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Veranstaltungsberichte

Präsentation des Dokumentarfilms “Das dritte Abkommen“ mit Diskussionsrunden in Planadas, Tolima

Vom 9. bis 12 März 2023 fand in Ibagué und in der Gemeinde Planadas im Department Tolima die Präsentation des dritten Kapitels der Dokumentarfilm-Serie über den Postkonflikt mit dem Titel “El tercer acuerdo” (Das dritte Abkommen) statt. Produzenten waren die „Diptongo Media Group”, die Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien, das zweisprachige Gymnasium “José Max León“ und die Vereinigung Ökologischer Produzenten von Planadas (ASOPEP). Mit dem Film sollte das Friedensabkommen sichtbar gemacht werden, das die Indigenen des Reservats “Nasa We´sx” mit der inzwischen aufgelösten Guerilla FARC-EP im Süden Tolimas vor 25 Jahren unterzeichnet haben, sowie die Geschichte eines Friedens, der durchführbar war.

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Die Tour begann in Ibagué mit einem Vortrag des “Umwelt-Komitees zur Verteidigung des Lebens”; dabei wurde die Arbeit der Organisation zum Schutz der über 161 Wassereinzugsgebiete in der Region vorgestellt. Es wurden unter anderem juristische, soziale und kulturelle Aktionen organisiert, um in der Region Bergbau- und Minenprojekte der multinationalen Firma „Anglo Gold Ashanti“ zu verhindern, die Trinkwasserquellen, Anpflanzungen oder die Zone um den Vulkan Nevado del Huila bedrohten. So wurde zum Beispiel jedes Jahr in den Straßen der Stadt die Demonstration “Carnaval por la vida” (Karneval für das Leben) Jahr organisiert, an der über 100.000 Menschen teilnahmen, die sich mit Hilfe künstlerischer Darbietungen für die Verteidigung der natürlichen Ressourcen einsetzten.   

Die erste Vorführung des Dokumentarfilms in der Universidad del Tolima wurde mit den Grußworten des Repräsentanten der KAS Kolumbien, Stefan Reith, eröffnet; er dankte zunächst den übrigen Organisationen, die diese Veranstaltung ermöglicht haben und stellte die Arbeit der Stiftung in den Bereichen Demokratieförderung, Partizipation und Friedenskonstruktion in den Regionen des Landes vor. Im Anschluss erklärten Mayra Ruiz von der ASOPEP und Robert Max vom “Colegio José Max León”, dass die Idee zu dieser Dokumentarfilm-Reihe während der Pandemie entstanden sei, um Reportagen über Friedensinitiativen im Rahmen des bewaffneten Konflikts zu filmen, die bisher noch nicht erzählt oder sichtbar gemacht wurden, jedoch erfolgreich waren; es folgte die Vorführung des Dokumentarfilms.

Der Film erzählt, wie vor 25 Jahren die Indigenen der Community “Nasa We’sx” im Süden Tolimas ein Friedensabkommen mit der inzwischen aufgelösten Guerilla FARC-EP unterzeichneten; dabei handelte es sich um eine einfache Liste von Verpflichtungen beider Seiten, mit der die blutigen Kämpfe zwischen der aus dieser Gegend stammenden Guerilla-Gruppe und den „autodefensas“ (Selbstverteidigungsgruppen) der Indigenen beendet werden konnten. Der Konflikt in der Region wurde zwar trotzdem fortgesetzt, da die Angriffe gegen die Zivilbevölkerung noch viele Jahre danach andauerten. Das Friedensabkommen, das in 2016 in Havanna zwischen der Regierung und er FARC-EP unterzeichnet wurde, brachte der Region dann neue Möglichkeiten zur Versöhnung und mehr Sicherheit für die Kaffeebauern, trotz der Probleme, unter denen alle ländlichen Gebiete des Landes zu leiden haben.

Im Anschluss an die Vorführung konnten einige Protagonisten den Film kommentieren, wie zum Beispiel der Indigenen-Führer, Justiniano Paya, die Leiterin der Bauerngemeinschaft und Kaffeebäuerin, Aceneth Bedoya, die ehemalige Guerilla-Kämpferin, Maribel Cardozo und der Bürgermeister der Gemeinde Planadas, Jhon Jairo Hueje. In zum Teil sehr emotionalen Beiträgen, betonten alle die Bedeutung solcher Räume zur Erinnerung und Reflektion als hoffnungsvolle Botschaft für die Erfolge der Friedensbemühungen im Rahmen der Verständigung und Versöhnung zwischen Akteuren und Betroffenen des bewaffneten Konflikts. 

Am zweiten Tag folgte eine Besichtigung von ASOPEP in der Gemeinde Planadas; dabei präsentierte der Geschäftsführer Camilo Enciso das produktive und kooperative Projekt zur Produktion und Verarbeitung von Kaffee. Mit internationaler Unterstützung konnte die Vereinigung der Kaffeebauern eine Schule für „Baristas“ (professionelle Zubereitung von Kaffee) mit internationalem Zertifikat für Jugendliche und Produzenten einrichten. Ziel sei es, die Schüler in den gesamten Produktionsprozess zu integrieren, um dadurch eine konstante Verbesserung und Spezialisierung der Produkte zu erreichen und einen internationalen Vertrieb zu ermöglichen.

Am dritten Tag reiste die Gruppe weiter nach Gaitania in der Gemeinde Planadas, wo das ETCR (Territorium zur Schulung und Wiedereingliederung ehemaliger Guerilleros) “El Oso” besucht wurde. Dort führen die ehemaligen Kämpfer ein produktives Projekt durch, mit dem sie der Bevölkerung beim Dreschen der Kaffeebohnen helfen, um Kosten einzusparen und gleichzeitig ein eigenes Einkommen zu haben. Auch kooperieren die Unterzeichner des Friedensabkommens mit Indigenen und Bauern aus der Region, um ihre eigene Kaffeemarke “Tercer Acuerdo” zu produzieren als Beitrag zur Versöhnung, Erinnerung und Anerkennung. 

Am Nachmittag kehrte man nach Planadas zurück, um auch dort den Dokumentarfilm im „Kolosseum“ der Gemeinde vorzuführen; daran konnten alle Einwohner kostenlos teilnehmen. Zunächst spielte die Musikgruppe “Son de Atá”, anschließend gaben Stefan Reith, Robert Max und Mayra Ruíz, eine kurze Einführung und betonten die Bedeutung einer Verbreitung des Films zur Konstruktion einer historischen Erinnerung für die Bevölkerung, vor allem für die Kinder der Gemeinde, damit sie ihre eigene Geschichte kennenlernen. 

Am letzten Tag der Reise wurde das Indigenen-Reservat „Nasa We’ sx Kiwe“ besucht; wo man mit dem Indigenen-Führer Justiniano Paya und einigen Mitgliedern der Community über die Ereignisse nach Unterzeichnung des “Tercer Acuerdo“ diskutierte und was der „relative“ Frieden für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region bedeutet habe, vor allem durch die Ausweitung und Spezialisierung beim Kaffeeanbau. Dabei erklärten die Vertreter der Indigenen das Funktionieren und die Vorteile der Kooperative zur Kaffeeproduktion, vor allem beim Vertrieb auf internationaler Ebene und wie die Schulungen der Kaffeebauern vor sich gehen, um dadurch einen sozialen Mehrwert zu schaffen. In jedem Fall bedeutete der Friedensschluss sowohl für die Indigenen als auch für die Bauern und ehemaligen Guerilleros eine neue Chance zu kooperieren, nicht nur im Thema Kaffee, sondern auch bei Aktivitäten wie Vogelbeobachtung oder Sport.   

 

 

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