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Veranstaltungsberichte

"Ich bin mit großer Dankbarkeit ausgestiegen"

von Christina Noll, Benjamin Gaul

Lesereise mit Dr. Hans-Gert Pöttering, Station: Georgsmarienhütte

Jahrzehnte lang setzte er sich für ein gemeinsames Europa ein, 35 Jahre war er Mitglied des Europäischen Parlaments, zwei Jahre dessen Präsident. In diesem Jahr schied Dr. Hans-Gert Pöttering aus dem Parlament aus und gewährt mit seinem Werk "Wir sind zu unserem Glück vereint. Mein europäischer Weg" auf 600 Seiten einen spannenden Einblick in die europäische Einigung. In der katholischen Landvolk Hochschule Oesede diskutierte er am gestrigen Abend mit politischen Weggefährten und gab den Zuhörern einen ersten Eindruck von seiner spannenden Biographie.

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2014 ist ein Jahr, in dem es reichlich Anlässe gibt, für ein friedliches Europa zu werben - 100 Jahre Ausbruch des ersten Weltkrieges, 75 Jahre Ausbruch des zweiten Weltkrieges und 25 Jahre Mauerfall stellten gleichzeitig "Jahre der Gewalt, des Hasses und des Zusammenwachsens Europas" dar, so Heinz Lunte, Bürgermeister der Stadt Georgsmarienhütte a.D., in seinem Grußwort zu Hans-Gert Pöttering. In diesem Jahr sei es daher der richtige Moment, einen großen Europäer wie Hans-Gert Pöttering zu feiern.

"Mein europäisches Engagement entstand durch Empfindungen, durch Gefühle und auch durch Einsicht und Verstand"

Der Weg zu einem der erfolgreichsten Europäer unserer Zeit war für Hans-Gert Pöttering ein sehr emotionaler. Bereits als Kind zeichnete sich dieser Weg durch den Verlust seines Vaters in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges aus. „Mein Vater war vermisst und das war eine furchtbare Erfahrung.“ Die Hoffnung auf die Rückkehr des Vaters und die Trauer die damit einher ging, waren für Hans-Gert Pöttering ein ausschlaggebender Faktor bei der Entwicklung seines politischen Bewusstseins. „Als mein politischer Verstand sich dann entwickelte, war ich sehr angetan von der Politik Konrad Adenauers im Hinblick auf die Einigung Europas.“ Schon früh habe ihn die Arbeit von Konrad Adenauer beeindruckt, der für ein gemeinsames und friedliches Europa eintrat. Heute ist Pöttering der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung und führt im Sinne ihres Namensgebers den Kampf um ein geeintes Europa weiter.

„Ich bin nicht für mehr Europa in jedem Fall“

Pöttering tritt für eine starke Europäische Union ein, die in den großen politischen Fragen, wie der Außen- und der Verteidigungspolitik, mitwirkt. Aber auf der anderen Seite, glaubt er, müsse man mit der Harmonisierung in einigen Bereichen etwas zurückhaltender sein, denn "Europa" sollte sich auf die großen Fragen konzentrieren und nicht die kleinen Dinge regeln. „Der immer wieder hervorgebrachte Begriff der 'Vereinigten Staaten von Europa' erweckt den Eindruck, wir wollten es den Amerikanern nachmachen, doch Europa ist viel komplizierter.“ Wenn auch nicht direkt vergleichbar mit Amerika, betont Hans-Gert Pöttering, sei Europa in seiner Stärke und der Wahrnehmung für Verantwortung, den Vereinigten Staaten von Amerika jedoch nicht unterlegen.

USA-Europa-Russland

Die Krim-Krise bestimmt als aktuelles Thema die Politik und über den richtigen Umgang zwischen USA, Europa und Russland mit der Situation scheiden sich die Geister. Dabei sei dieser Dreiklang bereits falsch, denn Westrussland gehöre zu Europa, so Pöttering. „Der westliche Teil Russlands gehört zum europäischen Kontinent, aber wenn Russland zu Europa gehört, dann muss Russland sich auch an die Spielregeln Europas und des internationalen Völkerrechtes halten!“ Deutschland habe in der Situation mit Russland und der Krim völlig richtig reagiert: Das Unrecht sei klar benannt und sanktioniert worden, gleichzeitig wurde der offene Dialog weiter beibehalten. Diese Doppelstrategie sei notwendig, denn hätte man nicht reagiert, wäre es nicht abschätzbar gewesen, wie weit Wladimir Putin gegangen wäre.

Durch ihre Grußworte drückten die weiteren Redner des Abends große Sympathie gegenüber Hans-Gert Pöttering aus. Reinhard Wessel betonte in seiner Ansprache die „einzigartige politische Karriere“ von diesem beeindruckenden Politiker. Heinz Lunte beendete sein Grußwort mit den Worten „Hans-Gert, vielen Dank für deinen Einsatz über 35 Jahre im Europäischen Parlament.“ Burkhard Jasper ließ die Teilnehmer an seiner ersten Begegnung mit Hans-Gert Pöttering teilhaben und sagte: "Damals war ich bereits der Meinung 'Ihm gehört die Zukunft, er kann für Europa begeistern!'"

Martin Bäumer sagte in seinem Schlusswort „Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf.“ Mit diesen Worten betonte er die Wachsamkeit, mit der sich Hans-Gert Pöttering Jahrzehnte lang in der Politik engagierte.

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Dr. Karolina Vöge

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