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„Unverzichtbare Brückenbauer“

Vor 75 Jahren begann die Vertreibung der Russlanddeutschen

Bundesinnenminister Thomas de Maizière hat auf einer Gedenkveranstaltung in der Konrad-Adenauer-Stiftung an den Beginn der Deportationen der rund 800.000 Russlanddeutschen vor 75 Jahren erinnert.

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Mit Erlass vom 28. August 1941 gab Stalin den Befehl, die in seinen Augen potenziellen Kollaborateure des Deutschen Reiches nach Sibirien und Zentralasien zu vertreiben. Entrechtet und enteignet wurden sie in der russischen Einöde zurückgelassen. Viele von ihnen, darunter zahlreiche Kinder, überlebten die Zwangsumsiedlung nicht oder starben später in Arbeitslagern.

"Gesellschaftliche und historische Verantwortung"

Auch nach dem Zweiten Krieg war der Alltag der Russlanddeutschen von Repressalien geprägt. Sie mussten in Sondersiedlungen leben und sahen sich Behinderungen bei der Berufswahl ausgesetzt. Auch war es ihnen noch bis in die 80er Jahre hinein verboten in ihre alten Siedlungsgebiete zurückzukehren.

Die Bundesrepublik Deutschland hat sich schon sehr bald nach ihrer Gründung – erinnert sei an den Besuch Adenauers in Moskau 1955 - zur Solidarität mit den Russlanddeutschen und allen anderen Angehörigen deutscher Volksgruppen, die in vergleichbarer Weise unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs gelitten haben, bekannt. Seit 1988 wurden die Deutschen in ihren Herkunftsgebieten mit rund einer Milliarde Euro unterstützt. „Das gehört zu unserer gesellschaftlichen und historischen Verantwortung“, betonte de Maiziére, der in diesem Zusammenhang die Arbeit der sogenannten Regierungskommission lobte. In ihr wird die Hilfe zusammen mit russischen Vertretern koordiniert. Trotz der Ukraine-Krise und einem „nicht immer einfachen Verhältnis zu Russland“ ist es zuletzt gelungen nach dreijähriger Pause die Arbeit wieder aufzunehmen. Der gemeinsame Wille aller Beteiligten und die gute Atmosphäre zwischen den beiden Co-Vorsitzenden der Kommission, Hartmut Koschyk und Igor Barinow, lassen de Maizière auf eine weitere gute Zusammenarbeit hoffen. „Ich wünsche mir sehr, dass es gelingt, die Russlanddeutschen nicht erneut zum Spielball der geopolitischen Auseinandersetzung werden zu lassen“, so der Bundesinnenminister.

Neue Rolle der Russlanddeutschen

Vielmehr könnten die Russlanddeutschen Brückenbauer zwischen ihren Heimatsstaaten und Deutschland sein. Mit ihrem Hintergrund aus zwei Kulturkreisen seien sie prädestiniert dafür Mittler zu sein - nicht nur zwischen den Gesellschaften beider Staaten, sondern auch zu Menschen mit vergleichbarem Schicksal. „In Zeiten hoher Flüchtlingszahlen ist das ein unschätzbarer Wert“, sagte de Maizière. Er ermutigte Heimatvertriebene und Russlanddeutsche aus der eigenen Fluchterfahrung heraus anderen Menschen, die hier zu Recht Schutz suchen und eine Bleibeperspektive haben, zu helfen.

Koschyk: Teufelskreis aus Rache und Gegenrache durchbrochen

Hartmut Koschyk, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, sprach von einer „kollektiven Haftung“, in die die Russlanddeutschen mit Stalins Erlass vor 75 Jahren für den vom nationalsozialistischen Deutschland begonnenen Vernichtungskrieg genommen worden seien. Er hob hervor, dass trotz jahrzehntelanger Benachteiligungen die Russlanddeutschen nicht ihrerseits den Vorwurf der Kollektivschuld gegen das russische Volk erhoben hätten. Ursächlich dafür sei zum einen das Mitgefühl der Bewohner wie auch die Friedens- und Versöhnungsleistung der Deutschen aus Russland. Sie habe es ermöglicht, dass der „Teufelskreis aus Rache und Gegenrache kein unausweichliches Schicksal ist“, sondern durch Anteilnahme und christliche Vergebung durchbrochen werden konnte, so Koschyk.

Tag der Trauer

„Der 28. August markiert einen Tag der Trauer. Wir verspüren aber auch Dank und Hoffnung gegenüber denjenigen, die sich durch ihr Schicksal nicht haben brechen lassen, und den vielen, die den Deutschen aus Russland in schwerster Stunde beigestanden haben. Das gibt uns die Hoffnung auf ein friedliches Miteinander der Völker Deutschlands und den Nachfolgestaaten der früheren Sowjetunion mit den von dort stammenden und bis heute dort lebenden Deutschen als unverzichtbare Brückenbauer“, so Koschyk abschließend.

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