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Reportajes internacionales

Der Papst im Heiligen Land – Eine gemischte Bilanz

Die Bilanz des Papstbesuches im Heiligen Land ist insgesamt gemischt. Organisatorisch lief zwar alles ohne ernste Zwischenfälle. Jedoch lösten die Reden und Gesten des Papstes geteiltes Echo aus. Dies gilt insbesondere für die Rede in Yad Vashem, die für Israel als zentral angesehen wurde und mit welcher besonders hohe Erwartungen verbunden waren. – Für die Christen im Heiligen Land war der Besuch des Papstes eine besondere Ermutigung.

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Der Besuch des Papstes im Heiligen Land stellte von vornherein eine besondere Herausforderung für alle Beteiligten dar. Für die noch jungen diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan (seit 1993) war der Besuch besonders wichtig. Hohe Erwartungen waren mit dem Besuch des Papstes verbunden, der nicht immer wieder mit dem Besuch seines in Israel beliebten Vorgängers vor neun Jahren verglichen wurde. Nach der israelischen Militäroperation im Gazastreifen war zunächst nicht klar, ob der Papst tatsächlich nach Israel kommen würde und ob dies nicht als falsches Zeichen verstanden werden könnte. Auf israelischer Seite wurde im Vorfeld vor allem das Verhalten des Vatikan in der Affäre um Bischof Williamson genau beobachtet.

Die neue israelische Regierung unter Benjamin Netanjahu wollte jedoch zeigen, dass sie eine gute Gastgeberin ist und war an einem gut und positiv verlaufenden Besuch besonders interessiert. Am letzten Tag machten noch einmal von der Polizei aufgedeckte Anschlagspläne Schlagzeilen. Insgesamt ist der Besuch aber organisatorisch zur Zufriedenheit der israelischen Gastgeber verlaufen. Allerdings lösten die Inhalte des – auch – als politisch agierenden Papstes Diskussionen aus.

Natürlich spielte für Christen – und letztlich auch aus der Sicht des Vatikan – vor allem der Besuch des Papstes an den historischen Stätten der Christenheit eine entscheidende Rolle. Papst Benedikt hatte bei seinem Besuch besonderen Wert auf die Stärkung der lokalen Christen gelegt. Vor allem aus den palästinensischen Autonomiegebieten sind in den letzten Jahrzehnten viele Christen ausgewandert. Christen sitzen zwischen allen Stühlen: Als Christen sind sie eine Minderheit unter Muslimen. Dies gilt zunächst in den palästinensischen Autonomiegebieten. Inzwischen sind Städte wie Bethlehem, die bis vor wenigen Jahrzehnten noch christlich dominiert waren, mehrheitlich muslimisch. Aber als Christen stehen sie auch in der jüdisch-christlichen Tradition, müssen sich theologisch mit Israel auseinandersetzen. Dies kollidiert häufig mit praktischen Erfahrungen mit dem heutigen Israel. Auf dem Staatsgebiet Israels stellen sie als Christen eine Minderheit innerhalb der nicht-jüdischen Minderheit dar. Wirtschaftlich geht es ihnen in Israel häufig besser als in den palästinensischen Autonomiegebieten, aber als Minderheit in der Minderheit (ca. 10% der Nicht-Juden in Israel sind Christen, absolut ca. 150.000) sind sie auch in Israel unter Druck.

Bei seiner Messe im Kidrontal in Jerusalem hatte der Papst so besonders die Christen angesprochen, ihnen Mut zugesprochen und zum Bleiben im Heiligen Land aufgerufen. Als besonderes Zeichen an die lokalen Christen wurde auch die Messe in Nazareth verstanden: der Vatikan entschied sich für die größte arabische Stadt in Israel mit 50–70.000 Einwohnern und nicht für die jüdisch-arabische Stadt Haifa.

In der öffentlichen Diskussion in Israel spielte dagegen die Haltung des Papstes, der auch in besonderer Weise als deutscher Papst wahrgenommen wird, zu Juden und zu Israel eine hervorgehobene Rolle und weniger seine Besuche der christlichen Stätten. Höhepunkt aus dieser Sicht war die Rede des Papstes in Yad Vashem, welche mit großer Spannung und hohen Erwartungen entgegengesehen wurde. Die Rede fand in den Medien die größte Aufmerksamkeit von allen Auftritten des Papstes während seiner Reise.

Insgesamt wurde die Rede unterschiedlich wahrgenommen. Positiv wurde u. a. vermerkt, dass der Papst überhaupt nach Yad Vashem kam. Die Kritik bezog sich nicht darauf, was der Papst gesagt hatte, sondern darauf, was er nicht gesagt hatte. So wurde enttäuscht kommentiert, dass er – vor allem auf dem Hintergrund der Diskussion um den Holocaustleugner Williamson - nicht die sechs Millionen Juden erwähnt habe, nicht von „ermordeten” sondern von „getöteten Opfern” gesprochen hatte, dass er – als deutscher Papst nicht die Nazis als Täter erwähnt habe, auch dass er nicht um Vergebung gebeten hatte wie sein Vorgänger.

Insofern wurde die Rede als verpasste Chance wahrgenommen. Vatikansprecher Lombardi hatte zusätzlich dazu beigetragen, dass in den Medien die Vergangenheit des Papstes eine Rolle spielte und auch während des Besuches im Fokus stand, als er explizit erklärte, dass der Papst „niemals, niemals, niemals“ in der Hitlerjugend gewesen sei. Darüber hinaus gab es aber auch positive Stimmen, welche die Rede für ausgewogen und passend befunden und die Kritik daran für überzogen hielten. Auch der Generalsekretär von Yad Vashem, Rabbiner Lau, sprach positiv davon, dass der Papst sich gegen Holocaustleugnung ausgesprochen hatte, zitiert wurde aber meist nur seine Kritik an der „theologischen” Rede, die für Rabbi Lau vor allem keine persönliche Betroffenheit gezeigt habe. Holocaustüberlebende, welche der Papst im Anschluss an die Rede getroffen hatte, waren mit dem Besuch des Papstes in Yad Vashem zufrieden.

Zu einem Eklat kam es bei einem Treffen mit Vertretern interreligiöser Organisationen. Der Papst hatte hier in seiner sehr theologischen Rede die Bedeutung des interreligiösen Dialogs hervorgehoben und dafür geworben, dass Unterschiede in den Religionen nicht die Gemeinsamkeiten verdecken dürften – insbesondere den Glauben an die Transzendenz.

Auf der Bühne saßen u. a. auch der Oberrabbiner von Haifa, Shear Jashuv Cohen und der als gemäßigt geltende oberste Scheich der muslimischen religiösen Gerichtshöfe aus Ramallah, Scheich Taysir Tamimi. Beide waren nicht als Redner vorgesehen. Tamimi hatte sich dennoch während der Veranstaltung von Patriarch Twal die Erlaubnis geben lassen, den Papst in kurzen Worten begrüßen zu dürfen. Dies nutze er dann aber für eine Hasstirade auf Israel in arabischer Sprache. Patriarch Twal konnte ihn nicht stoppen, brach dann aber die Veranstaltung nach der Rede Tamimis ab.

Diese Veranstaltung hat vor allem die Bemühungen um eine interreligiöse Verständigung nicht einfacher gemacht. Kritiker des interreligiösen Dialogs sahen sich in ihrer Auffassung bestätigt, dass ein Dialog mit Muslimen nicht möglich sei, wenn schon als gemäßigt geltende Vertreter des Islam sich so verhielten. Der Generalsekretär des Oberrabbinats, Oded Wiener, kündigte jedweden Dialog auf, solange Tamimi in der interreligiösen Dialogkommission säße.

Über den eintägigen Besuch des Papstes in den palästinensischen Autonomiegebieten wurde in Israel kaum berichtet. Der Papst hatte in Bethlehem vor der Geburtskirche eine Messe gelesen, an der auch Christen aus Gaza teilnahmen und u. a. ein Flüchtlingslager direkt an der Sperrmauer besucht. Von israelischer Seite wurde besonders registriert, dass er an dieser Stelle von Mauern sprach, die keinen Bestand haben, wie auch von einem Recht der Palästinenser auf ein Heimatland („homeland”), aber dort die Zwei-Staaten-Terminologie umging.

Vom Gespräch des Papstes mit Benjamin Netanjahu sind keine Einzelheiten bekannt geworden. Beide haben offenbar über Friedensaussichten in der Region gesprochen. Netanjahu hat außerdem den Papst gebeten, sich mit seiner Autorität gegen die anti-jüdische Rhetorik des iranischen Präsidenten Ahmadinechads einzusetzen.

Noch auf dem Flughafen kurz vor seiner Abreise mit einer Sondermaschine der EL AL nach Rom sagte der Papst: „Möge es universell anerkannt sein, dass der Staat Israel ein Recht auf Existenz hat und ein Recht auf Frieden wie Sicherheit in international abgestimmten Grenzen.” Erst jetzt sprach er gegenüber Präsident Shimon Peres von einer Zwei-Staaten-Lösung und bezeichnete sich als „Freund Israels” und als „Freund des palästinensischen Volkes”.

Aus der Sicht der lokalen Christen begann der Besuch mit Enttäuschung. Die zum Teil als besonders politisch wahrgenommenen Reden in Bethlehm und die Messe in Nazareth haben diese Sicht aber umgekehrt. Christen fühlen sich gestärkt: die Messe mit 45.000 Teilnehmern hat vielen neuen Mut gemacht und gezeigt, dass Christen hier nicht allein sind.

Eine Kommentatorin der Jerusalem Post fasst den Besuch für die jüdische Perspektive damit zusammen, dass er viele Zufriedene, aber auch viele Enttäuschte hinterlassen habe. Zu hohe Erwartungen wären aus Unverständnis über die Möglichkeiten und Grenzen des Papstes enttäuscht worden.

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Auslandsbüro Israel

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