Preußen steht für kulturelle Vielfalt

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Prof. Dr. Michael Braun im Gespräch mit Günter de Bruyn

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v. l.: Prof. Dr. Michael Braun, Leiter des Referates Literatur und apl. Prof. für neuere deutsche Literatur und ihre Didaktik an der Univ. zu Köln | Günter de Bruyn | Christian Schleicher, Stv. Leiter der Akademie der KAS in Berlin

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Viele Teilnehmer liessen sich im Anschluss Werke vom Autoren signieren.

In seiner Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts porträtiert er Dichter und Denker, Adelige und Bürgerliche sowie Militärs und Bohemians in den Jahren nach Napoleons Sieg über Preußen. Zwar sind dies Jahre der Not und der Krise gewesen, aber eben auch Jahre des Aufbruchs, der Modernisierung und der Reformen, wie der Autor unterstreicht. De Bruyn stellte die Porträts des Chronisten Karl von Varnhagen, der Schriftstellerin Rahel Levin, des Naturforschers und Dichters Adelbert von Chamisso sowie des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn vor. Die zahlreichen Personen, die er in seinem Buch behandelt, stehen alle in Verbindung mit- oder zueinander, da Berlin damals im Gegensatz zu heute noch klein und überschaubar war.

In zahlreichen Passagen kommen sowohl der Hass auf die Franzosen – im besonderen auf Napoleon – als auch der patriotische Enthusiasmus dieser Zeit zum Ausdruck, der auch Dichter wie Friedrich de la Motte Fouqué, Heinrich von Kleist und Theodor Körner erfasste und mitriss. Preußen, das ihm durch die jahrzehntelange Beschäftigung mit einzelnen Personen bekannt geworden sei, so de Bruyn, stehe aber nicht für Militarismus, sondern begeistere ihn durch seine kulturelle Vielfalt, die es hervorgebracht habe.

Als Lestipp aus dieser Zeit nannte de Bruyn spontan „Peter Schlemihls wundersame Geschichte“ von Adelbert von Chamisso. Dessen Vers „Die Zeit der schweren Not“ gab dem Buch den Titel. Die Ironie des Verses liegt darin, dass er damit nicht die Krise und Misere nach 1807 beschreibt, sondern die Not eines zum Deutschen gewordenen Franzosen, der inmitten der chauvinistischen Kriegsbegeisterung und restaurativen Tendenzen seiner Zeit zum Außenseiter wird.