Schwäche Russlands.

 

Langfristig bremsen Kapitalverkehrskontrollen und fehlende Finanzinstrumente den Renminbi

Für einen langfristigen weiteren Aufstieg des Renminbi fehlt es jedoch aktuell noch an entscheidenden Faktoren. Länder wie Russland, Saudi-Arabien und Brasilien müssen eine sinnvolle Verwendung finden für etwaige Yuan, die sich aufgrund des Exports von Rohstoffen ansammeln könnten. Eine mit der universellen Einsetzbarkeit des US-Dollars auch nur im Ansatz vergleichbare Möglichkeit gibt es für Yuan bislang nicht. Unter anderem fehlt es dafür an einer Vielzahl bilateraler Abkommen, die Zahlungen in Yuan ermöglichen würden. Auch der für die Anlage nötige Markt für Finanzinstrumente ist bislang kaum entwickelt.

Ein ganz entscheidendes Argument gegen eine unmittelbar bevorstehende De-Dollarisierung der Weltwirtschaft ist darüber hinaus die fehlende Transparenz der chinesischen Währungspolitik und das daraus resultierende mangelnde Vertrauen. Beides ist für eine globale Leitwährung jedoch unabdingbar. Solange China seine Kapitalverkehrskontrollen aufrechterhält, wird der Bedeutungszuwachs des Renminbi begrenzt bleiben, auch in Ländern, die China politisch näherstehen als den USA. Der Finanzanalyst Diego Faßnacht formulierte das Dilemma so: „Wer möchte schon sein Geld so aufbewahren, dass er vom Wohlwollen der chinesischen Regierung abhängig ist, ob er es nutzen kann?“

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Gunter Rieck Moncayo

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