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Das Studienpatenschaftsprogramm „Senkrechtstarter“ als Maßnahme zur Flüchtlingsintegration

von Dr. Kerim Kudo
Die Herkunft bestimmt noch immer in vielen Fällen, ob ein Jugendlicher oder junger Erwachsener seine Begabungen entdeckt und entwickeln kann. Das Studienpatenschaftsprogramm „Senkrechtstarter“ ist eine gemeinsame Initiative von Stipendiaten und Altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung. Sie vermag es den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen über gezielte Kontakte zwischen erfolgreichen Studierenden und aufstrebenden Schülern aufzubrechen.

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Begabung und Talent – die Herkunft bestimmt noch immer in vielen Fällen, ob ein Jugendlicher oder junger Erwachsener seine Begabungen entdeckt und entwickeln kann. Das gilt ganz besonders im Falle von jungen Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen. Sie sind jedoch eine wichtige neue Begabungsreserve, der einerseits die Chance gegeben werden muss, sich ihren Talenten entsprechend zu entfalten, andererseits aber auch für den Bildungsstandort Deutschland von hohem Wert sind.

Empirische Studien zeigen: Kinder aus Akademikerfamilien haben eine 3,3-fach höhere Chance, eine Hochschullaufbahn einzuschlagen als Kinder aus Nichtakademikerfamilien.(1) Der familiäre Hintergrund spielt also eine gewichtige Rolle, ob sich junge Talente für eine akademische Laufbahn entscheiden. Diese Ergebnisse belegen allerdings keine geringere Bildungsaffinität von Familien ohne akademischen Hintergrund. Hinzu kommt, dass viele Flüchtlinge durchaus aus Akademikerfamilien kommen, aber nach ihrer Migrationserfahrung latent von Bildungsarmut bedroht sind. Vielmals fehlt der Zugang zu Informationen über ein Hochschulstudium in Deutschland und dessen Finanzierung zu fehlen.

Das Studienpatenschaftsprogramm „Senkrechtstarter“, eine gemeinsame Initiative von Stipendiaten und Altstipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, setzt genau dort an. Wir möchten diese Informationslücken schließen und talentierten, hoch interessierten jungen Menschen den Übergang von der Schule an die Hochschule erleichtern. Die Zielgruppen des „Senkrechtstarter“-Programms sind sogenannte angehende Erstakademiker. Schülerinnen und Schüler aus Familien ohne akademischen Hintergrund, oft auch aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte. Stipendiatinnen und Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung engagieren sich ehrenamtlich für „Senkrechtstarter“ als Studienpaten. Sie helfen die Informationslücken über Universität und Studium zu schließen, wollen Vorbilder und Mutmacher zugleich sein. Das Programm „Senkrechtstarter“ bringt interessierte Schülerinnen und Schüler mit diesen Studienpaten zusammen.

Hat sich ein Schüler für ein Studium und den Hochschulort entschieden, so unterstützt ihn der Studienpate bei allen Fragen rund um die Studienordnung, die Stunden- und Prüfungspläne, aber gerne auch bei der Wohnungs- und Nebenjobsuche, beim ersten Gang in die Bibliothek oder Mensa,… Während der Zeit der Patenschaft werden die Schülerinnen und Schüler außerdem über die Finanzierungsmöglichkeiten eines Studiums informiert, so auch über die Stipendienprogramm der unterschiedlichen Begabtenförderwerke inklusive der Konrad-Adenauer-Stiftung. Außerdem bietet ihnen das „Senkrechtstarter“-Programm Seminare zu Schlüsselqualifikationen für Studium und Berufseinstieg.

Häufig wird angenommen, dass Studien¬paten, die selbst eine Zuwanderungsgeschichte mitbringen oder Erstakademiker sind, sich besonders eignen würden, die genannten Zielgruppen anzusprechen. Dem ist nur bedingt zuzustimmen. Wir sensibilisieren die ehrenamtlichen Studienpaten in Workshops für kulturelle Diversität und soziale Herkunft, schulen sie darin, Unsicherheiten zu nehmen und Selbstverstrauen zu fassen. Die im Rahmen von „Senkrechtstarter“ bereits über 200 geschlossenen Patenschaften zeigen auf beeindruckende Weise, dass Stipendiaten, die einen eher klassischen Bildungsweg gegangen sind und aus Akademikerfamilien stammen, sehr erfolgreich Schüler auf dem Weg an die Universität oder die Fachhochschule begleiten können. Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen wird so über gezielte Kontakte zwischen erfolgreichen Studierenden und aufstrebenden Schülern aufgebrochen. In der gegenwärtigen Flüchtlingskrise kann die Konrad-Adenauer-Stiftung so einen ganz konkreten Beitrag leisten.

Ein Aktionsplan zur Integration von Migranten über Bildung sollte wie folgt aussehen: Die Flüchtlinge ganz wörtlich „dort abzuholen, wo sie sind“: Studieninformationsveranstaltungen müssten zunächst einmal verstärkt in Flüchtlingsheimen stattfinden. Dasselbe gilt für maßgeschneiderte Bildungsprogramme in der politischen Bildung, in deutscher Kultur (Museumsbesuche), gemeinsamer Sport sowie gezielte Sprachförderung. Spezielle interkulturelle Schulklassen für Flüchtlinge würden darüber hinaus die Integration in die Mehrheitsgesellschaft erleichtern.

Sicherlich, Integration ist nicht immer einfach. Doch diese Herausforderung anzunehmen lohnt: Den Bildungshunger junger Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu stillen heißt, sie willkommen zu heißen.

Anmerkungen

1) Vgl. „Evaluation der Initiative ArbeiterKind.de“ Abschlussbericht März 2015.

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Herausgeber

Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.

erscheinungsort

Berlin Deutschland