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"Es hat sich etwas in den Köpfen der Amerikaner verändert"

9/11 und die Folgen

Der Tagesspiegel-Korrespondent in Washington, Dr. Christoph von Marschall, hat die Folgen des 11. Septembers 2011 relativiert. Bei einem Vortrag in der Berliner Akademie sagte er: „9/11 war selbstverständlich ein einschneidendes Erlebnis. Dennoch hat sich dadurch nicht für alle alles geändert.“

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So wie der Mauerfall in Berlin sich kaum „geschichtsverändernd“ auf die Bürger etwa in Villingen-Schwenningen ausgewirkt habe, so verhalte es sich zwischen Manhattan und North Dakota. Sehr wohl hingegen habe sich etwas in den Köpfen der Amerikaner verändert. Die Angst davor, etwas Ähnliches wie am Ground Zero könnte wieder geschehen, beschäftigt das Land seit jeher.

In der Folge des 11. Septembers haben die USA bekanntermaßen nicht nur zwei Kriege geführt, sondern auch zahlreiche Einschnitte bei den Bürgerrechten vorgenommen. Viele prangern die Reaktion der Bush-Administration heute rückblickend als übertrieben an. Doch, so fragte Marshall, „was hätte Deutschland bei einem vergleichbaren Erlebnis getan?“ Auch wir wären wohl kaum zur Tagesordnung übergegangen. Und so versteht man vielleicht etwas besser, wie es zu dem viel kritisierten Lager in Guantanamo kommen konnte. Die USA hätten alles tun wollen, um weitere Angriffe und mögliche Tote zu verhindern, erklärte Marshall. Potenzielle Attentäter oder Unterstützer galt es daher aus dem Kampf zu nehmen.

Schnell geriet Guatanamo ins Blickfeld der Weltöffentlichkeit, spätestens als orange gekleidete Männer in Metallkäfigen vorgeführt wurden. Auch Marshalls Interesse war geweckt, und so machte er sich 2006 und dann noch einmal vier Jahre später selber ein Bild vor Ort. In dieser Zeit habe sich die kleine Bucht im Südosten Kubas von einem „Internierungs- hin zu einem Gerichtsabwicklungslager entwickelt“, so Marshalls Eindruck. Auch wenn Barack Obama sein Versprechen, Guantanamo vollständig zu schließen, nicht einhalten konnte, habe sich die Situation für die Gefangenen dennoch verbessert. Heute gebe es beispielsweise eine Prozessordnung, die Beweise, die unter Folter entstanden sind, nicht mehr zulasse. Von den über 700 Insassen seien schon 500 unter der Bush-Administration entlassen worden. Heute warten noch 170 Gefangene auf ihre Freilassung, 70 von ihnen wird dieser Wunsch in Kürze erfüllt werden. Marshall kritisierte in diesem Zusammenhang die „unlogische Position der amerikanischen Regierung“. Es könne nicht angehen, dass die USA nicht bereit seien, ehemalige Gefangene aufzunehmen. Stattdessen würden Bündnispartner und andere Staaten in die Pflicht genommen. Die „Feigheit der Abgeordneten“ und die Angst vom Wähler abgestraft zu werden sei der Grund dafür.

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