Veranstaltungsberichte
Mut und Engagement
Zu Beginn der Veranstaltung begrüßt die Leiterin des Regionalbüros Rheinland der Konrad-Adenauer-Stiftung, Simone Habig, die Gäste. Düzen Tekkal sei authentisch in den Werten, die sie vertritt und gehe engagiert voran. „Es ist jeder gefragt, für die Demokratie und Werte einzustehen.“ Im Anschluss begrüßt die Moderatorin Michaela Rensing das Publikum und stellt Tekkal vor: „Mitten in einer geraden Karriere als Journalistin wurde sie mit einem Hilferuf an den Wurzeln gepackt.“ 2014 erreichte sie ein Anruf von Jesiden aus dem Irak: „Harwa – Hilf uns“, flehten sie fremde Menschen an. „Mein Telefon stand nicht mehr still und ich dachte: Wie verzweifelt müssen die Menschen sein, wenn sie eine fremde Journalistin in einem anderen Land anrufen?“, erzählt Tekkal.
„Ich konnte nicht mehr wegsehen“
Gemeinsam mit ihrem Vater reiste sie in den Irak und drehte dort eine Dokumentation. Die Ereignisse haben sie geprägt: Die Angst und das Leid, aber auch die Stärke vieler Menschen. Sie erzählt auch, wie es für die war, in Deutschland aufzuwachsen, von Konflikten mit anderen Kindern mit Migrationshintergrund, die oft wollten, dass sie sich entscheidet: „Deutsche Kinder haben mich oft einfach akzeptiert. Aber jeder muss lernen, Verschiedenheit zu akzeptieren.“ Und auch mit ihren Eltern gab es teilweise Konflikte: „Da habe ich gelernt, dass man auch manchmal das schwarze Schaf sein muss, um seinen Weg zu finden.“
„Es war wie eine Liebe, die zu Ende geht“
Der Multikulturalismus sei tot, sagt Tekkal. Wenn die Kultur wichtiger sei als die Individuen, sich aber niemand dafür interessieren würde, was innerhalb der Kultur geschehe, würde ein Dialog verhindert. „Das Deutschland, das ich kenne, ist bedroht“, erörtert Tekkal. Die Chancengleichheit, die immer noch ein wichtiges Ziel sei, ist zurückgegangen. Man müsse genau hinsehen, wer Hilfe braucht.
„Alle sollten den Anspruch haben, für etwas Besseres zu kämpfen!“
Düzen Tekkal hat den Verein „Hawar.help e.V.“ gegründet, um Jesiden zu helfen. Für sie ein logischer Schritt: „Ich kann nicht auf der einen Seite Missstände aufzeigen und auf der anderen Seite nichts tun.“ Mit dem Verein will Tekkal unter anderem jesidische Frauen vor Ort unterstützen, sich zu emanzipieren: „Das ist für alle Kulturen wichtig: kein Weg des Fortschrittes geht vorbei an den Frauen.“ Das gilt auch für Geflüchtete, die in Deutschland leben: „Integration fängt immer in der Familie an. Eine gelungene Integration ist auch immer eine Emanzipation.“
Mit Selbstkritik beginnen
In der anschließenden Diskussion interessieren sich die Zuschauer für Tekkals Religion. Sie spricht von einer langen Geschichte der Verfolgung, die aber nicht so einfach ist, wie es scheint: „Im Krieg gibt es kein Schwarz und Weiß.“ Es gehe darum, was Menschen mit Menschen machen. Und es sei nicht so, als hätte Deutschland nichts mit dem Konflikt zu tun. Die Werte seien entscheidend: „Gewalt hat nichts mit Herkunft zu tun, sondern mit den Werten im Kopf.“ Auch das Thema Extremismus kommt in der Diskussion auf: „Rechtsextremismus und religiöser Extremismus sind wie böse Zwillinge“, sagt Tekkal. Auf die Frage, wie man auf Personen reagieren soll, die sich populistisch äußern, hat sie eine klare Antwort: „Hier müssen wir um die Leute kämpfen. Bis zum letzten Atemzug.“
Bereitgestellt von
Landesbüro NRW und Regionalbüro Rheinland
Über diese Reihe
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