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Veranstaltungsberichte

IV. Internationales Seminar über die Grundlagen für die Planung von Sicherheit und nationaler Verteidigung

Vom 9.- 11. Februar fand das IV. Internationale Seminar über die Grundlagen für die Planung von Sicherheit und nationaler Verteidigung statt. Die Veranstaltung wurde organisiert von der Militärakademie “Escuela Superior de Guerra” ESDEGUE und der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien. Untersucht werden sollten Strategie, nationales Interesse und Sicherheit als Integrationsmechanismen bei der Konstruktion einer strategischen Kultur angesichts der transnationalen Bedrohungen und der regionalen Integration.

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In seinen Grußworten dankte der Direktor der ESDEGUE, Brigadegeneral Edgar Salamanca, der Kadettenschule Almirante Padilla” für die Zurverfügungstellung der Installationen für die Veranstaltung. Dabei betonte er, dass sich das Seminar an die Studenten des Kurses für höhere Militärstudien CAEM und des integralen Kurses für nationale Verteidigung CIDENAL richte und das strategische Gedankengut für Sicherheit und Verteidigung fördern solle, um ein nationales Interesse für den Kampf gegen die neuen transnationalen Bedrohungen zu unterstützen. Der Repräsentant der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kolumbien, Stefan Reith wies auf die Bedeutung der Konstruktion einer gemeinsamen strategischen Kultur zwischen den Streitkräften und der Zivilgesellschaft hin, um dadurch die Sicherheit aus einer ganzheitlichen Perspektive zu garantieren, die ein Grundpfeiler für das Funktionieren der Demokratie sei; die Veranstaltung sei dabei ein wertvolles interdisziplinäres Instrument, um dieses Ziel zu erreichen.

Den ersten Vortrag hielt der Politologe und Experte für Mittleren Osten, Geheimdienste, Sicherheit und Verteidigung, Dr. Luis Alexander Montero; er sprach über das nationale Interesse und die verschiedenen theoretischen Perspektiven und Methoden. Dabei führe der Wettbewerb im internationalen System und das Verhältnis zwischen den Mächten zu einer abstrakten Idee eines individuellen nationalen Interesses der Nationen. Diese Konfiguration ermögliche es die Grundlagen eines modernen Staates zu legen und erlaube es, ein gemeinsames Ziel des Staates und der Zivilbevölkerung zu setzen. Trotzdem sei im Falle Kolumbiens die Konstruktion eines nationalen Interesses durch die republikanische Geschichte und eine kulturelle Heterogenität behindert worden, die ein gemeinsames Ziel erschwere; diese Tatsache habe die Konstruktion einer nationalen Sicherheitsstrategie negativ beeinflusst. 

Den zweiten Vortrag hielt der Experte für geheimdienstliche Strategien, Sicherheit und Verteidigung, Professor Carlos Álvarez; dabei gab er zunächst eine Definition der Strategie, ihre Reichweite, Methodologie und nationales Interesse bei der Suche nach einer „Großen Strategie“. Eine solche Strategie müsse Ziele, Mittel, Risiken, gegnerische Strategien und das Umfeld koordinieren, um Vorteile und neue Machtkapazitäten zu schaffen und die Schwäche der aktuellen oder potenziellen Gegner auszunutzen. In diesem Sinne sei es unabdingbar, eine „Große Strategie“ zu konstruieren, als Instrument, das die wichtigsten und dauerhaftesten Interessen eines Staates beinhalte und beschreibe, wie die Ressourcen für eine effiziente Verteidigung oder die Unterstützung der Interessen eingesetzt werden können, unter Berücksichtigung der nationalen und internationalen Einschränkungen.

Der Oberst (R) Yesid Ramírez sprach anschließend über die Umsetzung der Strategie und die Rolle der öffentlichen Politik sowie ihren Einfluss auf die Strategie in Kolumbien. Er betonte, dass eine nationale Strategie auch eine strategische Aktion des Staates erfordere, vor allem durch “public policies”, die sich nicht nur auf unmittelbare politische Ziele beschränken; dabei stelle der politische Kontext und fehlende Gesetze für Sicherheit und Verteidigung ein Vakuum bei der Umsetzung einer entsprechenden Strategie in Kolumbien dar.

Das folgende Panel wurde moderiert von Brigadegeneral (R) José Armando Serpa und Dr. Desiderio López, beide von der Militärakademie ESDEGUE; die Diskussion mit weiteren Experten konzentrierte sich auf die Frage, wie eine nationale Strategie für Kolumbien auszusehen habe.  Als Themen von nationalem Interesse wurden genannt: eine Annäherung an die Biodiversität als wirtschaftlicher und kultureller Katalysator und der Einsatz von sauberen Energiequellen als weltweites Beispiel für Nachhaltigkeit. Außerdem sei die strategische Koordination mit den Nachbarstaaten unabdingbar, um zur Suche nach einer Identität als Nation und Region beizutragen und gleichzeitig den hegemonialen Interessen globaler Mächte entgegenzuwirken.

Der erste Veranstaltungstag endete mit einer Gruppenaktivität um Beiträge verschiedener Sektoren zur Definition einer nationalen Strategie zu sammeln. Die Teilnehmer trugen mit Ideen zur Integration zwischen Sektoren wie Unternehmen, Umwelt, Militär, Politik, Legislative und Kommunikation bei; gemeinsames Ziel solle die Verminderung der sozialen Ungerechtigkeit sein, um dadurch die Menschenwürde zu garantieren.

Der zweite Tag begann mit einem Vortrag von Oberst Andrés Fernández, der über die Konstruktion von Verteidigungsmodellen referierte; dabei ging er auf die Frage ein, wie Entscheidungen für eine unsichere Zukunft getroffen werden können und wie diese das Verteidigungsmodell beeinflussen.  Die allgemeine Ungewissheit erlaube es, eine Verteidigung aus der Sicht der nationalen Produktivität zu entwickeln unter Berücksichtigung von Faktoren wie transnationalen Bedrohungen, Naturkatastrophen oder Krisenmanagement. Dieses breite Aktionsfeld erlaube es, konjunkturelle Entscheidungen zu treffen, die auch das nationale Interesse definieren.

Anschließend sprach der argentinische Oberstleutnant José Luis Heit über Sicherheit und Verteidigung in Argentinien.  Er erklärte, dass man in Argentinien durch eine organische Struktur des nationalen Verteidigungssystems die Richtlinien der Verteidigung des Landes festgelegt habe, ebenso wie die verschiedenen Arten eines Krieges und der Umgang mit ihnen. Das spezifische System, das von zwei unabhängigen Ministerien organisiert werde, habe die Konsolidierung und Ausweitung der Streitkräfte im ganzen Land ermöglicht und gelte als Beispiel für eine erfolgreiche Sicherheits- und Verteidigungspolitik in der Region.

Den dritten Vortrag hielt der Kapitän der brasilianischen Marine, Alexandre Alves; er referierte über die nationale Sicherheit und Verteidigung in Brasilien. Dabei bezeichnete er die Vitalität der Sicherheit zur Verteidigung des riesigen brasilianischen Territoriums als eine der Charakteristiken der Identität des Landes. Auch stellte er die wichtigsten Punkte von Sicherheit und Verteidigung des Landes vor, wie zum Beispiel die Koordination der verschiedenen Sicherheits-Agenturen jedes Bundesstaates mit den nationalen Institutionen, um eine permanente Überwachung zu garantieren. Weiterhin betonte er die Bedeutung einer Marine-Diplomatie als Strategie zur Konstruktion von Allianzen und militärischer Positionierung sowie ein maritimes Situationsbewusstsein und die Umsetzung von strategischen Programmen zur Modernisierung der militärischen Kapazitäten und mehr Investitionen in Wissenschaft und Technologie.

Das anschließende Panel moderierte Dr. Desiderio López; Teilnehmer waren Andrés Fernandez, Jose Luis Heit y Alexandre Alves; dabei sollten die Perspektiven im Bereich Sicherheit und Verteidigung in Kolumbien, Argentinien und Brasilien analysiert und verglichen werden. Zunächst betonten die Experten die Notwendigkeit, die Doktrin von Sicherheit und Verteidigung von externem Einfluss zu befreien, um so eine nationale Identität zu schaffen.  Als gemeinsame Punkte der Sicherheitsstrategien nannten sie die territoriale Souveränität, die oft von der internationalen Gemeinschaft kritisiert werde, vor allem wegen der Folgen für die Umwelt, da sie jeder Staat gemäß seiner Kapazität verwalte. Der Tag endete mit einem Workshop, in dem Richtlinien für eine Kooperation im Bereich Verteidigung Lateinamerikas gegen transnationale Bedrohungen erarbeitet werden sollten. 

Der letzte Tag des Seminars begann mit der Präsentation des Experten für maritime Wissenschaften, Dr. Christian Acevedo. Er sprach über die Entwicklung im Verständnis eines Sicherheitskonzepts und den Einfluss von Emotionen auf die Perzeption der Sicherheitslage; weiterhin führte er aus, dass die Suche nach Sicherheit sich im Laufe der Zeit gewandelt habe, sodass es einer Introspektive von Seiten des Staates bedürfe, um die Prioritäten zur Reduktion von Angst und der Ungewissheit zu bestimmen. 

Der Kapitän (R) Samuel Rivera referierte über die Entwicklung einer Militärdoktrin und die Anpassung einer multidimensionalen humanitären Sicherheit. Das Aufkommen eines Sicherheitskonzeptes erscheine als Antwort auf eine Gefahrensituation unter der die Menschen leiden. Trotzdem habe im Laufe der Zeit die Politik bestimmt, was als Bedrohung für die Menschen anzusehen sei; daraus seien die Streitkräfte entstanden mit dem noblen Ziel den Frieden zu garantieren und Gefahrensituationen auszuschalten. 

Das Konzept der Gefahr habe sich im Laufe der Zeit gewandelt und daher müsse dringend eine Diskussion über die Garantie der humanitären Sicherheit geführt werden, mit einem Schwerpunkt der es den Staaten ermögliche, generelle und intersektorale Probleme zu definieren und zu überwinden, die das Überleben, die Grundversorgung und die Würde des Menschen bedrohen. Daher hänge die Rolle der Streitkräfte davon ab, was die Politik als Priorität ansehe im Rahmen ihrer Interessen und der Schwerpunktsetzung hinsichtlich der humanitären Sicherheit.  

Den letzten Vortrag hielt der Oberstleutnant (R), Jesús Eduardo Moreno, zum Thema nationale Sicherheit als Aufgabe, die über das rein militärische hinausgeht; dazu müsse von der Zivilgesellschaft eine nationale Strategie entworfen werden um eine strategische Kultur zu unterstützen, die eine kolumbianische Identität definiere und vitale Themen für die Nation miteinbeziehe, um dadurch transnationale Bedrohungen zu bekämpfen, die in letzter Zeit aufgetaucht seien.

Das Seminar endete mit den Worten des Direktors der Militärakademie ESDEGUE, des Repräsentanten der KAS Kolumbien und des Direktors der Kadettenschule “Almirante Padilla”; man bedankte sich für die Teilnahme der Studenten der Kurse CAEM und CIDENAL an dieser Veranstaltung, die eine Konsolidierung einer strategischen Kultur anstoßen sollte als Grundlage für nationale Identität, Sicherheit und Verteidigung sowie für ein gemeinsames nationales Interesse. Abschließend erhielten die Teilnehmer eine Urkunde.

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