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Veranstaltungsberichte

Zweites Deutsch-Kolumbianisches Forum: Versöhnung, Verantwortung und Erinnerung

Deutsche Erfahrungen und Kolumbianische Perspektiven

Am Donnerstag, dem 2. Oktober hat die Deutsche Botschaft in Bogotá gemeinsam mit den drei in Kolumbien ansässigen deutschen politischen Stiftungen - Konrad Adenauer, Hanns Seidel und Friedrich Ebert – in Zusammenarbeit mit dem kolumbianischen Zentrum für historische Erinnerung, der Universidad Nacional und der Tageszeitung El Tiempo das „Zweite Deutsch-Kolumbianische Forum: Versöhnung, Verantwortung und Erinnerung - Deutsche Erfahrungen und Kolumbianische Perspektiven” durchgeführt.

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Als Referenten nahmen teil: der kolumbianische Justizminister, Yesid Reyes; der Chefredakteur des ZDF, Peter Frey; der Senator der Allianza Verde, Antonio Navarro Wolff; der Präsident der Konservativen Partei, David Barguil; der Mitbegründer der Oppositionspartei Demokratischer Aufbruch der ehemaligen DDR, Andreas Apelt; der Gouverneur des Departments Antioquia, Sergio Fajardo; der Direktor des Centro de Memoria Histórica, Gonzalo Sánchez; der CDU Bundestagsabgeordnete Peter Weiss; der Direktor der Gedenkstätte des ehemaligen Stasi-Gefängnisses Hohenschoenhausen, Hubertus Knabe; der kolumbianische Generalstaatsanwalt, Eduardo Montealegre; der Senator der Libaralen Partei, Horacio Serpa; der ehemalige Kandidat für die Vize-Präsidentschaft des Centro Democrático, Carlos Holmes Trujillo; der Direktor des Studienzentrums für Strafrecht und Strafprozessrecht in Lateinamerika CEDPAL, Kai Ambos sowie das Mitglied des Bayrischen Landtags, Martin Neumeyer, CSU.

Die Veranstaltung wurde mit den Grußworten des Rektors der Universidad Nacional, Ignacio Mantilla, und des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland, Günter Kniess, eröffnet. Dabei betonten beide die Bedeutung der Thematik dieses Forums für den historischen Moment, den Kolumbien gerade durchlebt. Anschließend hielt der kolumbianische Justizminister eine Einführungsrede über Strafe und Versöhnung, wobei er besonders auf das Verhältnis dieser beiden Begriffe bzw. Konzepte und die Notwendigkeit einer Übergangsnotiz einging. Der Minister stützte sich dabei auf juristische Theorien und betonte, dass die Strafe nicht um ihrer selbst willen eingesetzt werden dürfe, sondern dass sie zur Erlangung von Gerechtigkeit dienen solle. Auch bezog er sich auf die deutschen Erfahrungen bei der Versöhnung in einem konsolidierten Staat.

Die Einführungsrede zum Thema Erinnerungskultur in Deutschland hielt Peter Frey. Dabei hob er hervor, dass in Deutschland der Prozess der Vergangenheitsbewältigung - der immer noch andauere – sehr langsam und kompliziert gewesen sei und auch weiterhin das Engagement der unterschiedlichsten Institutionen und sozialen Akteure erfordere. Auch betonte er, dass es je nach dem historischen Zeitpunkt verschiedene Formen gebe, die Erinnerung wach zu halten und dass es notwendig sei Mechanismen zu finden, diese Erinnerung auch für künftige Generationen zu erhalten.

Anschließend begann das erste Panel zum Thema Versöhnung und Erinnerungskultur. Dabei betonten die Referenten die Notwendigkeit gemeinsamer Bemühungen der gesamten Gesellschaft, um Vergebung zu erlangen und Verantwortung für die Konstruktion einer kollektiven Erinnerung bezüglich der Ereignisse der kolumbianischen Geschichte zu übernehmen. Andreas Apelt erwähnte die Rolle der Erinnerung in den individuellen und kollektiven Versöhnungsprozessen; es sei notwendig, die Problematik von Grund auf zu kennen. Auch bezog er sich auf die Erinnerung auf der Ebene des Staates und dessen Aufgabe, den Konsequenzen aus der Vergangenheit ins Auge zu sehen. Die Panel-Teilnehmer zeigten sich auch besorgt angesichts der Schwierigkeiten, eine Erinnerung inmitten eines noch bestehenden Konflikts aufzubauen.

Im zweiten Diskussionspanel gab es verschiedene Beiträge zur Bedeutung von Erinnerungsstätten bei der Rekonstruktion der historischen Wahrheit. Daher sollten solche Stätten unter anderem attraktiv, kommunikativ und der Öffentlichkeit zugänglich sein und es müsse ihre nachhaltige Finanzierung gesichert sein. Ebenfalls wurde auch über die Rolle der Erziehung als zentrale Achse der Erinnerung diskutiert. Es sei unabdingbar, dass es Schulen, Museen und entsprechende Dokumente gebe, die einen Erfahrungsaustausch und die Konstruktion einer Friedenspädagogie für die Bürger erlaubten. Peter Weiss betonte anhand des deutschen Beispiels, dass an den Orten, wo einst Terror herrschte, heute oft von noch lebenden Zeitzeugen des Krieges Vorlesungen gehalten werden. So habe z.B. das Maximilian-Kolbe-Werk, dem er vorstehe, zahlreiche Bemühungen unternommen, eine Versöhnung mit den Überlebenden des Holocaust zu erreichen.

Anschließend folgten die Ausfûhrungen des Generalstaatsanwalts, Eduardo Montealegre, über die Herausforderungen für eine Übergangsjustiz. Dabei verwies er besonders auf die Notwendigkeit festzulegen, inwieweit eine Straflosigkeit für schwere Menschenrechtsverletzungen vermieden werden solle. Eine Möglichkeit sei es, die Freiheitsstrafe durch alternative Strafen zu ersetzen. Auch sei es unabdingbar, ein Modell der Übergangsjustiz zu entwerfen, das den internationalen Anforderungen gerecht werde; dies könne sowohl „maximalistisch“ sein, das heißt, jedes einzelne Verbrechen könne verfolgt werden, oder „minimalistisch“, wobei nur die Hauptverantwortlichen vor Gericht gestellt würden. Der Generalstaatsanwalt schloss seine Betrachtungen mit der Bemerkung, dass Rechtssicherheit für alle Akteure des Konflikts garantiert werden müsse und eine unangemessene Beschränkung der Rechte der Opfer zu vermeiden sei. Ziel sei es, ein Gleichgewicht zwischen Gerechtigkeit und Frieden in einem Panorama der Beendigung des Konflikts anzustreben.

Das letzte Diskussionspanel behandelte das Thema der strafrechtlichen Verantwortung und der Perspektiven für einen Postkonflikt. Die Panel-Teilnehmer diskutierten über die Möglichkeit, die sich im aktuellen Friedensprozess in Havanna biete und die notwendige Nachhaltigkeit dieser Gespräche. Auch wurde die Frage angesprochen, ob Kolumbien verpflichtet sei, im Transitionsprozess das Internationale Recht zu respektieren, um einen eventuellen Einspruch des Internationalen Strafgerichtshofes zu vermeiden. In diesem Zusammenhang wurde auch angesprochen, wie schmerzhaft Wiedereingliederungsprozesse sein können; daher sei eine Wahrheitsfindung unabdingbar, um ein künftiges harmonisches Miteinander zu ermöglichen.

Das Forum wurde von 400 Personen besucht und von allen maßgeblichen Fernseh-und Radiostationen dazu berichtet.

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