Bei seiner Begrüßung machte Felix Kraft deutlich, dass Antisemitismus - eine der ältesten und zugleich aktuellsten Formen von Menschenfeindlichkeit - auch in Hessen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zunehmend begegne und sie mit Vorurteilen, Anfeindungen und Gewalt konfrontiere und damit bedrohe. Veranstaltungen wie diese sollten daher nicht nur Ursachen und Erscheinungsformen von Antisemitismus beleuchten, sondern auch dessen gesellschaftliche Auswirkungen thematisieren und diskutieren, wie Politik, Zivilgesellschaft und jeder Einzelne wirksam gegensteuern könne.
Nach einem Grußwort von Johannes Volkmann MdB, das die politische Wichtigkeit dieses Themas unterstrich („Wir brauchen eine Kultur, in der Antisemitismus in allen gesellschaftlichen Räumen geächtet und tabuisiert wird, durch Solidarität und Täterverfolgung“), beschrieb Dr. Susanne Urban, Leiterin der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Hessen (RIAS Hessen) und Beauftragte gegen Antisemitismus der Philipps-Universität Marburg, die Ausmaße antisemitischer Vorfälle und Tendenzen in Hessen, der sich alltäglich divergierend präsentiere: als Verständnis/Gleichgültigkeit/Relativierung; als transgenerationelles Traumata, als Post-Shoah-Antisemitismus mit Erinnerungsabwehr oder Holocaust-Leugnung; subtil, verbal, aggressiv.
Insbesondere der Israelbezogene Antisemitismus habe die Situation massiv verschärft. Hier appellierte sie grundsätzlich, jeder Form von Delegitimierung, Dämonisierung und Anlegen doppelter Standards entgegenzutreten und schon gar nicht hier lebende Juden für die Politik eines Landes verantwortlich zu machen – dies sei ohnehin meist lediglich ein willkommenes Vehikel, Judenfeindschaft offen zu zeigen oder leidlich zu bedeckmänteln.
Dr. Urban erläuterte auch die Arbeit der RIAS, deren Aufgabe es sei, Vorfälle aufzunehmen und zu dokumentieren, aber auch Betroffenen Unterstützung anzubieten. 2024 habe RIAS bundesweit 8.627 Vorfälle (fast 77 % mehr als 2023) erfasst, Hessen liege nach Berlin, Bayern und NRW auf Platz 4 (924 Vorfälle, 75 % Steigerung). Der gleichsam erschütternde wie beschämende Befund laute: „Gesellschaftliche Teilhabe und freie Religionsausübung ist für Juden in Deutschland im Jahre 2025 nicht möglich.“
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