Nach wie vor sind diese offiziellen COVID-19-Zahlen der mexikanischen Regierung äußerst fragwürdig. Das mexikanische Gesundheitsministerium geht davon aus, dass für jeden getesteten Corona-Fall höchstwahrscheinlich acht weitere, unentdeckte Fälle existieren. Die Dunkelziffer der Infizierten in Mexiko bleibt damit ausgesprochen hoch. Die WHO hat Mexiko als Land mit der höchsten Sterberate in Lateinamerika ausgewiesen (7,52 Todesfälle auf 100 Infektionsfälle). Dies ist wohl auch darauf zurückzuführen, dass in Mexiko so wenig getestet wird, wie in keinem anderen OECD-Land (0,4 Tests auf 1000 Personen, der OECD-Durschnitt liegt bei 22,9), weshalb hauptsächlich schwerwiegende Fälle „entdeckt“ und registriert werden.
Nichtsdestotrotz setzt die mexikanische Regierung weiterhin auf freiwillige Maßnahmen und wirbt im Rahmen der „Jornada Nacional de Sana Distancia“ mit Abstandsgebot und freiwilliger Quarantäne. Präsident Andrés Manuel López Obrador (AMLO) verkündete aber bereits am 16. April, dass Zonen mit wenigen Fällen am 17. Mai ihre Aktivitäten wieder normal aufnehmen können, der Rest des Landes würde das Distanzgebot bis zum 30. Mai weiterführen.
Diese optimistischen Fristen wurden auch nicht angepasst, als Mexiko am 21. April offiziell „Phase 3“ der Epidemie erreichte, worunter die Regierung die unkontrollierte Weiterverbreitung des Virus in der Bevölkerung versteht. Die Abstandsmaßnahmen sollten zwar verstärkt werden, bei der Bevölkerung entstand aber eher der Eindruck es wäre jetzt bald alles vorbei. Dies wurde dadurch bestärkt, dass die Regierung den Höhepunkt der Infektionen für den 8. Mai ankündigte. Fraglich bleibt aber, wie dieser Höhepunkt bestimmt wurde, und warum und wie stark die Infektionszahlen danach abflachen werden.
Trotz eiliger Restrukturierungsmaßnahmen und Notfalleinkäufen auf Bundes- und Länderebene bleibt die Gesundheitsinfrastruktur in Mexiko extrem schwach, die Zahl der Intensivbetten und Beatmungsgeräte ist äußerst knapp.
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