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„Unternehmer sein ist ein Lifestyle“

Wie Schüler an das Unternehmertum herangeführt werden können

Finn Plotz wollte das Fernbedienungschaos auf dem Wohnzimmertisch seiner Eltern beseitigen, indem er mit 19 Jahren die „Vion“-Universalfernbedienung erfand. Die Teenager Raphael und Maxim Nitsche nutzten hingegen ihr Mathetalent und entwickelten die App „Math 42“. Sie hilft mittlerweile Schülern auf der ganzen Welt Matheformeln und –gleichungen in einfach nachvollziehbaren Schritten zu verstehen. Diese jungen Talente eint, dass sie sehr früh angefangen haben, eigene Idee zu verfolgen.

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„Eigentlich wollte ich Forscher werden“, sagte Horst Wenske auf dem Hauptstadtforum der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin. Der mehrfache Unternehmensgründer hatte zunächst nie im Sinn, sein eigenes Unternehmen zu gründen. „Doch gewisse Dinge gingen nicht“ und waren suboptimal, also wollte er selbst die Marktlücke füllen. „Das Unternehmen ist für mich sowas wie ein Vehikel“, erklärte er.

Laut einer Shell-Jugendstudie von 2015 halten 71 Prozent der 2558 befragten Jugendlichen einen sicheren Arbeitsplatz für sehr wichtig. Die Untersuchung teilt die zwölf bis 25-jährigen Teilnehmer in vier Typen im Berufsleben ein. Prof. Matthias Ziegler, zuständig für Psychologische Diagnostik an der Humboldt-Universität in Berlin, sieht darin einen Wandel bei der sogenannten „Generation Z“. „Viele Jugendliche sind sicherheitsorientiert, wollen sich selbst verwirklichen, aber dies in einem gesicherten Umfeld“, erläuterte Ziegler. Die Gruppe der „Durchstarter“ mache 37 Prozent aus.

Doch dass die Jugendlichen sicherheitsaffinier seien als die Generationen davor, könne Schulleiter und Bundesvorsitzender des deutschen Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, nicht bestätigen. „Ich beobachte eher eine größere Verunsicherung beim Berufswunsch.“ Bei dem vielfältigen Studienangebot forderte er vom Bildungssystem mehr Orientierungshilfe für Schüler. „Wir müssen uns Fragen, wie wir es erreichen, dass die Persönlichkeit der Jugendlichen sowie Teamfähigkeit, Verantwortungsgefühl und Risikobereitschaft gestärkt werden“, so Meidinger. Mit diesen Eigenschaften gewappnet, könne sich ein kreativer Schüler dazu entschließen, sein eigenes Unternehmen zu gründen.

Dabei nahm Marcus Weinberg, Bundestagsabgeordneter und Vorsitzender der Arbeitsgruppe Familie, Senioren, Frauen und Jugend, insbesondere die Haupt- und Gesamtschüler in den Blick. Viele von ihnen seien handwerklich sehr begabt, es fehle ihnen aber an finanziellem und unternehmerischem Know-How. Auch diese Gruppe der Schüler müsse für die Selbstständigkeit gewonnen werden. „Doch ein Lehrer, der selbst keine unternehmerischen Erfahrungen gemacht hat, wird Schwierigkeiten haben, dies gut zu vermitteln“, kritisierte er. Daher forderte er, mehr die Unternehmen in die Schulen zu bringen. Prof. Ziegler ging noch einen Schritt weiter. Er sprach sich dafür aus, Schüler frühzeitig unternehmerisch tätig werden zu lassen. Mit der Integration des Modelllernens in den Lehrplan könne daraus eine Verhaltens- und dann eine Persönlichkeitsveränderung bei den Jugendlichen resultieren.

Unternehmer Wenske gab zu bedenken, dass eines nicht vergessen werden dürfe: „Unternehmer sein ist ein Lifestyle“- mit positiven und negativen Bedingungen. Als Firmeninhaber habe man große Verantwortung für seine Mitarbeiter und man müsse rund um die Uhr erreichbar sein. „Ich muss in Schulen Menschen kennenlernen, die das schon erlebt haben und von Ihren Erfahrungen berichten.“ Nur so könne man sich ernsthaft für eine Gründung entscheiden, erklärte Wenske.

Doch gerade in der Gründerstadt Berlin steht alles noch am Anfang. Zehn Prozent der Schüler in Berlin schaffen nicht ihren Abschluss und die Zahl der Studienabbrecher liege bei 30 Prozent, berichtete Franziska Becker, Sprecherin für berufliche Bildung der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus Berlin. „Auf der einen Seite sind wir eine boomende Gründerstadt und auf der anderen Seite haben wir Schwierigkeiten Schüler in die Ausbildung zu bringen“. Dies werde die Herausforderung der kommenden Jahre sein, so Becker.

Finn, Raphael und Maxim haben sich ihren Erfindergeist nicht nehmen lassen und kümmern sich eben selbst um ihre Zukunft. Mit starken Mentoren und schulischen Rahmenbedingungen hat sich die „Generation Z“ vom traurigen Streber zum pragmatischen Macher entwickelt.

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