»Es sind diese individuellen Geschichten zwischen Anpassung und Protest, zwischen Scheitern und Erfolg, die dieses Buch hochspannend machen. Grafes Anthologie beweist, dass Beschäftigung mit der Geschichte (...) stets auch in die Gegenwart und Zukunft weist. Roman Grafe hat erneut nicht nur ein kritisches und engagiertes, sondern auch ein spannendes und anregendes Buch vorgelegt.« Südthüringer Zeitung (20.10.2009)
In der Klasse herrscht eine lockere Atmosphäre. Die letzten Pausengespräche liegen in der Luft und mischen sich mit Neugierde auf das was kommen wird. Roman Grafe, Autor und Filmemacher, kennt diese Situationen. Die Klasse beruhigt sich und wartet gespannt. Um den Abstand zu den Schülern zu verringern setzt sich Roman Grafe auf die Bank in der ersten Reihe. Er sagt, das ist günstiger, um näher miteinander ins Gespräch zu kommen. Es funktioniert. Gemeinsam mit Schülern und Lehrern sammelt er Motive von Mitläufern. Was macht einen Mitläufer aus? So entstand eine differenzierte Sammlung von Faktoren und Kriterien, die damals und heute Mitläufer charakterisieren. Die Schüler versuchen sich in die Lage von Mitläufern in der DDR zu versetzen, um deren Gründe und ihre Situation zu verstehen.
Anschließend las Roman Grafe aus seinem Buch „Die Schuld der Mitläufer – Anpassen oder Widerstehen in der DDR“ vor und diskutierte mit den Schülern das „Mitläufer-Sein“ in der DDR. Das Beispiel aus dem Buch bewegte die Schüler. Durch die Diskussion konnten die Schüler ihre eigenen Vorstellungen von der DDR mit den Erfahrungen und dem Hintergrundwissen von Roman Grafe verbinden und so ein klareres und realeres Bild von der damaligen Zeit erhalten. Gleichzeitig bleibt die Frage, Anpassen oder Widerstehen, auch für die heutige Zeit brisant und spielt im Leben der Schüler und Lehrer weiterhin eine große Rolle.
Durch die authentischen Berichte und die Erfahrungen von Roma Grafe in der DDR und den Verbindungen zur heutigen Lebenswelt der Schüler in Weimar ist es gelungen Gefühle und Verständnisse für die heutige und die damalige Zeit greifbarer und lebendiger werden zu lassen.
