Der Dichter Franz Fühmann und seine "Lebenswenden" - www.kas.de
Conférence
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Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat dem Thema „Freiheit“ eine ungeahnte Aktualität verliehen und löst im kulturellen Gedächtnis Assoziationen aus. So war der Arbeiteraufstand am 17. Juni 1953, dessen 70. Jahrestag wir in diesem Jahr begehen, die erste große Bewegung gegen die damalige sowjetische Fremdherrschaft in Mittel- und Osteuropa nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Die russischen Panzer wurden zum ikonischen Sinnbild der Unterdrückung. Die Veranstaltungsreihe thematisiert Aspekte, die zum Arbeiteraufstand 1953 führten und jene, die die Freiheit bis in die Gegenwart hinein bedrohen.
Franz Fühmann hat 1973 in einem grundlegenden Beitrag auf den "individuellen Beitrag eines Schriftstellers" verwiesen, der nicht zuletzt von „Herkunft, Werdegang, emotional-geistigem Charakter, Regung, Erfahrung“ abhängt. Damit ist auch etwas über die eigene Biographie gesagt, in der es zu ‚Wandlungen‘ kam. Dazu gehören zunächst seine böhmische Herkunft und Erfahrungen der sowjetischen Kriegsgefangenschaft, die er als seine wahre „Lebenswende“ bezeichnet. Er erkennt für sich, dass er „über Auschwitz in die andere Gesellschaftsordnung“ gekommen ist und wird schließlich zum prominenten Kritiker der „gestockten Widersprüche“ in der DDR . Der Beitrag wird sich unter Nutzung von neu erschlossenem Archivmaterial aus russischen Archiven Franz Fühmann nähern und versuchen, seinen herausragenden Rang für die DDR-Literatur einsehbar zu machen.
Carsten Gansel ist ein deutscher Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer. Er ist Professor für Neuere Deutsche Literatur und Germanistische Literatur- und Mediendidaktik an der Universität Gießen.