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Von ChatGPT zur europäischen KI-Strategie

von Marvin Schulz

Bausteine für eine verantwortungsvolle Digitalisierung

Marvin Schulz, MdB, sitzt für die CDU im Bundestag und verantwortet dort das Thema Künstliche Intelligenz. Im folgenden Namensbeitrag schildert er politische Herausforderungen und notwendige Maßnahmen aus seiner Perspektive.

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Kaum eine größere Debatte über Zukunftsfragen kommt heute ohne den Verweis auf Künstliche Intelligenz aus. Spätestens seit ChatGPT vor drei Jahren die Bühne betrat, hat KI die politische Agenda erreicht – von Bildungsfragen über den Arbeitsmarkt bis hin zur Regulierung in Brüssel. Zugleich hat sie auch Einzug in den politischen Alltag gehalten: Abgeordnetenbüros testen KI-gestützte Assistenten bei der Analyse komplexer Gesetzestexte, in der Bürgerkommunikation oder beim Verfassen von Reden oder Artikeln zum dreijährigen Jubiläum von ChatGPT in einer Publikation der Konrad-Adenauer-Stiftung usw.

Was früher ein Thema für Fachkonferenzen war, ist heute Gegenstand öffentlicher Anhörungen, Koalitionsverhandlungen und europäischer Gesetzgebung. ChatGPT steht damit sinnbildlich für den Moment, in dem KI vom Nischenthema zum politischen Gestaltungsauftrag geworden ist.

Drei Jahre später lässt sich eine Zwischenbilanz ziehen. ChatGPT hat die öffentliche Diskussion geprägt, aber auch gezeigt: Diese Technologie ist nur ein kleiner Baustein in einem viel größeren Feld. Wer über KI spricht, muss auch über Daten, Rechenkapazitäten, Energie, Talente und digitale Souveränität sprechen.

 

ChatGPT als Symbol – und als Ausgangspunkt

ChatGPT steht für den Durchbruch der Künstlichen Intelligenz in der Breite. Seine Niedrigschwelligkeit macht es besonders: Der Zugang ist kostenlos oder günstig, die Bedienung intuitiv. Damit ist die Technologie nicht auf Expertinnen und Experten beschränkt, sondern hat unmittelbare Anschlussfähigkeit in Schule, Verwaltung, Unternehmen oder Wissenschaft.

Die Anwendungsfelder sind entsprechend vielfältig: Schülerinnen und Schüler nutzen ChatGPT als Lernhilfe, kleine Unternehmen zur Unterstützung bei Marketing oder Buchhaltung, Journalistinnen und Journalisten als Recherchewerkzeug, Verwaltungen zur Vereinfachung von Bürgerkommunikation. Gleichzeitig wächst die Verantwortung, Missbrauch – etwa bei Deepfakes oder manipulativen Inhalten – einzudämmen.

Doch ChatGPT ist nicht „die KI“, sondern eine von vielen Anwendungen. Die wahre Herausforderung liegt darin, die gesamte Wertschöpfungskette zu betrachten: von der Erhebung und Verfügbarkeit von Daten über die Entwicklung von Algorithmen bis hin zu Hardware, Energie und Fachkräften.

 

Bausteine einer starken KI-Strategie

Daten sind das Rohöl der KI – doch ihre Verfügbarkeit ist fragmentiert. Europa braucht gemeinsame Datenräume, die Innovationen ermöglichen, ohne Datenschutz oder Wettbewerb auszuhebeln. Initiativen wie GAIA-X oder der Europäische Gesundheitsdatenraum sind wichtige Schritte, müssen aber schneller und konsequenter umgesetzt werden. Entscheidend ist auch, dass Bürgerinnen und Bürger Vertrauen in den Umgang mit ihren Daten haben. Transparenz und nachvollziehbare Regeln sind dafür unerlässlich.

Rechenkapazitäten sind der Flaschenhals der KI. Moderne Sprachmodelle benötigen enorme Mengen an Rechenleistung und spezialisierte Chips. Hier ist Europa von wenigen internationalen Anbietern abhängig. Der Aufbau eigener Kapazitäten – etwa durch europäische Supercomputer (wie der kürzlich in Betrieb genommene JUPITER in Jülich) oder Cloud-Infrastrukturen – ist ebenso notwendig wie eine strategische Partnerschaft mit vertrauenswürdigen Anbietern – Stichwort: „local components“.

Energie ist ein weiterer Faktor. Training und Betrieb von Modellen verbrauchen erhebliche Ressourcen. Nachhaltigkeit darf dabei kein Nebengedanke sein. Gleichzeitig braucht es regulatorische Vernunft – keine pauschalen Hemmnisse für Investitionen in Rechenzentrumsinfrastruktur. Deutschland bleibt nur wettbewerbsfähig, wenn Rechenzentren hier wirtschaftlich betrieben werden können: hocheffizient, erneuerbar gespeist, mit Abwärmenutzung und deutlich sparsameren Trainingsverfahren.

Talente schließlich sind das Fundament jeder Entwicklung. Von der Schulbildung über Universitäten bis hin zu Weiterbildungsangeboten im Berufsleben: Digitale Kompetenzen entscheiden darüber, ob wir Innovation gestalten oder ihr nur hinterherlaufen. KI sollte in Lehrplänen ebenso verankert werden wie Grundlagenwissen zur Cybersicherheit. Auch der Arbeitsmarkt muss sich auf Veränderungen einstellen: Weiterbildung, Umschulung und lebenslanges Lernen sind zentrale Schlüssel.
Die Aufgabe der Politik ist es daher, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Bürgerinnen und Bürger Künstliche-Intelligenz-Anwendungen in ihren Alltag integrieren können.

 

Mehr als KI: Kombination mit Schlüsseltechnologien

Die größten Potenziale entstehen dort, wo Künstliche Intelligenz mit anderen Technologien kombiniert wird:

  • Mit Blockchain lassen sich Herkunft und Integrität von Daten sichern – ein entscheidender Baustein gegen Desinformation und für transparente KI-Systeme.
  • In der Robotik eröffnet Künstliche Intelligenz neue Einsatzfelder, etwa in Industrie, Logistik oder Pflege. Erst durch die Verbindung von Sprachmodellen und Robotik entstehen Systeme, die komplexe Aufgaben eigenständig ausführen können.
  • Auch im Internet der Dinge, in der Medizintechnik oder in der Landwirtschaft zeigen sich Synergien. KI-gestützte Diagnosen, autonome Traktoren oder intelligente Stromnetze sind keine Zukunftsvision, sondern bereits Realität in Pilotprojekten.

Die Zukunft liegt daher nicht im isolierten Blick auf einzelne Technologien, sondern in einem Ökosystem, das Innovation ermöglicht und gleichzeitig Vertrauen schafft.

 

Marvin Schulz MdB sitzt seit 2025 für die CDU und direkt gewählt für Berlin-Reinickendorf im Deutschen Bundestag. Er ist Mitglied im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie Digitales und Staatsmodernisierung. Dort verantwortet er das Thema Künstliche Intelligenz.

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Kontakt Leonie Mader
Leonie_Mader
Referentin für Künstliche Intelligenz
Leonie.Mader@kas.de +49 30 26996-3319

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