Am 22. Mai 2025 fand in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin eine hochkarätig besetzte Kooperationsveranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung mit der Landesvertretung des Freistaates Sachsen statt. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie sich die Ukraine im Kontext des russischen Angriffskrieges und der europäischen Integration behaupten kann und welche Rolle Deutschland und Europa dabei spielen.
Zur Begrüßung führte Dr. Joachim Klose, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Berlin, in die Thematik ein. Er betonte, dass der Krieg gegen die Ukraine das Verhältnis zwischen Europa und seinen östlichen Nachbarn grundlegend verändert habe. „Die Ukraine ist näher an Europa gerückt“, so Klose, doch daraus ergäben sich auch neue Herausforderungen und Verantwortlichkeiten. Er warf die Frage auf, ob der Vorwurf der Zögerlichkeit des Westens und einer zu langen Reaktionszeit berechtigt sei.
Markus Franke, der Bevollmächtigte des Freistaates Sachsen beim Bund, hob die Bedeutung gemeinsamer Werte wie Demokratie, Freiheit und Verlässlichkeit hervor, die es nicht nur in Europa, sondern auch in der Ukraine zu bewahren gelte. Er unterstrich das besondere Engagement Sachsens und die enge Verbindung zur Ukraine, die durch die langjährige Arbeit von Prof. Dr. Georg Milbradt gestärkt werde.
In der anschließenden Podiumsdiskussion „Demokratische Ukraine? Herausforderungen für die Integration der Ukraine in die EU“, die von Birgit Wentzien, der Chefredakteurin des Deutschlandfunks moderiert wurde, diskutierten namhafte Experten über Perspektiven und Herausforderungen des ukrainischen Weges nach Europa.
Prof. Dr. Georg Milbradt, Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die Ukraine und Ministerpräsident a.D. des Freistaates Sachsen, machte deutlich, dass Europa dringend Antworten auf grundlegende Fragen finden müsse: „Was möchte Europa erreichen und in welche Richtung soll es gehen?“ Er warnte vor weiterem Zeitverlust und appellierte an Europa, sich entschieden für ein freiheitliches und wertebasiertes Miteinander zu positionieren.
Marieluise Beck vom Zentrum Liberale Moderne betonte, dass der Krieg ein Lackmustest für Europa sei. „Wir hätten nie gedacht, dass wir erneut einen Krieg auf europäischem Boden erleben würden. Doch gerade jetzt müssen wir Europäer uns einmischen und Verantwortung übernehmen“, forderte sie.
Der ukrainische Schriftsteller Andrej Kurkow lenkte den Blick auf die Zivilgesellschaft seines Landes. Diese sei ein entscheidender Stabilitätsfaktor und oft stärker als politische Eliten. Trotz der dramatischen Lage herrsche in der Bevölkerung ein bemerkenswerter Optimismus und Wille zum Wiederaufbau.
Prof. Dr. habil. Krzysztof Ruchniewicz, Beauftragter Polens für die deutsch-polnische Zusammenarbeit, mahnte, dass es nun an der Zeit sei, Europas Standpunkt neu zu definieren. Abschreckung allein reiche nicht aus – gefragt seien Zusammenhalt und ein klares Bekenntnis zum europäischen Potenzial und zu einer gemeinsamen Zukunft mit der Ukraine.
Einigkeit herrschte auf dem Podium darüber, dass der Wiederaufbau der Ukraine nur gelingen könne, wenn postsowjetische Strukturen abgebaut und echte lokale Selbstverwaltungen etabliert würden. Subsidiarität müsse den "sowjetischen Zentralismus" ablösen, um den Menschen Perspektiven und eine Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen. Dabei seien verlässliche Ansprechpartner, Investitionsgarantien und langfristiges Engagement der internationalen Gemeinschaft – insbesondere auch deutscher Unternehmen – unverzichtbar.
Die Veranstaltung machte deutlich: Der Krieg in der Ukraine ist nicht nur eine nationale Tragödie, sondern ein Prüfstein für Europa. Die Diskussionen zeigten, dass Europa viel zu gewinnen, aber auch viel zu verlieren hat. Es bedarf mutiger Entscheidungen, eines klaren Wertebekenntnisses und des festen Willens, der Ukraine dauerhaft zur Seite zu stehen.
Fotos: Jan-Philipp Burmann / City-Press
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