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„Der Journalismus muss alle Seiten einer Debatte beleuchten“ :: Christopher Schäfer zur politischen Lage in Deutschland

Der Ton in der öffentlichen Debatte in Deutschland ist rauer geworden. Nach den Wahlen im vergangenen September ist die Alternative für Deutschland (AfD) als drittstärkste Kraft in den Bundestag eingezogen. Um über die Perspektiven der neuen Bundesregierung, den Aufstieg der AfD und dessen Folgen für den Journalismus zu sprechen, hat Christopher Schäfer, Redakteur des Wiesbadener Kuriers, die Konrad-Adenauer-Stiftung Montevideo zu einem Arbeitsfrühstück besucht.

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Genau eine Woche zuvor war in Berlin das vierte Bundeskabinett unter Angela Merkel vereidigt worden. Dieses werde sowohl von Seiten der bereits auf den bayerischen Landtagswahlkampf fokussierten CSU als auch der mit der eigenen Identitätsfindung beschäftigten SPD beträchtlichen Spannungen ausgesetzt sein, so Christopher Schäfer. Dennoch erwarte er, dass die „große“ Koalition die Legislaturperiode im Sinne des Landes bis zum Ende gestalten werde.

Breiten Raum nahmen während des Vortrags und der nachfolgenden Diskussion die Rolle der AfD und deren gespanntes Verhältnis zum Journalismus ein. „Dem Journalismus wurde immer wieder vorgehalten, dass er Probleme verschweigt und die Sorgen der Bürger nicht ernst nimmt“, erklärte Schäfer. Ein Problem, das auch die Parteien betreffe. Dies sei besonders im Zuge der Flüchtlingskrise ab Herbst 2015 zu beobachten gewesen. Die AfD habe diese Ängste aufgenommen und sie auf populistische Art und Weise artikuliert. Die Folge: ein Vertrauensverlust in die Medien, der nach wie vor durch Begriffe wie „Lügenpresse“ zum Ausdruck gebracht wird.

Um dieses Vertrauen zurückzugewinnen, bleibt nach Ansicht des Redakteurs nur eine Möglichkeit: „Der Journalismus muss weiter wie bisher konsequent alle Seiten einer Debatte beleuchten, damit keine Meinung verborgen bleibt und die Menschen ihre eigene Meinung repräsentiert sehen.“ Beispielsweise die Berichterstattung über Kriminaldelikte habe sich verändert: „Heute spielt die Nationalität eine wichtigere Rolle, da zunehmend bestimmte Delikte mit bestimmten Tätergruppen und Nationalitäten in Verbindung gebracht werden. Unabhängig davon, ob wirklich eine Verbindung besteht, oder nicht.“ Deshalb werde zum Beispiel heute häufiger die Nationalität der Täter genannt.

Die angeregte Debatte offenbarte ein großes Interesse an der politischen Lage in Deutschland und den Themen, die auch Lateinamerika beschäftigen: Wie sollten gemäßigte Parteien mit Populisten umgehen? Welche Rolle kommt dem Journalismus hierbei zu? Fragen, die sicher auch in Zukunft Stoff für weitere Diskussionen geben werden.

Sandra Wahle und Sören Soika

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