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„Viele Menschen haben viel zu verlieren“

Der Protest in Ägypten geht in die dritte Woche

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Andreas Jacobs (r.), Leiter des KAS-Auslandsbüros in Ägypten, im Gespräch mit Tom Buhrow, Moderator der ARD tagesthemen

Zwei Wochen nach dem Beginn der Proteste gegen Ägyptens Staatschef Husni Mubarak haben sich am Dienstag erneut tausende Regierungskritiker auf dem Tahrir-Platz in Kairo versammelt. Viele Demonstranten hatten die Nacht in Zelten oder in Decken eingewickelt verbracht. Die Proteste gegen Mubarak hatten am 25. Januar begonnen, wenige Tage später begannen Demonstranten mit der Besetzung des Tahrir-Platzes im Zentrum der Hauptstadt.

Gegenüber den ARD tagesthemen sprach der Leiter des KAS-Auslandsbüros in Ägypten, Andreas Jacobs, von einer schwierige Phase in Kairo, in der aber weiterhin „alles völlig offen“ sei. Während die Regierung versuche, die Demonstranten zurückzudrängen und Normalität wiederherzustellen, komme es für die Protestbewegung jetzt darauf an, weiter so viele Menschen wie möglich zu mobilisieren. Andernfalls bestehe die Gefahr, dass der Protest an Schwung verliere. „Viele Menschen haben viel zu verlieren, wenn das System Mubarak nicht mehr funktioniert und würden einiges dafür tun, damit alles beim Alten bleibt“, so Jacobs, der seit über drei Jahren in Kairo arbeitet.

Anders als weite Teile der Medien sieht Jacobs die Armee nicht als dritte Kraft neben der Regierung und den Demonstranten. Für ihn steht sie „ganz klar hinter der Regierung“. Ihr Hauptziel sei es, ihre Privilegien und Rolle zu wahren. Eine Veränderung, die beides unangetastet lasse, werde daher mit Sicherheit von der Armee mitgetragen werden.

Nicht nur die Armee sieht Jacobs „auf der Gewinnerseite“, sondern auch die Muslimbruderschaft. Deren Verantwortliche würden geschickt „auf Zeit zu spielen“ und ein möglich geringes Profil zeigen. Sie sei ein „unbekannter Faktor“, weil nicht klar sei, welche Rolle die Bruderschaft tatsächlich nach einem Wandel spielen würde. Jacobs empfiehlt daher Zurückhaltung. Der Phase der Dämonisierung sollte keine Umarmung folgen.

Das Interview mit Andreas Jacobs können Sie bis zum 14. Februar in der ARD Mediathek aufrufen.

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