Faszination der Volksgemeinschaft
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Ins Zentrum seines Vortrages stellte Süß die Frage, wie es den Nationalsozialisten gelungen ist, mit der Ideologie der Volksgemeinschaft eine so große Faszination auf die Deutschen auszuüben. „Viele Menschen empfanden den Individualismus der Weimarer Republik als beschwerlich und verwirrend und nahmen eine scheinbar harmonisierende Sozialordnung dankbar an“, so Süß.
So hätten die Nationalsozialisten mit der Befriedigung der Grundbedürfnisse Arbeit und Brot sowie einem breiteren Freizeitangebot für die Arbeiterschicht viele Anhänger gewonnen. „Dies funktionierte allerdings nur, weil es sich um ein Regime handelte, das auf einem verlorenen Krieg fußte und auf einen neuen Krieg abzielte“, so Süß. Auch die systematische Enteignung von Juden war ein wesentlicher Faktor für die sozialen Veränderungen im Nationalsozialismus.
Wie wenig die propagierte Gleichheit in der Volksgemeinschaft tatsächlich vorhanden war, zeigt Süß an mehreren Beispielen. Die „Sortierung der Menschen nach eine kriegswirtschaftlichen Nutzenkalkulation“, die in die Euthanasie mündete, zählte dazu ebenso wie die Abgrenzung von unerwünschten Mitgliedern der Volksgemeinschaft. „Der Antisemitismus war eine Lebenselixier der Nazis“, so Süß.
Der Zeithistoriker betonte, dass das Staatsverbrechen gegen die Juden in ganz Europa – der Holocaust – keinesfalls von Einzeltätern ausgeführt worden war. „Es ist seit längerem ein gesicherter wissenschaftlicher Befund, dass viele Menschen zumindest zum Teil über die Greueltaten der Nazis Bescheid wussten“, so Süß. Dies betreffe Angehörige der Wehrmacht genauso wie die Menschen, die logistisch mit dem Holocaust zu tun hatten: Ingenieure, Arbeiter, Zulieferer, Zugschaffner und Schreibtischtäter. Die Aufarbeitung dieser Tatsache sei bis heute notwendig und auch für die Zukunft eine wichtige Aufgabe, betonte Süß zum Abschluss seines Vortrags.
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