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Viel Frieden zum Sechzigsten

Wunsch nach Lösung des Nahost-Konflikts steht im Zentrum der Veranstaltung zum 60. Jahrestag der Gründung Israels

Der frühere israelische Botschafter in Deutschland Avi Primor hat sich in Berlin zuversichtlich über die Zukunft seines Landes geäußert. Bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung zum 60. Jahrestag der Gründung Israels sagte Primor: „Die Gründung des Staates Israel geht auf die Vision von Theodor Herzl zurück, der den jüdischen Staat in seinem 1903 veröffentlichten Buch Altneuland beschrieb. Heute sind alle Träume Herzls mit einer Ausnahme in Erfüllung gegangen. Dieser letzte und wichtigste Traum ist der Frieden. Ich glaube aber, dass es in Zukunft Jubiläen der Staatsgründung geben wird, an denen auch dieser Traum erfüllt ist.“

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Der Wunsch nach Frieden war in jedem Redenbeitrag der Veranstaltung greifbar. Dr. Gerhard Wahlers, der stellvertretende Generalsekretär der Stiftung, nahm in seiner Eröffnung Bezug auf den Titel der Veranstaltung: „Shalom Israel – Friede, das ist es, was wir Israel zum 60. Geburtstag wünschen.“ Wahlers erinnerte an die Gründung Israels, die die Bemühungen Deutschlands zur Wiedergutmachung an den Juden überhaupt erst möglich gemacht habe, namentlich verbunden mit David Ben Gurion und Konrad Adenauer. Gleichzeitig betonte er, dass die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel nicht nur auf Erinnerungen fußen dürfen, sondern auch in die Zukunft gerichtet sein müssen. In diesem Zusammenhang wies er auf die Diskussionsveranstaltung zu Israel mit Berliner Schülern hin, die am Vormittag in der Akademie der Stiftung stattgefunden hatte.

Für den Zentralrat der Juden, der die Veranstaltung zusammen mit der Adenauer-Stiftung initiiert hatte, sprach Vize-Präsident Dr. Dieter Graumann die Eröffnungsworte. „Der 60. Geburtstag Israels bedeutet für uns große Freude, aber auch runde Jubiläen können Ecken und Kanten haben“, sagte Graumann. Er sprach über das „Israel-Bashing“, das zwischenzeitlich wieder modern sei, wie die geringe Beliebtheit Israels in der Welt zeige. Die 60-jährige Geschichte des Landes habe zu viel Trauer, Tränen und Not gesehen. Gleichzeitig sei aber die Verwandlung von wüstem Land in eine grüne Oase gelungen, die eine unvergleichliche Bedeutung für die Juden habe: „Israel ist unsere feste Burg, es gibt uns Kraft, Stärke und Selbstbewusstsein in der ganzen Welt.“

Von Deutschland forderte Graumann mehr Engagement im Kampf gegen die Bedrohungen von Israels Existenz. Die Rede von Angela Merkel in der Knesset sei außerordentlich und herzerwärmend gewesen, doch es müssten mehr Taten folgen. Hart kritisierte Graumann vor allem die deutsche Wirtschaft: „Die Geschäfte mit dem Iran blühen, während die Moral verkümmert. Ausgerechnet deutsche Unternehmen machen Geschäfte mit einem Land, das einen neuen Holocaust befürwortet. Es ist eine Schande.“ Mehr Fingerspitzgefühl forderte Graumann im Zusammenhang mit einem sichtbaren Zeichen für das Leid der deutschen Vertriebenen: „Das Leid der Vertriebenen darf nicht mit dem Leid der Juden gleichgesetzt werden, die Kette von Ursache und Wirkung muss intakt bleiben.“ Graumann bekannte, dass es Israel seinen Freunden nicht immer leicht mache und die größte Kritik an der israelischen Politik oft im eigenen Land zu vernehmen sei. Daher bedankte er sich trotz aller warnender Worte ausdrücklich für die Zuverlässigkeit der deutschen Freunde Israels.

Die direkte Antwort auf Graumanns Forderungen kam von Staatsministerin Hildegard Müller. Sie versprach, dass Ursache und Wirkung mit dem sichtbaren Zeichen für das Leid der Vertriebenen keinesfalls umgekehrt werden. Die Einbeziehung des Zentralrats der Juden in dieses Projekt sei dafür eine deutliche Zusicherung. Im Umgang mit dem Iran betonte Müller die Wichtigkeit eines geschlossenen Vorgehens der Weltgemeinschaft: „Auch wenn es ein paar Gesprächsrunden mehr braucht, als wir es uns manchmal wünschen, ist es wichtig, auch Länder wie China und Russland mit ins Boot zu holen.“

Müller bezeichnete Bundeskanzlerin Merkel als Symbolfigur der deutsch-israelischen Beziehungen. Sowohl ihr Besuch in Israel als auch die Aufnahme bilateraler Konsultationen hätten die diplomatischen Beziehungen in eine neue Dimension geführt. Dabei seien nicht nur die Verbindung aus der Vergangenheit, sondern auch gemeinsame Zukunftsthemen wie die Entwicklung von Wirtschaft, Forschung und Umwelt maßgeblich. Müller bekräftigte das deutsche Bekenntnis zur Zwei-Staaten-Lösung im Nahen Osten. Der Weg dahin sei durch Extremisten versperrt. „Die Hamas muss sich zum Existenzrecht Israels bekennen. Wir verhandeln nicht mit Terroristen“, betonte die Staatsministerin.

Der Direktor des Zentrums für Europäische Studien in Herzliya und frühere Botschafter in Deutschland Avi Primor löste sich dann in seinem Vortrag ein wenig von den aktuellen Problemen des Nahost-Konflikts und sprach über die Geschichte der Idee eines Judenstaates. „Viele sagen oder denken, dass die Staatsgründung Israels eine Folge des Holocaust ist, aber das ist falsch. Der Holocaust hat diesen Prozess nur beschleunigt.“ Primor erinnerte an die Zionisten-Bewegung, die zum Ende des 19. Jahrhunderts unter Führung des österreichischen Juden Theodor Herzl an Bedeutung gewann. In seinem utopischen Roman „Altneuland“ ersann Herzl einen demokratischen, fortschrittsorientierten Judenstaat als Antwort auf den zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufkeimenden rassistischen Antisemitismus.

Für Primor, der 1935 in Tel Aviv geboren wurde, war dieser Staat bereits in seiner Kindheit greifbar. Trotz britischer Besatzung habe er immer das Gefühl gehabt, in einem jüdischen Land aufzuwachsen, wo es selbstverständlich war, Hebräisch zu sprechen. Nach dem Holocaust habe es eine schnelle Entwicklung hin zu Herzls utopischem Staat gegeben. „Nur an Krieg hat Herzl nie gedacht, und so ist dies der einzige und vielleicht wichtigste Punkt, der uns noch von seiner Idee trennt. Können wir seinen Traum verwirklichen? Wollen wir die Zwei-Staaten-Lösung? Ja, wir wollen sie“, so Primor. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Sicherheit Israels garantiert ist. Dies sei nicht der Fall, solange unklar ist, wie es im Westjordanland nach einem Ende der israelischen Besatzung weitergehen würde. „Wir glauben Palästinenserpräsident Abbas, dass er den Frieden will, aber er kann nicht einmal seine eigene Sicherheit gewährleisten“, sagte Primor. Dennoch beendete er seine Rede mit der Zuversicht, dass zukünftige Jubiläen Israels in Frieden und Sicherheit gefeiert werden können. Viel Applaus im bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Auditorium zeigte, wie sehr er den Anwesenden damit aus dem Herzen gesprochen hat.

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22. April 2008
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