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Stabilität oder Krise: Afrika hat eine Wahl

by Josephine Landertinger Forero

Der Stand der Demokratie auf dem vielfältigen Kontinent

„In Ghana gibt es keine Hysterie, was Wahlen angeht. Sie sind ein ganz normaler Teil des Lebens unserer Gesellschaft“, sagte Nana Addo Dankwa Akufo-Addo, Vorsitzender und Präsidentschaftskandidat der ghanaischen New Patriotic Party (NPP). „Ich hoffe auch, dass es in absehbarer Zukunft nicht mehr nötig sein wird Wahlbeobachter aus Europa zu uns zu schicken“, fügte er hinzu.

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Auf der diesjährigen Afrikakonferenz in Berlin, organisiert von der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) und der Deutschen Afrika Stiftung (DAS), gab Akufo-Addo einen Einblick in die Durchführung von Wahlen in Ghana. Seit der Unabhängigkeit des Westafrikanischen Landes 1957 folgte eine Epoche vieler Militärputsche. Doch nun genießt Ghana seit fast 20 Jahren politische Stabilität. „Nach mehreren autoritären Regimes hat sich der Wunsch des Ghanaischen Volkes nach Demokratie durchgesetzt“, so Akufo-Addo.

Waren bei der Wahl 1996 noch durchsichtige Wahlurnen eine Maßnahme, um faire Wahlen zu garantieren, so sollen im nächsten Jahr biometrische Registrierungen Wahlfälschung noch schwieriger machen. Diese Art von Registrierung dürfe jedoch nicht die Wählerverifizierung an der Wahlstation ersetzen, mahnte der ghanaische Präsidentschaftskandidat. Nur durch das korrekte Nachweisen der Wähler würde der potentiellen mehrfachen Stimmabgabe eine Grenze gesetzt.

Während in Ghana für 2016 schon über eine digitale Wahl nachgedacht wird, zeigt sich Ägypten als Nachzügler in Sachen Demokratie. Zwar wurde schon 1953 im Land der Pharaonen die Republik ausgerufen, doch auch vor dem autoritären Regime von Hosni Mubarak gab es keine freien Wahlen. Nach dem Sturz des Königs Faruk 1952 regierten die Generäle. Wiederholt sich hier die Geschichte?

Das liegt in der Hand des ägyptischen Volkes. Doch „in einem Land, das 60 Jahre lang autoritär regiert wurde, und in dem es etwa 25 Prozent Analphabeten gibt, brauchen wir dringend demokratische Aufklärung“, sagte Dr. Abdul-Monem Al-Mashat. Der Professor an der Future University in Kairo gibt selber Workshops zu Demokratie und lehrt Menschen, wie man wählt und wie eine Wahl sauber ablaufen sollte. Doch er sei in der Minderheit. „Wir brauchen ganz dringend mehr solcher politischen Bildungsangebote“, so Al-Mashat.

Man müsse die Gesellschaft zu Demokratie erziehen und das brauche Zeit, bis die Menschen verstehen, dass Vielfalt gut ist. „Dass ich eine andere Meinung haben kann und dass das in Ordnung ist, diese Meinungsfreiheit ist ein demokratischer Wert, der in Ägypten erst ankommen muss.“ Der Professor meine deshalb, dass das nächste Parlament noch nicht das Revolutionsparlament sein werde.

Wahlen sind also nur ein Teil des demokratischen Prozesses. Auch Abdikadir Hussein Mohammed, Parlamentsmitglied in Kenia und Träger des Deutschen Afrikapreis 2011, seiht das so. „Eine gute Verfassung, die die Unabhängigkeit der Medien und die Unabhängigkeit eines Wahlkomitees, ist für eine Demokratie außerordentlich wichtig“, so Mohammed. Die Länder Afrikas seien aber auf einem guten Weg. „Das Afrika von heute ist ein ganz anderes als das vor 20 Jahren.“

Dr. Dr. Joseph Diescho, der University of South Africa, kritisierte die Verwendung des Begriffes „Afrika“ als Sammelbegriff. „Wir leben zwar alle auf demselben Kontinent, aber alle Länder sind sprachlich, geschichtlich und kulturell so unterschiedlich, dass eine Verallgemeinerung gefährlich ist.“ Dennoch fand er einen gemeinsamen Nenner, was Demokratie auf dem Kontinent angeht. „Das Problem ist die Führung und nicht das Wasser, die Nahrung oder die Ressourcen. Afrika ist ein reicher Kontinent, viele Länder werden aber einfach schlecht regiert“, sagte Diescho. Kronisch sei auch, dass es kaum eine Wahl gäbe bei der die Verlierer das Resultat akzeptieren würden, wie die diesjährigen Ereignisse in der Elfenbeinküste gezeigt haben. „Wahlen scheinen nur für die Gewinner gut zu sein“, sagte Diescho.

In diesem Fall sei Ghana ein Vorbild. Der Professor lobte den ghanaischen Präsidentschaftskandidaten Akufo-Addo, der sich 2008 in einer Stichwahl gegen John Atta-Mils nicht durchsetzen konnte und „diese Niederlage mit Anmut akzeptierte“, um die Stabilität des Landes zu garantieren. In der Stichwahl hatte Atta-Mills (National Democratic Congress) 50,23 Prozent der Stimmen erreicht, während Akufo-Addo nur auf 49,77 Prozent kam, so die Wahlkommission.


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