Nach einer thematischen Einführung der Tagungsleiter Toritseju Nanna und Anna Prigge hielt der Vorsitzende der Menorah - Liberale jüdische Gemeinde Bremen/Bremerhaven jeweils einen Vortrag zum Thema Judentum und Antisemitismus.
Mircea Ionescu kommt aus Rumänien, ist Musiker und spezialisiert auf Musik- und Tanztherapie. Seine Vorträge bieten den Schülerinnen und Schülern interessante Einblicke in das Judentum und erklären Tradition und Geschichte hinter der Religion.
Ionescu begann seinen Vortrag mit der Frage „Warum ist ein Jude Jude?“ Die Schülerinnen und Schüler konnten diese Frage korrekt beantworten. Denn jüdisch ist jeder, der eine jüdische Mutter besitzt. Vor Jahrhunderten wurde dies festgelegt, da Frauen oft in Folge von Vergewaltigungen nicht sicher sagen konnten, wer der Vater ist. Die mütterliche Abstammung hingegen ist eindeutig und zuverlässig. Jüdisch zu sein ist dementsprechend eine Frage der Abstammung. Zu behaupten, dass Juden „Menschen jüdischen Glaubens“ seien ist hierbei zu kurzgefasst. Denn gerade einmal die Hälfte aller Juden in Deutschland gehört einer Gemeinde an. Zusätzlich gibt es viele verschiedene Strömungen innerhalb des Judentums, die eine klare Einordnung erschweren.
Der Antisemitismus ist für Ionescu eine unverständliche Sache. Während bei Rassismus Tritte nach unten verteilt werden, geht Antisemitismus in alle Richtungen. Der Jude soll untermenschlich, aber dennoch erfolgreich sein, dumm, aber zugleich schlau und gierig, obwohl die meisten Juden monatlich einen Teil ihres Einkommens spenden. Zum Judentum zu konvertieren ist schwer, aber möglich. Daher meinte Ionescu „Antisemitismus ist für mich komisch, weil jeder Jude sein kann“. Typische Vorurteile über die äußerlichen Eigenschaften der Juden können seiner Meinung nach gar nicht wahr sein, da alle Menschen der Welt diese tragen müssten. Jeder kann Christ sein, jeder kann Muslim sein und jeder kann Jude sein. Laut Ionescu kann jeder Jude sein, wenn die Motivation stimmt. Die langjährige Verfolgung der Juden hat die Hürden hochgesetzt.
In den abschließenden Gesprächsrunden befragten die Schülerinnen und Schüler Ionescu zum Krieg im Gazastreifen. Ionescu meinte, dass er das Leid auf beiden Seiten sieht. Er wünscht sich eine friedliche Zwei-Staaten-Lösung. Er betonte zudem, dass pro-palästinensische Proteste nicht gezwungenermaßen antisemitisch sind. Proteste nach Frieden sollten weiterhin erlaubt sein.
Dennoch spürt auch Ionescu, dass der Antisemitismus in Deutschland immer salonfähiger wird. Mitgliedern der Menorah wird empfohlen, keine Kippa in der Öffentlichkeit zu tragen. Die Angst vor Verfolgung sitzt aus gutem Grund tief.
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