Fachkonferenz
Details
Im Zusammenhang mit einer historischen Rückschau der wechselvollen Geschichte zwischen der Etablierung eines Zentrums rabbinischer Gelehrsamkeit und der Ghettoisierung und Ermordung der Wilnaer Juden durch Hitler-Deutschland, soll der Forschungsfokus auf die wechselseitigen Einflüsse der Ost- und Westjuden gelegt werden. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf den Wechselbeziehungen zwischen Wilna und Berlin. Waren es im Zuge der jüdischen Aufklärung (hebr. Haskala) die sogenannten "Berliner", Maskilim (Anhänger der Haskala; hebr. Unterweiser, Verständiger), die die Wilnaer Juden für die Haskala begeistern wollten, so war es unter anderem das Wilnaer Verlagswesen, das die Literatur aus Berlin ins Jiddische übersetzte und der Wilnaer Leserschaft präsentierte. Umgekehrt wirkten sowohl die rabbinische Gelehrsamkeit, Einflüsse der Kabbala aber auch moderne politische Strömungen von Wilna aus auf Berlin. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Litauen, Deutschland und Polen werden ihre Forschungsprojekte vorstellen und gemeinsam Fragen zu den bisher kaum ins Blickfeld gesetzten Wechselwirkungen der verschiedenen jüdischen, insbesondere jiddischen Kulturen in Berlin und Wilna zwischen Haskala und Holocaust diskutieren.
Sonntag, 27. Oktober 2013
Veranstaltungsort:
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
Geschwister-Scholl-Str. 3
10117 Berlin
AUSSTELLUNGS- UND TAGUNGSEROEFFNUNG MIT LESUNG
18.00 Uhr
Begrüßung
- Andreas Degkwitz
Direktor der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin
Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum
- Šarūnas Birutis
Minister für Kultur der Republik Litauen
- Julius H. Schoeps
Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien
Davidas Geringas (Violoncello)
Anatolijus Šenderovas. Cantus II, 9'
Eröffnungsvortrag
Vilnius. The Identity of the Lithuanian Capital
Artūras Zuokas
Oberbürgermeister von Vilnius
Schlusswort
Beate Neuss
Stellvertretende Vorsitzende der Konrad-Adenauer‑Stiftung
Musik
Davidas Geringas (Violoncello)
Emi Hariyama (Choreographie)
Casals / Geringas. Song of the Birds, 4'
Die Veranstaltung wird simultan in Deutsch/Englisch übersetzt.
Anschließend kleiner Empfang
Möglichkeit zum Gang durch die Ausstellung mit Lesung aus den Grimmschen Märchen auf Jiddisch
Uri Faber
Begleitend zur Tagung werden Werke deutschsprachiger Autoren, die in Wilnaer Verlagen in jiddischer Sprache publiziert wurden, präsentiert. Die Ausstellung ist bis 17. November 2013 im Foyer des Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrums der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin zugänglich und widmet sich in erster Linie den Verlagen und Übersetzern dieser Werke. Bei den präsentierten Publikationen handelt es sich überwiegend um Erstausgaben, die von der litauischen Nationalbibliothek in Vilnius eigens für diese Ausstellung zur Verfügung gestellt werden.
Montag, 28. Oktober 2013
Veranstaltungsort:
Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung
Tiergartenstr. 35
10785 Berlin
WISSENSCHAFTLICHE TAGUNG
09.30 Uhr
Begrüßung
- Frank Priess
Stv. Leiter Europäische und Internationale Zusammenarbeit
Konrad-Adenauer-Stiftung
- Deividas Matulionis
Botschafter der Republik Litauen
- Julius H. Schoeps
Direktor des Moses Mendelssohn Zentrums
- Emanuelis Zingeris
Mitglied des Litauischen Parlaments
Eröffnungsvortrag
Persönliche Erinnerungen an die Zeit der deutschen Besatzung
Irena Veisaitė
Vilnius
Kaffeepause
Jiddische Kultur und Politik im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert
11.00 Uhr
"Jiddischland". Das Land der osteuropäischen Juden
Ewa Geller
Warschau
11.30 Uhr
Translating Jewish culture and into Jewish culture: the role of translations in forming Vilnius Jewish cultural identity in 19th–20th centuries
Lara Lempert
Vilnius
12.00 Uhr
State within a State? Jewish Autonomy in Lithuania 1918–1925
Šarūnas Liekis
Kaunas/Vilnius
Anschließend Diskussion
Mittagspause
Berlin in Wilna – Wilna in Berlin
14.30 Uhr
Gaon contra Maskil. Die jüdischen Strömungen seit der Haskala
Hermann Simon
Berlin
15.00 Uhr
Arnold Zweigs Blick auf Wilna
Margret Heitmann
Duisburg
Anschließend Diskussion
Kaffeepause
ABENDVORTRAG MIT JIDDISCHEN LIEDERN
18.00 Uhr
Von Wilna nach Berlin. Jiddischkeit in der deutschen Hauptstadt 1918–1933
Gertrud Pickhan
Berlin
Anschließend Gesang mit jiddischen Liedern aus Wilna und Berlin
Karsten Troyke
Berlin
Das Weimarer Berlin bildete eines der größten Migrationszentren in Europa. Für Jüdinnen und Juden aus dem östlichen Europa war die deutsche Metropole seit den Pogromen der 1880er Jahre im Russländischen Reich und vermehrt seit dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Russischen Revolution ein Zufluchtsort. Durch die jüdischen Migrantinnen und Migranten wurde Berlin zu einem Teil des imaginären Jiddischlands. In der osteuropäisch-jüdischen Lebenswelt des Scheunenviertels erfolgte eine kreative Adaption all dessen, wofür das jiddische Vilne als Topos steht.
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
Dienstag, 29. Oktober 2013
Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung
Tiergartenstr. 35
10785 Berlin
WISSENSCHAFTLICHE TAGUNG
Der Zweite Weltkrieg …
10.00 Uhr
Formen des jüdischen Widerstands
Gudrun Schroeter
Gießen
10.30 Uhr
The Witness of Poetry: Abraham Sutzkever
Mindaugas Kvietkauskas
Vilnius
11.00 Uhr
Die Zerstörung des Vilnaer Ghettos im September 1943
Christoph Dieckmann
Frankfurt
Anschließend Diskussion
Mittagspause
… und die Folgen
13.00 Uhr
Vilner Lebenswelten im Spiegel der Erinnerung
Sandra Studer
13.30 Uhr
Transnational verbunden. Zur Geschichte der Vilner Juden nach dem Holocaust
Anna Lipphardt
Freiburg
Anschließend Diskussion
Kaffeepause
15.00 Uhr
Rekonstruktion von Identität und Imagination. Puzzlesteine des jüdischen Wilna
Ruth Leiserowitz
Warschau
15.30 Uhr
Reclaiming the Jewish Narrative in Lithuania Today
Markas Zingeris
Vilnius
Anschließend Diskussion
Ende der Tagung
Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch.
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