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Buchvorstellung “Evangélicos y Poder en América Latina”

Am Mittwoch, dem 30. Oktober wurde die zweite Auflage der Publikation “Evangélicos y Poder en América Latina” (etwa Evangelische Freikirchen und politische Macht in Lateinamerika) im Rahmen einer Expertenrunde vorgestellt. Teilnehmer waren der Mitherausgeber des Buches, Dr. José Luis Pérez Guadalupe; der Professor und Autor des Kapitels über Kolumbien, Juan David Velasco Montoya sowie die Professorin und Expertin für evangelische Freikirchen und Politische Parteien, Bibiana Ortega.

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Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Repräsentanten der Konrad-Adenauer- Stiftung (KAS) in Kolumbien, der sich auf die jüngste Entwicklung hin zu einer dynamischeren Politik bezog; hierbei sei die Bürgerbeteiligung aktiver geworden und jeder Wähler entscheide selbst, ob er die traditionellen politischen Parteien unterstütze oder ablehne. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass in letzter Zeit vor allem der parteipolitische Einfluss der evangelischen Freikirchen stark angewachsen sei. Diese Entwicklung lasse die Frage aufkommen, inwieweit Politik und Religion miteinander verknüpft seien und welche Konsequenzen das mit sich bringe.

Im Anschluss gab der Dekan der Fakultät Politikwissenschaften und Internationale Beziehungen, Pater Luis Fernando Múnera einen kurzen Überblick über die historische Beziehung zwischen Religion, Macht und Politik. Seit der Trennung von Kirche und Staat, habe sich der Glaube der Menschen stark gewandelt. Er sehe diese Entwicklung jedoch - im Gegensatz zur allgemein herrschenden Meinung – nicht als das Ende der Religion, sondern viel mehr als eine tiefgreifende Transformation. Daher müsse man sich fragen, welche Rolle die Katholische Kirche momentan noch spiele und ob diese Rolle für die Bevölkerung in Kolumbien von Vorteil sei, vor allem auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden. Für Pater Múnera müssten die Kirchen einen neuen Platz im sozialen Gefüge einnehmen, weil die Demokratie eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft sein soll.

Der Mitherausgeber des Buches, José Luis Pérez gab einen Überblick über die wichtigsten inhaltlichen Schwerpunkte. In der Publikation werde versucht, die jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der aktiven Beteiligung evangelischer Freikirchen an der Politik in Lateinamerika zu berücksichtigen. Bereits seit den 70er Jahren konnte das verstärkte Aufkommen dieser Kirchen beobachtet werden, während die Katholische Kirche zunehmend an Anhängern verlor. Die politischen Ambitionen wurde besonders deutlich bei den Präsidentschaftswahlen in Brasilien, die der evangelische Kandidat Jair Bolsonaro schließlich gewonnen hat.

Eine der Fragestellungen der Studie war, ob man von evangelischen Politikern oder von politischen „Evangelikalen“ sprechen sollte, wobei er den zweiten Begriff für angemessener halte, da es sich hier um Vertreter von Interessengruppen handele, die als Gläubige auftreten.

Die Schlussfolgerungen des Buches beschäftigen sich mit drei Vorurteilen: 1) es gibt keine “konfessionellen” Wählerstimmen, 2) die evangelischen Freikirchen sind in der Politik eher unterrepräsentiert, 3) es existiert weder eine kirchliche noch eine politische Einheit der evangelischen Freikirchen und ihrer Anhänger. Gleichzeitig werden drei andere Punkte bestätigt: 1) die einzigen Themen, die diese Gruppen im Wahlkampf verbinden können, sind der Schutz des ungeborenen Lebens und der Familie sowie die Ablehnung der sogenannten “Gender-Ideologie”, 2) historisch gesehen hat das Modell der evangelischen Fraktion bessere Resultate erzielt als eine einzelne „evangelische Partei“ oder “evangelische Front“, 3) strategisch gesehen ist das kooperative Modell eines offiziellen Kandidaten am erfolgreichsten, weil dadurch eine Splitterung der Wählerstimmen vermieden wird.

Die nachfolgende Debatte wurde moderiert vom Direktor des „Extituto de política abierta“, Nicolás Diaz. Dabei wurde unter anderem die Frage diskutiert, ob die Mitglieder der kolumbianischen Parteien MIRA und “Colombia Justa Libres“ als politische Evangelikale oder evangelische Politiker bezeichnet werden können.

Die Teilnehmer des Panels verstanden diese Parteien eher als politische Evangelikale, da bei ihnen keine einheitliche politische Identität zu erkennen sei; die Partei MIRA sei eine Ausbildungsstätte für „leader“.

Lediglich die Expertin Bibiana Ortega war der Meinung, dass MIRA langsam von einer evangelischen politischen Partei zu einer politischen evangelischen Partei werde. Dagegen führe die Partei “Colombia Justa Libres” ihre Versammlungen auch weiterhin in den Räumlichkeiten ihrer Kirchen durch.

Abschließend wurde festgestellt, dass auf dem Gebiet noch viel Raum für weitere Forschungen bestehe vor allem, weil es sich um eine fortgesetzte, dynamische Entwicklung handele.

Am Ende der Veranstaltung hatte das Publikum die Möglichkeit Fragen an die Experten zu stellen.

 

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María Francisca Cepeda

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francisca.cepeda@kas.de +57 1 74309 47-205

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Über diese Reihe

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