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Susan Vaupel / Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

Veranstaltungsberichte

„Die Geschichte von 1918 kann uns einander näher bringen“

Tagung zum Ende des Großen Krieges und Osteuropa

Seit 11. November 1918 schwiegen die Waffen, nachdem der erste Weltkrieg über vier Jahre lang unendliches Leid und den Tod über Millionen Menschen brachte. In Europa zerfielen die großen Imperien und besonders der Osten des Kontinents erlebte eine einzigartige Neustrukturierung, die die europäische Politik bis heute prägt. Über die Bedeutung des Kriegsendes für das östliche Europa diskutierten Expertinnen und Experten jetzt bei einer Tagung in Berlin.

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Der Erste Weltkrieg brachte Elend, Not und Chaos nicht nur nach Westeuropa, sondern auch in den Osten des Kontinents: Die Zahlen der Opfer in dieser Kriegsregion seien annähernd so hoch gewesen wie im Westen, bemerkt Monika Grütters: Während sich Verdun ins kollektive Gedächtnis eingebrannt habe, wisse kaum jemand um die Schlachten in Galizien oder den Karpaten, so die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien. Sie organisierte zusammen mit dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa das Symposium in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin.

„Bis heute trennt uns die Erinnerung manchmal mehr als sie uns vereint“

Für viele Menschen im Osten, auch die knapp acht Millionen Deutschen in Böhmen, Mähren, Siebenbürgen oder dem Baltikum, verursachte das „Wandern über Grenzen“ nach 1918 „oft Chaos und neues Leid in Osteuropa“, so Matthias Weber vom Bundesinstitut: Auch deswegen gelte: „Bis heute trennt uns die Erinnerung manchmal mehr als sie uns vereint.“

Vor allen Dingen gab es nicht das Kriegsende. Es gab Sieger und Besiegte, immerhin vier Imperien zerfielen in Europa: Das Deutsche Reich, Österreich-Ungarn, das Osmanische Reich und schließlich Russland. Das brachte Identitätskrisen hervor, nicht nur auf höchster Staatsebene, sondern auch ganz persönlich, sagt Catherine Horel: Den Krieg verloren, Vater, Onkel, Bruder oder Sohn gefallen, alles bricht zusammen, diese Empfindungen und Traumata verursachten die vielfältigsten Emotionen - Frustration, Revanche, Revisionismus, so die Historikerin von der Universität Paris I.

„Neue nationale Narrative“

Diese Gefühlslagen gepaart mit dem entstandenen „Machtvakuum in Europa“ ließen „neue nationale Narrative in den jeweiligen Ländern entstehen“, analysiert Horel. Für Polen stehe 1918 für die Wiedererlangung der Unabhängigkeit, auch wenn der Krieg im Land weitergeführt wurde. Rumänien und Serbien hätten zu den Siegern gehört, auch die baltischen Staaten feiern 2018 hundert Jahre Unabhängigkeit. Für Ungarn hingegen sei 1918 ein Trauma, so Weber. Er meint, nationalistische Bewegungen und Bestrebungen in den osteuropäischen Staaten der Europäischen Union könnten auch mit 1918 erklärt werden.

In Europa „das Verbindende sichtbar machen“

Was heute jedoch vor allem zähle, sei der Wunsch in Europa, in Frieden zusammenzuleben. Und so appellierte Grütters an die hart erarbeiteten Vorteile des europäischen Netzwerks, dass „das Verbindende sichtbar machen kann, wo sonst das Trennende herrscht.“ Dafür müsse die „europäische Idee neu justiert werden“. Und eines habe die Menschen Osteuropas 1918 geeint, nämlich der Wunsch nach Demokratie, Rechtsstaat, freien Wahlen und Medien, so Weber, der deswegen das Fazit zieht: „Die Geschichte von 1918 kann uns einander näher bringen.“

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Kontakt

Dr. Tobias Rüttershoff

Dr

Leiter des Regionalprogramms Sicherheitspolitischer Dialog Westafrika

tobias.ruettershoff@kas.de +225 27 22 48 1800

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Über diese Reihe

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