Agrégateur de contenus

Présentations & compte-rendus

Die Welt in einem Boot

Zukunftsfragen im Zeitalter der Globalisierung

Wochenendseminar mit Prof. Dr. Hans-Rimbert Hemmer von der Universität Giessen, Prof. Dr. Christian Schönwiese von der Universität Frankfurt a.M. und dem Mathamtiker Jürgen-Friedrich Hake vom Forschungszentrum Jülich

Agrégateur de contenus

(Erfurt, den 05.- 07. März 2004)

Die Globalisierung ist ein Prozess den wir nicht aufhalten können. Uns obliegen zwei Optionen. Entweder wir lassen die Globalisierung wie eine Flutwelle über uns hereinbrechen – unkontrolliert und zerstörerisch - oder wir versuchen Schutzwälle bzw. Richtlinien und Rahmenbedingungen aufzustellen, um den Prozess zu kontrollieren.

Die "Welt in einem Boot“– Zukunftsfragen im Zeitalter der Globalisierung – so das Thema an diesem Wochenende. Ziel der Referenten war es sachlich und verständlich zu erläutern, was das „Boot“ ist, wer und wohin das „Boot“ steuert. Fokussiert wurden dabei die Probleme und Herausforderungen der Bereiche Umwelt und Energie.

Mit dem Begriff der Globalisierung verbinden sich bei den Menschen in allen Erdteilen Hoffnungen und Ängste. Dabei ist folgendes auffällig: wer Einfluss auf das globale Geschehen hat spricht typischerweise positiv bis enthusiastisch über die Globalisierung. Wer sich machtlos und ausgeliefert fühlt, bei dem überwiegen die Ängste oder Zweifel. Globalisierung ist die weltweite, vorrangig wirtschaftliche, Verflechtung. Der Begriff war vor den 1990er Jahren nicht in Gebrauch. Man sprach von der Internationalisierung der Wirtschaft.

Den Rahmen in welchem wir uns im weiterem Verlauf des Seminars bewegen sollten, spannte Prof. Dr. Hans-Rimbert Hemmer von der Universität Gießen. Er erläuterte uns die Begrifflichkeit der Globalisierung und betrachtete in seinem ersten Vortrag vor allem die Chancen und Probleme des weltweiten Verflechtungsprozesses aus ökonomischer Sicht. Ausgehend von dem Definitionsversuch, das Globalisierung die extreme Internalisierung des wirtschaftlichen, sozialen, politischen und kulturellen Geschehens beinhaltet, ging er im Nachfolgenden auf die Grundlagen der Globalisierung ein. Prof. Hemmer sieht in dem abendländischen Weltbild eine sozio-kulturelle Grundlage der Globalisierung, die universelle Gültigkeit beansprucht. Die kennzeichnenden Grundpfeiler werden u.a. durch Demokratie und Marktwirtschaft, Rechtsstaatlichkeit und gesellschaftlichen Pluralismus charakterisiert. Die Liberalisierung des Handels und des Kapitalverkehrs, die weltweite Zunahme der Produktionskapazitäten und der im schneller werdende, technische Fortschritt sind hierbei die genannten Ursachen der Globalisierung. Der Prozess spiegelt sich in allen Lebensbereichen der Menschen wider. Die Auswirkungen lässt die Schere zwischen Arm und Reich immer größer werden. Kritiker der Globalisierung bemerken die Verdrängung vieler traditioneller Kulturen und die mit dem technischen Fortschritt einhergehenden Umweltprobleme, auf die im Verlauf des Seminars näher eingegangen wurde. Wünschenswert wäre eine weitere Betrachtung der Problematik aus kultureller und ökologischer Hinsicht gewesen. In der anschließenden Diskussion wurde vor allem Fragen der Globalisierung Deutschland betreffend aufgeworfen.

In einem zweiten Vortrag wurden von Prof. Hemmer die Anforderungen an die nationalen Regierungen, die Staatengemeinschaften und internationalen Organisationen betrachtet. Eine Grundvoraussetzung, Globalisierung im eigenen Land politisch zu gestalten, sind politische, rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. In seinen Ausführungen wurde deutlich, dass sich die Wettbewerbspolitik darauf einstellen muss, dass der relevante Markt zur Ermittlung marktbeherrschender Stellungen in den meisten Fällen nicht mehr die einzelne Volkswirtschaft, sondern der Weltmarkt ist. Damit einhergehend ist es ein Erfordernis, die Privatisierung zu stärken und eine Senkung der Transaktionskosten durch Deregulierungspolitik zu regeln. Alle Zweige der Politik sollten prüfen was Globalisierung an Handlungsmöglichkeiten für sie offenläßt. Von der nationalen Ebene bewegten wir uns dann auf die internationale. Hier referierte Prof. Hemmer oft aus dem Blickwinkel der Entwicklungsländer. Neben einer Reform der Internationalen Finanzarchitektur, ging er auf die Notwendigkeit einer internationalen Ordnungspolitik ein. Es ist wichtig für die Industrieländer zu wissen, dass Entwicklungsländer hier nicht nur finanzielle sondern auch ethnisch-moralische Unterstützung von Nöten ist. In einer weiteren angeregten Diskussion wurden einschätzungs - und positionsbezogene Fragen gestellt.

Nachdem wir uns nun einen Überblick über die Globalisierung verschafft hatten wurde die Spezifik der Klimaveränderung durch Prof. Dr. Christian Schönwiese von der Universität Frankfurt erläutert. In einem ersten Punkt definierte der Referent die Differenzierung zwischen Wetter und Klima. Bei einer Klimaveränderung handelt es sich nicht um einzelne Tage oder Wetterphänomene, vielmehr ergeben mehrere Wetterphänomene eine Menge, die zusammengefasst die klimatischen Besonderheiten einer Region definieren.

Mit Datenanalysen und methodologischen Erläuterungen wurden die Teilnehmer auf die vor allem statistische Klimaforschung eingestimmt. Die Ursachen der Klimaveränderung sind dabei sowohl auf natürliche als auch antrophologische Einflüsse zurückzuführen. Interessant war dabei der Aspekt das bis zu den 1980´er und 1990´er Jahren der Trend einer zweiten globalen Eiszeit in der Klimaforschung vorherrschend war. Anhand von Satellitenbildern in unterschiedlichen Spektralanalysen verdeutlichte er die These. Doch seit den 1990´er Jahren ist eine tendenzielle globale Erwärmung nicht mehr zu leugnen. Mit Rekordsommern – beispielsweise das Jahr 2003 - und geringeren Niederschlagsmengen lässt sich diese These aufrechterhalten. In der anschließenden Diskussion wurde vor allem auf eine Hypothese des Professors eingegangen. Er veranschaulichte eine von Kollegen vorgenommene Studie die im Extremfall besagt, dass durch die Klimaveränderung eine Veränderung der Fließbewegungen des Golfstromes hervorgerufen wird, die einen Temperaturunterschied von 6°C im äußersten Norden und 2°C in den europäischen Breiten auslösen würde. Dies rief bei den Teilnehmern, wie auch bei mir, Erstaunen und Unbehagen hervor. Der Professor machte nochmals deutlich das das nur der Extremfall wäre.

Überleitend zum nächsten Referent erläutere Prof. Schönwiese kurz welche Maßnahmen aus Sicht eines Meteorologen für die Zukunft wichtig sind. Diese Aktivitäten bewegen sich hier auf global, regional und nationaler Ebene. Die Akteure der Umweltpolitik wurden im Vortrag von Jürgen-Friedrich Hake, dem Leiter der Systemforschung und technologischen Entwicklung im Forschungszentrum Jülich, näher in Augenschein genommen. Es folgte eine Untergliederung auf internationaler Ebene. Die UNO nimmt die Rolle des „global player“ ein, auf regionaler Ebene greift die EU und auf nationaler Ebene natürlich die nationalen Regierungen. In den letzten Jahrzehnten wird ebenso signifikant der Einfluss von NGO´s (non-governmental-organisations) in der Energie und Umweltpolitik deutlich. Mit dem UN-Summit in Rio 1992 und der daraus entstandenen Agenda 21, der Weltbank und UN-„Rio plus 10“ in Johannesburg werden die Handlungsinstrumente festgeschrieben. Sie bestimmen unter anderem die Kohlendioxid Emissionen, welche in 50 Jahren um die Hälfte reduziert werden sollten.

Da sich die wenigsten Nationen in die „Fesseln“ des Kyoto Protokolls begeben wollen, steht auch heute noch die Frage im Raum - Welche Länder werden in Zukunft noch mehr Emissionen haben? Wie können sie gestoppt werden?

Im Übergang auf die nationale Ebene wurden die signifikantesten Probleme in Deutschland charakterisiert. Den höchsten Emissionsanteil der Umweltbelastung sind Kraft – und Fernheizwerke, Deutschlands Haushalte und der Straßenverkehr. Für den Referenten stellt die Forschung im Bereich der nachhaltigen Energiewirtschaft den wichtigsten Aspekt der zukünftigen Analysen dar. Den statistischen Auswertungen zufolge werden in den nächsten 50 Jahren die fossilen Energieträger fast vollständig aufgebraucht sein. Darum ist es umso wichtiger sich mit alternativer Energieerzeugung auseinander zusetzen, die eine geringere Belastung für Umwelt und Klima zur Folge haben. Vorreiter wird der Einsatz von Solar-, Wind - und Wasserenergie sein. Allerdings spielt die Kostenfrage dabei keine unerhebliche Rolle. Eine andere Variante ist der Einsatz von Kernenergie, diese ist jedoch nach wie vor umstritten und löst zahlreiche Diskussionsansätze aus. Aber jede der hier vorgestellten Alternativen, so der Referent, haben Vor- und Nachteile die bereits umfassend analysiert wurden und werden. Mit dieser Problematik setzte sich die Enquete-Kommission „Nachhaltige Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der Liberalisierung“ intensiv auseinander, deren Mitglied auch der Referent war. Doch nachhaltige Erfolge blieben aus. “Selbst wenn Deutschland in der Lage ist sämtliche Kohlendioxid Emissionen zu eliminieren, so kann Deutschland allein nicht für die globale Umwelt zuständig sein. Auch wir sind auf das Wirken anderer Nationen angewiesen“, so das abschließende Zitat. Anschließend an das Seminar wurde nicht nur über Kernenergie diskutiert, sondern auch wirtschaftliche Themen und Arbeitswege fanden das Interesse der Teilnehmer.

partager

Agrégateur de contenus

comment-portlet

Agrégateur de contenus

Agrégateur de contenus

À propos de cette série

La Fondation Konrad-Adenauer, ses instituts, centres de formation et bureaux à l'étranger proposent tous les ans uin grand nombre de manifestations dédiées à des thèmes différents. À l'adresse www.kas.de, nous vous présentons, de manière actuelle et exclusive, des conférences, événements et symposiums. Outre un résumé thématique, vous trouverez ici aussi du matériel supplémentaire tel que des photos, des manuscrits de discours, des vidéos ou des podcasts radio.

Informations de commande

erscheinungsort

Senegal Senegal