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Change und Hope sind längst verblichen

Ron Nehring, republikanischer Stratege, über den US-Wahlkampf 2012

Es muss schon ein wenig Schadenfreude dabei gewesen sein, als Ron Nehring, früherer Vorsitzender der Republikaner im US-Bundesstaat Kalifornien und heute Strippenzieher im Hintergrund, jüngst in der Lufthansa-Lounge am Frankfurter Flughafen den Titel des „Spiegels“ entdeckte.

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Spiegel-Titel im Juni 2012
Er blickte in die Augen eines zerknirschten Barack Obamas. Darüber prangte in großen Lettern der Schriftzug „Schade“. Und das ausgerechnet in Deutschland, wo Obama an der Berliner Siegessäule 2008 von zig Tausenden als Hoffnungsbringer gefeiert wurde. Was lag für Nehring also näher, als in Zeiten totaler Vernetzung zur Handykamera zu greifen. Prompt landete ein Bild mit dem Titel bei Freunden in den USA.

Vielleicht auch wegen dieser kleinen Begebenheit trat Nehring auf Einladung des Teams der Politischen Kommunikation der Konrad-Adenauer-Stiftung gut gelaunt vor seine Zuhörer im Bauhaus-Archiv, um über die neuesten Entwicklungen im us-amerikanischen Wahlkampf zu sprechen. Das Rennen sei offen, eröffnete Nehring seinen Vortrag, was an sich schon eine kleine Sensation sei. Noch im Mai 2009 hätte das Symboltier der Republikaner, der Elefant, unter Journalisten als „bedrohte Spezies“ gegolten. Doch spätestens seit den erfolgreichen Midterm-Wahlen ist die realistische Hoffnung, Obama als erst dritten Präsidenten überhaupt bereits nach einer Amtszeit in den Ruhestand zu schicken, zurückgekehrt. Für Nehring steht die Ursache dafür fest. Obama habe Versprechen gegeben, die er nicht eingehalten habe. Bis heute warte das Land auf den immer wieder vollmundig angekündigten „recovery summer“ der Wirtschaft. Die Arbeitslosenquote verharre trotz Konjunkturpaketes in Höhe von 800 Milliarden Dollar bei acht Prozent. Unterm Strich könne die Obama-Administration keine positive Bilanz ziehen. Keines ihrer Projekte sei unumstritten geblieben oder uneingeschränkt erfolgreich geworden. „Hope und Change“, die beiden Schlagwörter von Obamas Kampagne 2008, seien längt verblichen, fasste Nehring die Stimmung im Land zusammen.

Das belege auch die gescheiterte Amtenthebung von Scott Walker, Gouverneur im Bundesstaat Wisconsin. Er wurde Anfang Juni mit fast zehn Prozent Vorsprung vor seinem demokratischen Mitbewerber trotz oder wegen seiner gewerkschaftsfeindlichen Politik im Amt bestätigt. Ein beachtlicher und wichtiger Erfolg, hat doch im Jahr 2004 und 2008 jeweils der demokratische Präsidentschaftsbewerber hier gewonnen und gilt Wisconsin seit jeher als sogenannter „battleground oder swing state“, ein Staat also, in dem sich die Mehrheiten immer wieder ändern und so die Gesamtwahlen entscheiden kann.

Es läuft also ganz gut für die Republikaner. Jetzt dürfen bloß keine großen Fehler gemacht werden. Das betrifft insbesondere die Wahl eines „running mates“, eines Vizepräsidentschaftsbewerbers. Zu präsent sind bei den Republikanern immer noch die Erinnerungen an Sarah Palin. Sehr bald nach der Entscheidung des damaligen Präsidentschaftskandidaten John McCain es mit der quirligen Frau aus Alaska zu probieren, entpuppte sich diese als Missgriff. Zu unerfahren in der großen Politik und im Umgang mit den bissigen amerikanischen Medien leistete sie sich einen Fehltritt nach dem anderen und kostete McCain entscheidende Stimmen. Für Nehring muss ein guter „running mate“ daher vor allem eines sein: unangreifbar, um nicht zu sagen, langweilig. Zumindest erstere Eigenschaft verkörpere für ihn die Gouverneurin New Mexicos Susana Martinez. Sie wäre, so Nehring, „sicherlich eine gute Wahl“.

Für wen auch immer sich Romney am Ende entscheidet, es dürfte ein spannender Wahlkampf werden. Ein Update gibt Ron Nehring am 14. und 15. Oktober 2012 bei der Internationalen Konferenz für Politische Kommunikation in Berlin.

Das Bild vom Spiegel erreichte übrigens alsbald die Redaktion des Drudge Reports. Einer Internetseite, die täglich 15 Millionen Mal geklickt wird…

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Berlin Deutschland