Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Christliche Werte gegen Armut und Ungleichheit

Experten diskutierten auf der Konferenz „Christian Humanism“ über Lösungsmodelle

Auf der Konferenz „Christian Humanism“ diskutierten Experten über Armut, Ungleichheit und Ungerechtigkeit in der Welt und wie ein christliches Menschenbild in der globalen Marktwirtschaft diese Faktoren minimieren kann. Die Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung fand in Kooperation unter anderem mit dem Forschungszentrum Markets, Culture and Ethics Research Centre (MCE) of the Pontifical University of the Holy Cross statt.

Asset-Herausgeber

Die Flüchtlingskrise, das gestoppte Handelsabkommen CETA, der beschlossene Brexit in der Warteschleife - die Aufgaben verdeutlichen die großen Herausforderungen, vor denen Europa steht. Mit seiner Rede zur Karlspreisverleihung in Rom dieses Jahres appellierte Papst Franziskus an die europäische Wertegemeinschaft, sich zu solidarisieren um die Herausforderungen zu meistern. Franziskus forderte neue Wirtschaftsmodelle, die „nicht darauf ausgerichtet sind, nur einigen wenigen zu dienen, sondern vielmehr dem Wohl jedes Menschen und der Gesellschaft".

„Er provoziert uns“, sagte Joseph F. X. Zahra, Vize-Koordinator des Wirtschaftsrates im Vatikan auf dem Diskussionspodium. Im März 2014 berief Franziskus diesen neuen Rat ins Leben, um die Wirtschafts- und Finanzreform des Vatikans umzusetzen. Damit ein Gleichgewicht zwischen Arm und Reich gelänge, brauche es Maßstäbe zu denen eine ökonomische Gerechtigkeit, Ausgewogenheit und die positiven Aspekte einer sozialen Marktwirtschaft gehörten, erläuterte Zahra. „Nur als Ganzes können die Probleme der Armen gelöst werden“, sagte der ranghöchste Laie beim Heiligen Stuhl.

Auch in Deutschland müsse man sich die Frage stellen, wie die christliche Ethik dabei helfen könne zu einer gerechten, sozialen Wirtschaft zu gelangen. „Wirtschaftlich steht Deutschland auf der einen Seite sehr gut da, aber auf der anderen Seite führen wir eine innerdeutsche Diskussion über Armut, Ungerechtigkeit, aber auch über Ängste in der Gesellschaft und ob die gute Lage in Zukunft von Dauer ist“, sagte Michael Meister, Parlamentarischer Staatssekretär im Finanzministerium. Ein „unumstößliches Fundament“, Problemen wie Armut, Ungerechtigkeit und Ungleichheit zu begegnen, sei neben der sozialen Marktwirtschaft die christliche Soziallehre, zu der die Solidarität, das Gemeinwohl und die Subsidiarität gehöre. „Wenn wir diese Prinzipien exportieren, können sie einen Beitrag zur Problemlösung leisten“. Dabei solle keiner bevormundet werden.

Mit der G20-Präsidentschaft werde Deutschland insbesondere Afrika in den Blick nehmen, erläuterte Meister. Zur Lösung der Migrationsfrage bedürfe es entsprechende Maßnahmen. „Unser Hauptziel muss sein, den Menschen in Afrika eine Lebensperspektive im eigenen Heimatland zugeben und nicht ihnen einen Anreiz zum Wandern zu geben.“ Der Fachkräftemangel in Deutschland sei ein davon getrennt zusehendes Problem, betonte er. Wenn die Fachkräfte nicht durch eigene Bildungsanstrengungen lösbar seien, „müssen wir gezielt fragen, wie können wir möglicherweise auch durch Migration unsere Probleme lösen“, sagte Meister. Beim Thema CETA und TTIP spielten auch Fragen der Bürger mit rein, wer am Ende in der Gesellschaft Gewinner und wer Verlierer sein werde. Damit diese Ängste der Bevölkerung genommen werden, müsse eine verlässliche, transparente Politik betrieben werden. „Wir müssen dafür sorgen, dass wir mehr Menschen haben, die am Ende sagen ‚wir gehören zu den Gewinnern‘“, sagte Meister.

Prof. Dr. Roger Myerson stellte die These auf, dass die ökonomische Entwicklung eines Landes von der Führungskraft abhänge und nur eine Dezentralisierung der Macht für Chancengleichheit und Teilhabe sorge. Um die Ressourcen eines Landes bestmöglich zu managen, müsse das öffentliche Kapital erhöht werden. „In autonomen Institutionen können lokale Regierungen die beste Quelle für demokratische Führungskräfte sein“, sagte Myerson. Dabei helfe das Prinzip der Subsidiarität der sozialen Markwirtschaft.

Der Wirtschaftsökonom und Spieltheoretiker erhielt 2007 zusammen mit zwei weiteren Experten für ihre Arbeiten über die Grundlagen der "Mechanischen Designtheorie" den Nobelpreis. Am Beispiel Kenias erläuterte er das Staatsgefüge, das sich mit der neuen Verfassung von 2010 geändert hat. Die Verankerung dezentraler Regierungsstrukturen einschließlich der Partizipation der Bürger stellt auf lokaler Ebene ein Kernelement dar. Doch der Demokratisierungsprozess und der Weg hin zur Rechtsstaatlichkeit zeige Lücken auf. „Eine erfolgreiche Demokratie erfordert mehr als Wahlen“, sagte der Nobelpreisträger. Bei freien Wahlen könne es ebenfalls möglich sein, dass eine korrupte Fraktion wiedergewählt werde aufgrund des Wählereindrucks, dass die anderen Kandidaten auch nicht viel besser seien. „Wenn solche vertrauenswürdigen Kandidaten fehlen, dann ist die Demokratie unweigerlich enttäuschend“, schlussfolgerte Myerson.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber

Über diese Reihe

Die Konrad-Adenauer-Stiftung, ihre Bildungsforen und Auslandsbüros bieten jährlich mehrere tausend Veranstaltungen zu wechselnden Themen an. Über ausgewählte Konferenzen, Events, Symposien etc. berichten wir aktuell und exklusiv für Sie unter www.kas.de. Hier finden Sie neben einer inhaltlichen Zusammenfassung auch Zusatzmaterialien wie Bilder, Redemanuskripte, Videos oder Audiomitschnitte.

Bestellinformationen

erscheinungsort

Berlin Deutschland

Asset-Herausgeber