Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

Internationales Treffen “Konflikt und Organisiertes Verbrechen”

Vom 31. Januar bis 1. Februar fand das Internationale Treffen zum Thema “Konflikt und organisiertes Verbrechen” im Hotel Dann Carlton in Bogotá statt; die Veranstaltung wurde von der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien und der „Fundación Ideas para la Paz“ FIP gemeinsam mit der Globalen Initiative gegen transnationale Verbrechen GITOC organisiert. Teilnehmer waren über 100 kolumbianische und internationale Experten.

Asset-Herausgeber

Akademiker, Regierungsvertreter und Repräsentanten aus Justiz und Polizei sowie Kongressmitglieder debattierten zwei Tage lang über die Dynamiken des organisierten Verbrechens, sowohl in Kolumbien als auch in der gesamten Region. Weiterhin sprach man über die politischen Strategien des "Paz Total" (Totaler Frieden) und mögliche Lösungen der Problematik. Die Veranstaltung wurde eröffnet mit den Grußworten der Direktorin der FIP, María Victoria Llorente, des Direktors von GITOC, Walter Kemp und des Repräsentanten der KAS Kolumbien, Stefan Reith. 

Nach einer thematischen und methodologischen Einführung in das Thema wurden die politischen Aktionslinien für den “Totalen Frieden” präsentiert und diskutiert; die fünf Hauptstrategien beinhalten regionale Friedensgespräche, Verhandlungen mit der Guerilla ELN sowie die Umsetzung des Friedensabkommens mit der Guerilla FARC.  Außerdem ging es um Programme zur Ersetzung illegaler Drogenanpflanzungen durch legale Pflanzen und die Unterwerfung illegaler krimineller Gruppen unter die Justiz; dabei sollen nur bestimmte Fälle unter die im „Gesetz für Gerechtigkeit und Frieden“ vorgesehene Sonderrechtsprechung fallen. Ein vermindertes Strafmaß im Gegenzug zu einem Beitrag zur Wahrheitsfindung ist zum Beispiel nicht für Drogenhändler vorgesehen, ebenso sei ein politischer Verhandlungsweg für Gruppen, die sich dem Drogenhandel widmen nicht möglich. Die Experten betonten außerdem die Bedeutung von Geheimdienst-Arbeit zur Aufdeckung krimineller Strukturen, deren korrekte Einordnung eine schnelle, nachvollziehbare und klare Verfolgung ermögliche.

Vor diesem Hintergrund wurde am ersten Veranstaltungstag das organisierte Verbrechen in der Region analysiert. Die Vorträge beschäftigten sich auch mit dem Einsatz von Gewalt durch die Strukturen des organisierten Verbrechens und inwieweit einzelne Gruppierungen auch einen möglichen politischen Hintergrund haben. Aufgrund der Erfahrungen in Ländern wie Brasilien, Kolumbien, Mexiko und El Salvador, erklärten die Experten des ersten Panels die unterschiedlichen wirtschaftlichen Aktivitäten der kriminellen Organisationen, wie zum Beispiel Erpressung von illegalen Schutzgeldern oder die Beteiligung an Wirtschaftssektoren wie Internet- oder Stromversorgung sowie Geldwäsche. Die Anwendung von Gewalt variiert dabei in Häufigkeit, Schwere und Sichtbarkeit als Druckmittel bei der Kommunikation mit der betroffenen Bevölkerung. Weiterhin wurde auch auf den Einfluss des organisierten Verbrechens auf die Politik und die daraus resultierende Korruption verwiesen; einige Experten meinten, dass der Erfolg des organisierten Verbrechens ohne Beziehungen und Absprachen mit dem Staat unmöglich seien.

Das zweite Panel konzentrierte sich auf die Erfahrungen Kolumbiens mit dem organisierten Verbrechen, wobei die Experten betonten, dass Faktoren wie die günstige geographische Lage des Landes, klimatische Bedingungen und die fehlende Präsenz des Staates in vielen Gegenden des Landes die Aktivitäten illegaler Gruppen begünstigten. Vor allem in Städten wie Medellín und Buenaventura, auf der Insel San Andrés oder in den Grenzgebieten zu Venezuela und Panama seien Verbrechen wie massive Erpressungen der Bevölkerung und Rekrutierung Minderjähriger zu beobachten.

Während am ersten Tag mehr die Einordnung und Analyse des organisierten Verbrechens analysiert wurden, konzentrierte man sich am Mittwoch auf Erfahrungen und Lektionen aus dem Kampf gegen diese Phänomene.

Außer den beiden geplanten Paneldiskussionen, hielt an diesem Tag auch der Senatspräsident Roy Barreras einen Vortrag; dabei betonte er, dass die Übergangsjustiz und die politischen Verhandlungen über einen Waffenstillstand in keinem Fall für Drogenhändler offenstehen.  Im Anschluss beantwortete Barreras auch Fragen aus dem Publikum.

Nach einer kurzen thematischen Einführung, in der erneut die Bedeutung der Arbeit von Geheimdiensten zur korrekten Konzeptualisierung des Problems und der entsprechenden public policies betont wurde, begann das dritte Panel.  Dabei berichteten die Experten über ihre Erfahrungen bei der Aufdeckung und Eindämmung des organisierten Verbrechens in Italien, Mexiko und Zentralamerika. Über die Erklärungen zur systematischen Korruption, die Motive und internen Strukturen verschiedener Gruppierungen hinaus, wies man darauf hin, dass die bloße Einordnung einzelner Gruppen nicht ausreiche, man müsse auch die Dynamiken der Konfrontation untersuchen. Gemäß dem Internationalen humanitären Völkerrecht, hänge es von der Definition als „bewaffneter Konflikt“ oder „Krieg“ ab, wie die Verbrechen bekämpft werden. Was das organisierte Verbrechen anbetreffe, handele es sich nicht um einen „Krieg“, der gewonnen werden müsse, sondern lediglich um ein Phänomen, dass eingedämmt und reguliert werden sollte. Da die weltweite Nachfrage nach Drogen nicht abnehmen werde, könnten alle Maßnahmen, die nicht direkt auf Kokain ausgerichtet seien, kurzfristig erfolgreich sein. 

Das Treffen endete mit einem Workshop über vergangene und aktuelle Bemühungen zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens in Kolumbien. So wurden von Seiten der Generalstaatsanwaltschaft gewisse Erfolge gemeldet, zum Beispiel durch die Exhumierung und Identifizierung von Opfern des Konflikts; gleichzeitig präsentierte man Strategien, die eine Rückgewinnung der staatlichen Kontrolle ermöglicht, den sozialen Wandel begünstigt und auf lokaler Ebene wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnet haben, während man auch auf die Herausforderungen für eine nationale Strategie hinwies. Zunächst müsse die Information über eine präzise Definition der bestehenden Bedrohung erweitert werden, damit man die Aktionen von Organisationen des organisierten Verbrechens besser differenzieren, einordnen und vorhersehen könne. Nach Ansicht eines der anwesenden Experten sei es notwendig, eine komplexere Konzeptualisierung der Problematik zu erreichen. Abschließend wurde auch ein konsequenteres Vorgehen gegen die Korruption in ihren unterschiedlichen Präsentationen gefordert.  

Asset-Herausgeber

Kontakt

Juan Moncada

Portrait von Juan Moncada

Projektkoordinator

juan.moncada@kas.de +57 601 7430947-209

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Bereitgestellt von

Auslandsbüro Kolumbien

Asset-Herausgeber

Über diese Reihe

Die Konrad-Adenauer-Stiftung, ihre Bildungsforen und Auslandsbüros bieten jährlich mehrere tausend Veranstaltungen zu wechselnden Themen an. Über ausgewählte Konferenzen, Events, Symposien etc. berichten wir aktuell und exklusiv für Sie unter www.kas.de. Hier finden Sie neben einer inhaltlichen Zusammenfassung auch Zusatzmaterialien wie Bilder, Redemanuskripte, Videos oder Audiomitschnitte.