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„Ein Glücksfall für unser Land“

KAS würdigt Staatsminister a.D. Anton Pfeifer zu seinem 75. Geburtstag

Helmut Kohl hat ihn als „Geschenk Gottes“ bezeichnet, Erwin Teufel als „Meister der leisen Töne“, und sogar die taz würdigte ihn als „verdienstvollen Staatsminister, der viel für die politische Kultur in Deutschland getan hat“: Anton Pfeifer hat die deutsche Politik seit Ende der 60er Jahre und besonders in der Zeit der Wiedervereinigung geprägt, ohne ins Rampenlicht zu drängen. Anlässlich seines 75. Geburtstages lud die Konrad-Adenauer-Stiftung nun zu einer Festveranstaltung in ihre Akademie nach Berlin ein.

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Vor über 150 Gästen sprach Volker Kauder, der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion, die Laudatio auf Pfeifer. Er erinnerte an die frühe Prägung Pfeifers durch ein katholisch-bildungsbürgerliches Elternhaus, an das Studium der Rechtswissenschaften in Tübingen und den parallel erfolgten Einstieg in die Politik. Als persönlicher Referent des baden-württembergischen Kultusministers Wilhelm Hahn von 1965 bis 1969 fand Pfeifer in der Bildungs-, Kultur- und Medienpolitik die Schwerpunkte, die sein politisches Leben begleiten sollten.

„Harte Arbeit und große Begabung“ sorgten in den Worten von Kauder dafür, dass Pfeifer nach seiner Wahl in den Bundestag im Jahr 1969 schnell Verantwortung im bildungspolitischen Bereich bekam. 33 Jahre sollte er im Parlament verbleiben, von 1982 bis 1998 mit einer CDU in Regierungsverantwortung. In dieser Zeit war Pfeifer zunächst Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Bildung und Wissenschaft und dann – als Höhepunkt seiner politischen Karriere – von 1991 bis 1998 Staatsminister bei Bundeskanzler Helmut Kohl. Pfeifer wurde zu einem der engsten Vertrauten des Einheitskanzlers und zu „einem wichtigen Pfeiler der Regierung Kohl“, wie Kauder es formulierte.

Auch in dieser Funktion kümmerte sich Pfeifer um seine politischen Schwerpunkte. In seine Zeit im Bundeskanzleramt fällt die Überführung wichtiger Kulturinstitutionen der DDR in die bundesdeutsche Verantwortung, Pfeifer unterstützte zudem den Aufbau Dresdens und die Wahl Weimars zur europäischen Kulturhauptstadt. Auch die Gestaltung Berlins als Hauptstadt wurde von Pfeifer eng begleitet. Für Volker Kauder ist er deshalb der „heimliche Kulturminister“ dieser Zeit. „Anton Pfeifer war nicht nur lebensnotwendig für eine lange Regierung Kohl, sondern er war und ist ein Glücksfall für unser Land“, so Kauder abschließend.

In der zweiten Hälfte befasste sich die Veranstaltung dann mit einem weiteren Anliegen Pfeifers, das er vor allem ab 1989 als stellvertretender Vorsitzender der Konrad-Adenauer-Stiftung vorantrieb: die Verbreitung der katholischen Soziallehre in Lateinamerika. Der KAS-Vorsitzende Dr. Hans-Gert Pöttering hatte bereits in der Begrüßung skizziert, wie Pfeifer die Idee eines Grundkurses Katholische Soziallehre für lateinamerikanische Universitäten entwickelte und in engem Austausch mit der katholischen Kirche konzipierte. Dabei hob Pöttering vor allem die Sachkenntnis und das Verhandlungsgeschick Pfeifers hervor, das schließlich dazu führte, dass das Programm verabschiedet und im November 2011 zusammen mit einem begleitenden Handbuch in Bogota vorgestellt werden konnte.

In einer Podiumsdiskussion unter der Leitung des stellvertretenden KAS-Generalsekretärs Dr. Gerhard Wahlers arbeiteten Padre Luis Ugalde aus Venezuela, Bischof Dr. Norbert Strotmann aus Peru, der frühere bolivianische Präsident Eduardo Rodriguez Veltze und Arnold Vaatz MdB die Chancen eines solchen Programms für den Kontinent heraus. Mit diesem soll insbesondere den reichen Eliten Lateinamerikas ihre Verantwortung für die Lösung gesellschaftlicher Probleme deutlich gemacht werden.

Die Panelisten warnten in Anbetracht des Siegeszuges von linken Neo-Populisten wie Chavez, Morales und Ortega davor, dass die Demokraten ihre Chance zur Lösung dieser Probleme verspielen könnten. Insbesondere die große soziale Ungleichheit, das gravierende Gewaltproblem und der fehlende Zugang zu Bildung wurden genannt. „Die Demokratien in Lateinamerika haben diese Probleme teilweise bewusst ignoriert. Deshalb erleben wir nun eine Abkehr von christlichen Prinzipien und eine erneute Hinwendung zu sozialistischen Ideen“, sagte Lateinamerika-Experte Vaatz. Der Grundkurs Katholische Soziallehre biete eine Chance, diese Entwicklung zu beeinflussen, so die Panelisten.

„Ich bin bewegt von der Veranstaltung und ihrer Thematik“, sagte der Jubilar Anton Pfeifer in seinem abschließenden Dankeswort. Sein Geburtstag sei ein Tag der Freude und des Dankes für ein erfülltes Leben gewesen. Über die vielen lobenden Worte sagte er lakonisch: „Wenn man lange genug aus der aktiven Politik raus ist, wird auf einmal viel besser über einen gesprochen.“ Dass er inhaltlich dagegen mitnichten „raus“ ist, bewies Pfeifer in seinem Kommentar zur Podiumsdiskussion: „Wir dürfen die Zusammenarbeit mit Lateinamerika auf keinen Fall vernachlässigen, der Kontinent hat ein reiches Potential für die Zukunft und große Bedeutung für die globale Entwicklung.“ Es gehe daher darum, die demokratischen Kräfte des Kontinents zu unterstützen. In Lateinamerika wie in Europa gelte: „Eine Demokratie muss immer sozial sein, sonst hat sie keine Zukunft.“

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The Konrad-Adenauer-Stiftung, its educational institutions, centres and foreign offices, offer several thousand events on various subjects each year. We provide up to date and exclusive reports on selected conferences, events and symposia at www.kas.de. In addition to a summary of the contents, you can also find additional material such as pictures, speeches, videos or audio clips.

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Berlin Deutschland