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Kaiser Otto II. und Theophanu

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Steigt man in der Peterskirche ein Stockwerk tiefer bis in die Vatikanischen Grotten, so ist man von zahlreichen Papstgräbern, bzw. ihren Grabdenkmälern umgeben. Oft ist nur ein Fragment davon erhalten. Das Petrusgrab, was man in der so genannten „Pallien Nische“ sieht und vor dem die Menschen zum Gebet niederknien, ist nicht sein eigentliches Grab, dieses liegt noch sehr viel tiefer in der Vatikanischen Nekropole. Unter den vielen Grabstätten der Grotten verbergen sich die einiger weltlicher Herrscher, welche das Privileg hatten, hier aufgenommen zu werden.

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Sankt Peter, Palliennische über dem Petrusgrab

Einfach zu identifizieren ist der schlichte Sarkophag in einer Nische, auf dem eine Krone liegt. Darin ruhen die letzten Stuarts, die katholischen Prätendenten für den Thron von England und Schottland, die seit 1688 im Exil lebten, ab 1719 in Rom. Jakob III. starb hier 1766, mit ihm beigesetzt sind seine beiden Söhne. Ganz nahe kommt man an den Gräbern von Königinnen vorbei, die etwas „frischen Wind“ in die in die päpstliche Gruft bringen. Da ist das Grab von Christina, der schwedischen Königin, die nicht aus Schwäche, sondern aus freiem Willen abdankte, zum katholischen Glauben konvertierte und 1655 nach Rom kam. Ihr gegenüber der Sarkophag von Charlotte Savoia-Lusignano, der letzten Königin von Zypern, die 1461 vor den Türken geflohen und den Schutz der Päpste in Rom gesucht hatte.

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Sankt Peter, Grabdenkmal Kaiser Otto II. in den Grotten

In einem für Besucher nicht zugänglichen langen Gang sieht man an dessen Ende dennoch gut erkennbar einen monumentalen einfachen Steinsarkophag, der auf Adlerfüßen steht. Auf dem Medaillon der Vorderseite die Inschrift: „Otto Secundus Imperator Augustus“. Es ist das Grabdenkmal des deutschen Kaisers Otto II., der 983 mit nur 29 Jahren in Rom starb. Seit dem weströmischen Kaiser Honorius 423 war kein Herrscher mehr in Sankt Peter begraben worden. Der Sarkophag von Otto II., den wir heute sehen, wurde erst nach dem Neubau der Peterskirche in den Grotten aufgestellt.

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Sankt Peter Taufkapelle mit Porphybecken

Bei seinem Tode war der Kaiser nicht in der alten Peterskirche, sondern im Atrium unter freiem Himmel beigesetzt worden. Der antike Marmorsarkophag mit dem Körper des Kaisers lag damals unsichtbar in der Erde. Genau darüber stand auf Bodenniveau das monumentale Grabdenkmal mit Ausmaßen von ca vier Meter Länge. Es bestand aus einem mit bunten Marmorplatten verkleideten Kasten und war mit einem hochwertigen dunkelroten Porphyr Deckel abgeschlossen. Dieses Grabdenkmal stand unübersehbar für alle Besucher der Peterskirche an einem genau kalkulierten Ort, nämlich am Durchgang vom Atrium in die Vorhalle und muss wegen seiner Monumentalität und wertvollen Material eine enorme Wirkungskraft gehabt haben. Der Porphyr Deckel stammte vermutlich vom Grab des Kaisers Hadrian in der Engelsburg. Er wurde im 17. Jahrhundert von Carlo Fontana zu einem Taufbecken umgearbeitet, das noch heute in der Taufkapelle in der Peterskirche steht (erste Kapelle links nach dem Eingang). Der Marmorsarkophag hingegen, der in der Erde stand und in dem der Körper des Kaisers Otto II. bestattet war, dient bis heute als Brunnen in einem Innenhof des Quirinalspalastes.

Nur elf Jahre vor seinem Tod 972 hatte die Hochzeit des jungen Kronprinzen Otto mit der byzantinischen Prinzessin Theophanu in der Peterskirche stattgefunden, wobei auch Theophanu zur Kaiserin ernannt wurde. Was die Braut betraf, war es eine „Kinderhochzeit“, denn Theophanu war zwölf und Otto achtzehn Jahre alt. Sein Vater, Kaiser Otto I. hatte nach langen Verhandlungen mit dem kaiserlichen Hof in Konstantinopel erreicht, eine byzantinische Prinzessin als Frau für seinen Sohn zu gewinnen. Er verband damit die Hoffnung, ein Bündnis mit dem oströmischen Reich in die Wege zu leiten. Theophanu war die Nichte des regierenden Ostkaisers Nikephoros, an dessen Hof aufgewachsen und in der klassischen Kultur erzogen und ausgebildet worden.

Diese Heirat war eine große kulturelle Bereicherung für das westliche Kaiserreich, denn Theophanu brachte nicht nur einen reichen Brautschatz nach Aachen mit, sondern auch Geschenke aus wertvollen Stoffen, Geschmeide und Kunstwerke aus Gold, Silber und Elfenbein, wie man sie im Westen noch nie gesehen hatte. Viel bedeutender aber war, dass sie ihre klassische Bildung, die griechische Sprache und damit mehr als nur den Hauch von byzantinischem Luxus und höfischen Riten in das „barbarische“ Germanien brachte. Im Gefolge begleiteten sie auch Wissenschaftler und Gelehrte, die ihr später bei der Erziehung und Bildung ihrer Kinder, vor allem ihres Sohnes Otto zur Seite standen. Theophanu wurde trotz Ihrer Jugend ihrer hohen Position als Kaiserin im Westen gerecht. Schon nach wenigen Jahren begleitete sie ihren Mann Otto II., der ein Jahr nach der Hochzeit zum Kaiser ernannt wurde, auf fast allen Reisen quer durch das Reich. Sie erwies sich ihm als politisch fähige und diplomatische Beraterin und nahm erheblichen Einfluss auf die Politik. Mit dem Kaiser reiste sie 980 nach Italien, wo sie sich drei Jahre aufhalten werden.

Als Otto II. bei diesem Italienaufenthalt 983 ganz unerwartet mit nur 29 Jahren in Rom an Malaria erkrankte und starb, war Theophanu in seiner Nähe wie auch seine Mutter, die Kaiserin Adelheid und seine Schwester, die Äbtissin Mathilde. Diese drei ungewöhnlich starken und gebildeten Frauen haben es durchgesetzt, dass der Kaiser das Aufsehen erregende, sichtbare Grab nahe am Eingang der Peterskirche erhielt. Revolutionär war, dass das Grabmal eines deutschen Kaisers, allein schon der Ausmaße wegen, gewollt mit denen der römischen Kaiser konkurrierte. Darin sollte sich auch posthum der Anspruch der „Renovatio Imperium Romanorum“, der Erneuerung des römischen Imperiums ausdrücken, wie ihn schon Kaiser Karl der Große formuliert hatte. Das bedeutete, dass nach Vorstellung der Kaiser das neue christliche Reich unter ihrer Leitung in enger Allianz mit dem Papst regiert werden sollte.

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Sankt Pantaleon Köln. Grabdenkmal Kaiserin Theophanu

Unmittelbar nach dem Tode von Otto II. hatte Theophanu ihren dreijährigen Sohn Otto noch im gleichen Jahr in Aachen zum König krönen lassen. Dann ließ sie das Kind nach Rom kommen, wo es an Weihnachten 983 in der Peterskirche zum Kaiser des Römischen Reiches erhoben wurde. Ohne das es dafür eine Regel geben hätte, übernahm die Mutter, die 23-jährige Kaiserin Theophanu gemeinsam mit der Schwiegermutter Adelheid und der Äbtissin Mathilde für acht Jahre die Regentschaft für den minderjährigen Sohn Otto. Sie war damit die einzige deutsche Kaiserin, die vorübergehend die Alleinherrschaft für den noch unmündigen Sohn führte. Auch Theophanu starb im mit nur 31 Jahren 991. Sie wurde auf ihren eigenen Wunsch in der von ihr protegierten und reich beschenkten Abteikirche Sankt Pantaleon in Köln begraben, wo man ihr monumentales Grabdenkmal sehen kann.

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Literatur

Hagen Keller. Die Ottonen 2008

Andrea Giardina. Il Mito di Roma 2008

Sible de Blaauw: Kaisergräber in Magdeburg und Rom, 2012

Eberhard Horst Geliebte Theophanu 2004

Kaiserin Theophanu, die mächtigste Frau des Abendlandes DVD 2005

Gabrielle Alioth, Die Braut aus Byzanz, historischer Roman 2012

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