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„Aus der Nische in die Mitte“

Die Entwicklung der fairtrade Produkte: vom ersten Kaffee bis zur Eigenmarke der Discounter

In Deutschland kennt jeder Bürger eines der Bio-Siegel, aber nicht alle. Das blau-grüne Fairtrade-Siegel hat, laut einer Studie von Global Scan, einen Bekanntheitsgrad von 77 Prozent. Dabei gibt es fairtrade Produkte nicht nur in „Eine-Welt-Läden“. Sie haben längst Einzug in die Discounter gefunden. Bessere Arbeitsbedingungen für die Produzenten in den Schwellenländern und Transparenz über die Herstellung für die Konsumenten zeichnen diese Produkte aus.

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Heute gibt es, laut TransFair e. V., bundesweit 36.000 Supermärkten, Discountern, Drogerien, Bioläden und Bäckereien, die fairtrade Produkte verkaufen. Hinzu kommen rund 800 Weltläden. Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland verweist auf die seit 20 Jahren gelebte Nachhaltigkeit. „Der große Erfolg der fairtrade Produkte geht nicht zuletzt durch den Einstieg der Discounter in den fairen Handel mit ein“, so Genth.

Lidl hat 2005 als erster Discounter eine Eigenmarke mit fairtrade Lebensmittel geschaffen – „Fairglobe“. Die anderen Discounter sind schnell nachgezogen, doch nicht alle. Wie Dieter Overath, Direktor von TransFair, erklärte, gibt es bei Aldi Nord kein einziges fairtrade Produkt zu kaufen. Auch Aldi-Süd ist ein Fairtrade-Nachzügler. Dort beschränkt sich das Sortiment der Eigenmarke auf Kaffee. „Aber auch mit Aldi-Süd kooperieren wir. Derzeit werden dort probeweise fairtrade Bananen verkauft.“

„Die Händler haben erkannt, dass der Kunde wissen möchte, wo und wie die Lebensmittel, die er isst oder die Anziehsachen, die er trägt, hergestellt werden“, sagte Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes. Dabei ist das Fairtrade-Siegel, das seit 2003 international einheitlich ist, entscheidend. Das Image des Siegels sei unschlagbar, denn es wecke Vertrauen, so Genth. „Der Erfolg war aber nicht abzusehen, denn schließlich entscheidet der Kunde an der Kasse.“

Obwohl in Deutschland viele fairtrade Produkte verkauft werden, sind andere Länder auf dem europäischen Kontinent im fairen Handel weiter fortgeschritten. Die Schweizer Supermarkt- und Baumarktkette Coop ist weltweit die Nummer eins für fair gehandelte Produkte, so Carine Boetsch, Projektleiterin Marketing Fairtrade bei dieser Handelskette. 63 Prozent der Schweizer kaufen Fairtrade. Die Eigenmarken der Kette werden nach und nach von fairtrade Produkten abgelöst. Im Januar dieses Jahres beispielsweise wurde das gesamte Kaffee-Sortiment in Fairtrade-Kaffee umgewandelt, erklärte Boetsch.

Auch in der Textilbranche wird Fairtrade immer wichtiger, wie die Sportmarke Puma zeigt. Dieses Unternehmen wird auf eine neue Schuhverpackung setzen, sagte Martyn Bowen, Geschäftsführer von Puma Austria. „Unsere ‚kleine schlaue Tasche’ wird aus biologisch abbaubarer Maisstärke bestehen und die Pappkartons ersetzen“, erklärte Bowen. So würden jährlich rund 275 Tonnen Plastik und 8500 Tonnen Papier eingespart. Derzeit werden jährlich rund 140.000 T-Shirts in Afrika für Puma hergestellt. „Ziel ist es eine umweltfreundliche Kollektion „made in Africa“ zu produzieren.“, so Bowen. Das Projekt „Cotton made in Africa“, das auch andere Unternehmen wie Otto oder s.Oliver unterstützt haben, kommt afrikanischen Bauern zugute. Die Ernteerträge und die Qualität der Baumwolle soll nachhaltig verbessert werden. Damit soll ein nachhaltig erzeugter Rohstoff Zugang zu den Weltmärkten finden. Das dies nicht von heute auf morgen geschehen kann ist verständlich. Dies stellte auch Harriet Lamb, Geschäftsführerin von Fairtrade UK klar: „Wir können nur in kleinen Schritten vorwärtsgehen.“ Wichtig sei dabei in die Menschen in den Produktionsländern zu investieren. „Denn die Kinder der heutigen Arbeiter werden deren Nachfolger“. So Lamb. Sie setzt sich verstärkt für deren Bildung ein.

Dass sich Investitionen in diese Branche lohnen, haben auch große Unternehmen erkannt. Der Umsatz für fair gehandelte Produkte ist in den letzten sechs Jahren, laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, um das vierfache, auf 413 Millionen Euro im Jahr 2010, gestiegen. Bowen von Puma erklärte, dass es sich für die Sportmarke lohnt. Die Qualität sei höher und das Unternehmen könne trotzdem, auf dem bei weitem nicht ausgeschöpften Markt, mit Fairtrade einen Gewinn erzielen. „Die Unternehmen machen Fairtrade nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern weil es sich wirtschaftlich rentiert“, stellte Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Genth fest.

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