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TV-Duell 2017

Showdown der Kanzlerkandidaten

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In einer aktuellen Umfrage hat das Forsa-Institut ermittelt, dass sich 48 Prozent aller 61,5 Millionen Wahlberechtigten das von ARD, ZDF, RTL und SAT1 übertragene TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz anschauen wollen. Damit dürften - auch wenn es sich nur um Absichtserklärungen handelt - am Sonntag deutlich mehr Zuschauer vor den Bildschirmen sitzen als vor vier Jahren. Damals hatten fast 18 Millionen das Duell Merkels mit Peer Steinbrück verfolgt.

Das TV-Duell erzielt traditionell in Deutschland eine sehr hohe Reichweite, die mit einer sehr hohen Relevanz für den weiteren Verlauf des Wahlkampfes und die politische Debatte einhergeht. Über seine Erwartungen an das Duell sprach die Online-Redaktion mit Michael Sieben, Experte für politische Kommunikation der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Wird das TV-Duell 2017 eine ähnliche Strahlkraft haben wie 2013?

Im Wahlkampf 2017 wird das TV-Duell erneut durch ARD, ZDF, RTL und Sat1 übertragen, allein dies sorgt für immense Reichweite. Dazu kommen die Vertreter der schreibenden Presse und alle anderen Journalisten, die möglichst schnell hier einen Bericht, ein Stück absetzen wollen. Für Reichweite ist von dieser Seite her der Grundstein gelegt. Wie relevant die Aussagen der beiden Diskutanten dann für den weiteren Verlauf bis zum Wahlabend sein werden, hängt im Wesentlichen vom Ablauf der Fragen und Antworten im Verlauf des TV-Duells ab. Ich gehe davon aus, dass zumindest für die kommende Woche einiges an Diskussionen folgen wird.

Eigentlich ist es paradox: Viele Wähler wünschen sich statt harter politischer Information eher Unterhaltsames, Emotionales und vor allem Kurzes von der Politik - Stichwort "Häppchenkultur". Wie geht das zusammen mit einem TV-Duell, das diese Inhalte nicht primär im Angebot hat und das trotzdem hohe Einschaltquoten erzielt?

Unter dem Titel "Das TV-Duell: Merkel - Schulz" übertragen ZDF, ARD, Sat.1 und RTL am Sonntag, 3. September, ab 20:15 Uhr live den Höhepunkt des Fernseh-Wahlkampfes.

Gerade in diesem Jahr, wo der Herausforderer kein Mitglied des Deutschen Bundestages ist, wird das TV-Duell das erste und im Wahlkampf einzige Mal sein, dass die Kanzlerin und Ihr Herausforderer vor der Wahl direkt aufeinander treffen. Allein dies wird für hohe Einschaltquoten sorgen. Und die angesprochene Häppchen-Kultur wird ihr Futter in der medialen Aufarbeitung im Social Web bekommen. Ich bin gespannt, welche „Memes“ dem TV-Duell entspringen werden.

Die Kanzlerin hat sich jüngst den Fragen von Youtubern gestellt. Ähnliches wird mit ihrem Herausforderer stattfinden. Ist ein TV-Duell, das ohne Rückkanal auskommen muss, überhaupt noch ein zeitgemäßes Format?

Gerade durch die Begleitung in den Sozialen Medien und die Möglichkeiten des „Rapid Response“ durch die jeweiligen Wahlkampfteams ist dieses Format noch immer von großer Bedeutung. Vor allem wird die mediale Begleitung in allen anderen Kanäle und die „Meta-Diskussion“, die es hier wie in allen anderen Jahren geben wird in den Tagen nach dem TV-Duell die Wahlkampfberichterstattung dominieren. Die Reichweite der Formate auf Youtube kann (noch) nicht an die geballte Übertragungsmacht der vier größten TV-Kanäle heranreichen, aber auch die Zielgruppen sind andere für das TV-Duell und die Befragungen durch die Youtuber. Wir werden vielleicht in den kommenden Jahren hier einen Schwenk sehen, aber hier spielt das klassische Fernsehen all seine Stärken aus und ist nach wie vor relevant.

Im Jahr 2013 beim letzten TV-Duell hatte die "Schlandkette" ungewollt (oder gewollt) ihren großen Auftritt. Ganz Deutschland diskutierte über den Halsschmuck der Bundeskanzlerin, die sogar einen eigenen Twitter-Account hatte. Erwartet uns ähnliches 2017, sprich: Wird die Deutung des TV-Duells vor allem durch die sozialen Medien vorgenommen werden?

Sagen wir es so: Die Deutung wird auf jeden Fall vor der Drucklegung der klassischen Printmedien feststehen, denn auch Sie werden Ihre erste Deutung und Sicht auf das Duell möglichst schnell über Ihre eigenen Social-Media Accounts verbreiten. In den gedruckten Ausgaben findet dann vor allem die Nachberichterstattung und detailliertere Auswertung statt. Die Sozialen Medien werden hier klar das Medium sein, in dem die erste Welle der Deutung vorgenommen wird. Ob es eine „Schlandkette 2.0“ gibt? Wir werden sehen.

Die Kandidaten bereiten sich jedes Mal akribisch auf das TV-Duell vor. Dennoch kommt es regelmäßig auch zu Aussetzern. Gut in Erinnerung ist vielleicht noch das verpatzte Schlusswort des damaligen SPD-Bürgermeisterkandidaten für Hamburg, Michael Naumann. Gab es schon einmal ähnliches?

1984 wurde Ronald Reagan, als er erneut für das Amt des Präsidenten antrat, in der Fernsehdebatte gegen Walter Mondale (56) darauf angesprochen, ob er nicht zu alt für seine zweite Amtszeit sei. Der 73-Jährige entgegnete scherzend: "I will not make age an issue of this campaign. I am not going to exploit, for political purposes, my opponent's youth and inexperience." („Ich werde das Alter nicht zu einem Wahlkampfthema machen. Daher werde ich die Jugend und Unerfahrenheit meines Gegners nicht für politische Zwecke ausnützen.“) Auch Walter Mondale musste lachen, der Rest ist bekannt. Mondale verlor die anschließende Wahl haushoch.

Vielen Dank, Herr Sieben, für das Gespräch.

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