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„Ein neuer Blick auf Afrika“

Fachgespräch über wirtschaftliche Perspektiven für Deutschland in Afrikas Rohstoffsektor

Große Chancen, manche Risiken: Beim Fachgespräch „Deutsche Wirtschaftsinteressen und afrikanische Rohstoffe – Herausforderungen der Nachhaltigkeit und Transparenz in einer globalisierten Welt“ haben sich Vertreter der Wirtschaft, Wissenschaft und Politik im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin getroffen.

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Steigende Einnahmen aus dem Rohstoffgeschäft in Afrika seien eine große Chance, sagte Dr. Wolfgang Maier, stellvertretender Hauptabteilungsleiter für Europäische und Internationale Zusammenarbeit in der Konrad-Adenauer-Stiftung. Aber fair müsse der Handel sein: Der Abbau und Handel von Rohstoffen müsse transparenter gestaltet werden und dürfe nur zum Wohl der Bevölkerung geschehen. Dafür müsse sich eine Industrie in Afrika entwickeln. Die Verarbeitung der Rohstoffe sollte möglichst vor Ort stattfinden und Know How müsse an Einheimische weitergegeben werden. Es könnten Arbeitsplätze entstehen und sich eine nachhaltige Wirtschaftsbeziehung zwischen Afrika und Deutschland entwickeln. „Der Rohstoffabbau in Afrika darf nur in verantwortungsvoller Weise geschehen“, sagte Dr. Maier.

Herausforderungen für beide Seiten

Will Deutschland solche nachhaltigen Wirtschaftsbeziehungen zu Afrika ausbauen, sei es jedoch vor große Herausforderungen gestellt, sagte Dr. Stormy-Annika Mildner von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Die steigende Nachfrage Chinas beispielsweise führe zwar zu einem Preisanstieg im Rohstoffsektor. Dennoch sei zu bedenken, dass Rohstoffreserven und auch deren Produktion geographisch stark konzentriert seien – allein 97% der Produktion von Seltenedelmetallen finde in China statt. Das mache den Markt anfällig für Preisschwankungen. Versorgungsengpässe und Lieferunterbrechungen müssten einkalkuliert werden, so Dr. Mildner. Hinzu komme, dass Deutschland, wie auch die gesamte EU, stark von Rohstoffim-porten abhängig sei, insbesondere bei Metallen und Mineralien.

Doch auch die Produzentenländer seien mit großen Herausforderungen konfrontiert, sagte sie. Enttäuschende Wachstumsraten in der Vergangenheit, Einkommensunterschiede, Korruption und politische Instabilität, wenig diversifizierte Exporte und eine oftmals prozyklische Fiskalpolitik hätten erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaftsbeziehungen. Doch „insbesondere durch Stärkung der Transparenz in den Handelsbeziehungen können deutsche und afrikanische Handelsinteressen verbunden werden“, sagte Dr. Mildner.

Deutschland als verlässlicher Handelspartner

Dennoch blicken deutsche Betriebe zuversichtlich auf die Märkte in Afrika, wie aus einer Unternehmensumfrage dieses Jahres der Industrie- und Handelskammer hervorgeht. Trotzdem sollte die verbreitete Vorstellung über Afrika als Entwicklungsland weitergedacht werden, sagte Dr. Oladiran Bello vom South African Institute of International Affairs. „Afrika hat das Potential, ein großer Handelspartner zu sein“, sagte er. Ein neuer Blick auf Afrika sei notwendig, sagte auch Christoph Kannengießer, Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der Deutschen Wirtschaft. Es lohne sich nach Afrika zu schauen, sagte er. „Afrika ist ein gigantischer Wirtschaftsraum und Absatzmarkt.“

Doch müsse Deutschlands Interesse daran, hiesiges Know-How und deutsche Techniken in Afrika einzusetzen, noch nachdrücklicher artikuliert werden, sagte Günter Nooke, Afrikabeauftragter der Bundeskanzlerin. „Wir müssen auf dem afrikanischen Markt mit unseren Stärken und Angeboten auftreten, die jetzt gehört werden und gefragt sind“, sagte er. Sich mit China zu messen, sei nicht zielführend. Zu unterschiedlich seien die Wertvorstellungen. Auch habe China deutlich mehr und andere Ressourcen. Aber durch Deutschlands guten Ruf als verlässlicher Partner, könne es sich mit Aufgaben wie E-Governance oder mit der Zertifizierung von Minen gut im internationalen Wettbewerb positionieren, so Nooke. Über ein bloßes Monitoring sollte Deutschland aber hinausgehen. Bei Angeboten, sich beispielsweise an einer Mine zu beteiligen, dürfe Deutschland nicht zurückschrecken. „Auch wenn das ein Risiko birgt, könnten wir dadurch zeigen, dass Deutschland ein verlässlicher und verantwortungsvoller Partner mit hohen Standards ist“, sagte er. Die deutsche Industrie sei längst nicht mehr nur ein Zuschauer, sondern ganz aktiv, sagte auch Wilko Specht von der Rohstoffallianz. „Deutschland ist dabei ein gern gesehener Gesprächspartner.“ Dafür müsse die deutsche Industrie aber noch mehr und vor allem früher in die Exploration investieren, sagte Lutz Hartmann, Vorstand der Pearl Gold AG. „Wenn wir mit Rohstoffen versorgt werden und mit ihnen handeln wollen, müssen wir sie vorher aus der Erde holen.“

Hohe Standards für eine nachhaltige Versorgung mit Rohstoffen

Eine sichere Rohstoffversorgung Deutschlands könne nur mit der Bekämpfung von Korruption, mit Initiativen zu Good Governance und einem Wissenstransfer einhergehen, darin waren sich alle Vertreter einig. Dabei müssten sich die Handelspartner auf Augenhöhe begegnen, sagte Dr. Bello. Bilaterale Handelsabkommen müssten dabei stärker von der EU koordiniert werden, sagte er. Momentan sieht ein Richtlinienentwurf der EU die Verpflichtung vor, Zahlungsströme offenzulegen. Die deutsche Ressourcenstrategie 2010 geht weiter und verlangt auch Transparenz in Handelsketten. Daneben geben Initiativen wie die Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) – ein freiwilliger Zusammenschluss von Regierungen, Unter-nehmen, Investoren und gemeinnützigen Einrichtungen – hohe Standards vor, an denen sich der Rohstoffhandel ausrichten sollte.

Dabei solle die EITI in Zukunft auch die Vertragstransparenz adressieren, sagte Lutz Hartmann. Hohe Standards und Transparenz führten zwar unweigerlich zu mehr Ausgaben, als Investor in den Abbau von Gold habe er aber ein großes Interesse an einem ruhigen sozialen Umfeld an den Minen, sagte er. „Unsere Investitionen vor Ort haben dazu geführt, dass wir nie Probleme mit der lokalen Bevölkerung hatten.“ Die Forcierung hoher Standards sichere daher die Versorgung Deutschlands mit Rohstoffen. „Eine Win-Win-Situation für beide Länder.“ Ebenso wie Günter Nooke trat Lutz Hartmann für neue Maßnahmen ein: So können flexibel gestaltete Förderabgaben Anreize für die Handelspartner sein, Verträge ernsthafter zu gestalten. Afrikanische Staatschefs hätten so eine verlässliche Einnahmequelle und damit ein Interesse daran, die Verträge einzuhalten, so Nooke. „Eine transparente und kalkulierbare Abgabe wäre mir willkommen“, sagte auch Hartmann. „Bevor das Gold verschifft wird, kommt es auf eine Waage am Hafen oder Flughafen – das ist einfach und transparent.“

Um alle diese Maßnahmen tatsächlich in die Tat umzusetzen, bemühe sich die Deutsche Industrie und Handelskammer (DIHK) Studien zu erstellen, die Kontakte und Anlaufstellen in den Ländern sammeln, sagte Dr. Ilja Nothnagel von der DIHK. „Nur über die Pflege von Kontakten können die Vereinbarungen mit Leben erfüllt werden.“ Daher müsse auch der Dialog zwischen Wirtschaft und Politik vertieft werden, sagte Christoph Kannengießer. Er sei außerordentlich dankbar, dass eine politische Stiftung wie die Konrad-Adenauer-Stiftung einen solchen Diskurs mit Wirtschaftsakteuren anstoße. Ein solcher Austausch möge am Ende des Tages dazu führen, dass der Wohlstand in Afrika wächst.

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