Asset-Herausgeber

Veranstaltungsberichte

DDR: Mythos und Wirklichkeit

Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmteEröffnung der WANDERAUSSTELLUNG der Konrad-Adenauer-Stiftung

Asset-Herausgeber

Am 3. Dezember 2015 wurde die Wanderausstellung mit dem Titel „DDR: Mythos und Wirklichkeit. Wie die SED-Diktatur den Alltag der DDR-Bürger bestimmte“ in der Vogtlandhalle Greiz eröffnet. Der Historiker und Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen Dr. Hubertus Knabe hielt den Eröffnungsvortrag.

In diesem legte er sachlich und anschaulich zahlreiche Behauptungen dar, die fünfundzwanzig Jahre nach der Wiedervereinigung, den Rang historischer Mythen eingenommen hätten.

Zunächst weist Knabe darauf hin, dass diese sich keineswegs von selbst herausgebildet hätten, sondern dass diese „von einigen politischen Kräften bewusst durch gezielte Desinformation aufgebaut worden sind und immer noch werden“. Viele dieser politischen Kräfte seien nicht nur zu DDR-Zeiten ein unverzichtbarer Teil des Systems gewesen, sondern heute noch aktiv in der Politik tätig.

Aufgrund der Hartnäckigkeit mit der sich diese Mythen halten würden, sei es deshalb wichtig, sich kritisch damit zu befassen. Denn vor allem junge Menschen, die die DDR nur noch aus den Geschichtsbüchern kennen, müssten sich ein umfassendes, aber vor allem aufgeklärtes Bild über das SED-Regime machen. Hierzu leiste vor allem die Konrad-Adenauer-Stiftung mit Ausstellungen wie der heutigen, einen unverzichtbaren Beitrag. Knabe stellt anerkennend fest, dass ihm keine andere Institution bekannt sei, die „so viele Zeitzeugen in die Schulen schickt, und überhaupt so viel für ehrliche Geschichtsaufarbeitung tut, ob mit Vorträgen oder solchen Ausstellungen.“ Schließlich könnten nur durch gezielte Informationen und Aufklärung, Irrtürmer sowie Legenden und eine damit einhergehende Verfälschung der Geschichte verhindert werden.

Anschließend geht der Historiker auf die von der DDR ursprünglich angestrebten Ideale wie Freiheit, Brüderlichkeit und Sozialismus ein. Vor allem letzteres wecke durchaus positive Assoziationen und man verbinde damit oft Begriffe wie soziale Gerechtigkeit.

Wie ein auf solchen Idealen basierendes System jedoch in einer Diktatur münden könne, sei für viele Menschen abstrus, auch ihn selbst habe dies intensiv beschäftigt, so Knabe.

Doch trotz dieser vermeintlich ehrenvollen Idealen, gibt der Historiker zu bedenken, dass es sich bei dem DDR-Regime um einen Unrechtsstaat gehandelt habe und der historische Mythos, dass die DDR ein demokratischer Rechtsstaat gewesen sei, ganz klar zu widerlegen ist. Denn „wenn ein Staat seine Regierung nicht frei wählen lässt, dann ist es ein Unrechtsstaat.“ Und dies sei in der DDR eindeutig der Fall gewesen. Auch wenn diese stets Rechtsstaatlichkeit propagierte, fehlten bereits die für den Rechtsstaat charakteristischen Elemente wie Gewaltenteilung, die Gesetzesmäßigkeit der Verwaltung sowie die Unabhängigkeit der Gerichte. Bzw. waren diese rechtsstaatlichen Prinzipien in der DDR-Verfassung angeführt, hatten jedoch keinerlei Geltung. Gerade diese in der DDR zu erkennende Verrechtlichung der Diktatur sei prägend für einen Unrechtsstaat. Wer diese offenkundige Tatsache jedoch bestreitet, der „sollte nach Berlin-Hohenschönhausen kommen.“, hier werde er eines besseren belehrt.

Des Weiteren thematisiert Knabe den weit verbreiteten Mythos, dass Planwirtschaft und Sozialismus einen hohen Lebensstandard ermöglichten und dass Sozialismus folglich positiv zu bewerten sei. Diese Behauptung, dass die Planwirtschaft, das bessere Wirtschaftssystem und Sozialismus somit gut sei, nur ohne Stasi und die Mauer, werde noch heute von Mitgliedern der Linken gezielt popularisiert. Knabe entgegnet diesem klar, dass es eine utopische Vorstellung sei, Sozialismus, die Stasi, den Stacheldraht und die Mauer voneinander zu trennen. Eine Kausalität zwischen diesen Komponenten sei offenkundig festzustellen. Die sozialistische Ideologie, die Stasi sowie die Mauer würden folglich unweigerlich zusammenhängen. Daneben entspreche der Mythos, dass die Planwirtschaft das bessere Wirtschaftssystem sei, nicht der Wahrheit, so der Historiker, da die Planwirtschaft in der DDR „auf Pump gelebt habe“. Die stabilen und niedrigeren Nahrungsmittelpreise in der DDR seien nämlich vorrangig durch die Verteuerung anderer Produkte finanziert worden. Auch mussten dafür immer wieder neue staatliche Subventionen getätigt werden. Dies habe schließlich dazu geführt, dass die Schulden nicht mehr getilgt werden konnten. Die DDR in den finanziellen Ruin lief. Ferner sei durch die zentrale staatliche Steuerung der Wirtschaft eine auffallende Starrheit herbeigeführt worden, diese habe sich vor allem in der ausgeprägten Innovationsfeindlichkeit der DDR, widergespiegelt.

Knabe resümiert, dass die DDR infolgedessen ein lehrreiches Beispiel dafür sei, zu zeigen, von welchem Nachteil es ist, wenn das gesamte Wirtschaftssystem unter staatlicher Kontrolle stehe. Ein Staat dürfe lediglich regulative Rahmenbedingungen vorgeben. „Die Behauptungen, dass die DDR eine Wirtschaftsmacht war, stimmt also nicht.“, so der Historiker. Knabe beendet seinen Vortrag mit der Feststellung, dass heute immer zahlreiche Mythen über die DDR existent seien, da die Partei der SED-Diktatur nicht verboten wurde. Die heutige Linke sei ganz klar Nachfolgerin der SED und könne dies trotz mehrfacher Umbenennungen, nicht revidieren. Auch wenn die Parteiangehörigen stets betonen würden, Mitglieder einer neuen Partei zu sein.

Daneben weist Knabe die Zuhörerinnen und Zuhörer darauf hin, dass auch heute zunehmend Einstellungen und Tendenzen (vor allem) unter jungen Menschen sicht- sowie spürbar seien, die es als „hipp“ empfinden für Sozialismus und seine Ideen einzutreten. Gegenüber solchen Gefahren müsse die Gesellschaft wachsam sein und hierfür sensibilisiert werden, denn „wer in der Demokratie einschläft, wacht in der Diktatur auf!“.

Asset-Herausgeber

comment-portlet

Asset-Herausgeber

Asset-Herausgeber

Über diese Reihe

Die Konrad-Adenauer-Stiftung, ihre Bildungsforen und Auslandsbüros bieten jährlich mehrere tausend Veranstaltungen zu wechselnden Themen an. Über ausgewählte Konferenzen, Events, Symposien etc. berichten wir aktuell und exklusiv für Sie unter www.kas.de. Hier finden Sie neben einer inhaltlichen Zusammenfassung auch Zusatzmaterialien wie Bilder, Redemanuskripte, Videos oder Audiomitschnitte.

Bestellinformationen

erscheinungsort

Erfurt Deutschland