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Habemus papam: Franziskus

von Katja Christina Plate, Silke Schmitt
Seit dem Abend des 13. März 2013 hat die Katholische Kirche ein neues Oberhaupt: Papst Franziskus. Der bisherige Kardinal Jorge Mario Bergoglio war Erzbischof von Buenos Aires. Nun hat er eine gewaltige Aufgabe vor sich: Hirte sein für alle Katholiken weltweit.

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Die Welt blickte seit Tagen nach Rom: 5.600 akkreditierte Journalisten verfolgten das Konklave aus der Audienzhalle des Vatikans. Laut Radio Vatikan waren 24 Sprachen und rund 65 Nationalitäten vertreten. Und die vielen Journalisten waren in den vergangenen Tagen und Wochen nicht untätig gewesen. Berichte über angebliche Skandale und behauptetes Insiderwissen fluteten geradezu die Medien. Pater Bernd Hagenkord, Leiter der deutschen Sektion bei Radio Vatikan, kritisierte in einem Artikel für „Die Zeit“ am 7. März 2013 die so geschaffenen „Scheinrealitäten“ und den „Aufregungsjournalismus“. Er wies darauf hin, dass die strengen Vertraulichkeitsregeln während des Konklaves die Kardinäle auch vor diesen Erscheinungen schützen sollen.

Der lange Weg zum „habemus papam!“

In der Tat waren die Kardinäle während des Konklaves streng abgeschottet. Zum einen sollten sie sich allein von ihrem Gewissen leiten lassen. Zum anderen sollte aber auch der Wahlprozess vertraulich bleiben. Alle 115 wahlberechtigten Kardinäle waren im sorgfältig abgeschirmten Gästehaus Domus Sanctae Marthae im Vatikan untergebracht. Weder Handys, noch Internet, noch Presse- oder Medienerzeugnisse waren erlaubt. Zudem wurden die Kardinäle selbst die kurze Strecke von ihrer Unterkunft zum Apostolischen Palast mit dem Bus gefahren.

Und so kennt man vom Wahlprozess nur das Ergebnis: Mindestens 77 der 115 möglichen Stimmen müssen im letzten Wahlgang auf den argentinischen Kardinal Jorge Mario Bergoglio, den Erzbischof von Buenos Aires, entfallen sein. Er wurde anschließend gefragt, ob er die Wahl annimmt und hat zugestimmt. Ab diesem Moment wurde der Kardinal zum Bischof von Rom mit allen Kompetenzen des Papstes. Anschließend erzeugte man im Ofen der Sixtinischen Kapelle den berühmten weißen Rauch, der nun auch die Öffentlichkeit darüber informierte, dass ein neuer Papst gefunden ist. Für die Weltöffentlichkeit hieß es jedoch weiter warten - bis endlich der Kardinalprotodiakon vom Balkon der Peterskirche den Namen des neuen Oberhauptes der Katholischen Kirche verkündete: Papst Franziskus.

Insgesamt war die Wahl wieder schnell vonstatten gegangen. Das Konklave zur Wahl von Papst Benedikt XVI. hatte rund 26 Stunden gedauert. Diesmal war es kaum länger. In seinem letzten „Motu proprio“, einem apostolischen Schreiben, erlaubte Benedikt XVI., auf die ursprünglich vorgesehene 15-tägige Sedisvakanz zu verzichten. Bis Ostern sollte das Oberhaupt der Kirche im Amt sein - so sein Wunsch. Und: Es ist gelungen.

Wer ist der neue Papst?

Der neue Papst stammt aus Lateinamerika. Knapp 560 Millionen Menschen, gut die Hälfte aller Katholiken weltweit, leben auf diesem Kontinent. Der 76-jährige hat die meiste Zeit seines Lebens in Lateinamerika verbracht. Der Jesuit gilt als bescheiden – er soll oft mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die argentinische Hauptstadt gefahren sein. Zudem wird er auch als Modernisierer beschrieben. Besonders die Armen sollen dem neuen Papst in seiner bisherigen Arbeit am Herzen gelegen haben. Vielleicht hat er auch deshalb den Namen „Franziskus“ gewählt.

Papst Franziskus wurde gewählt wie viele Päpste vor ihm. Und doch ist etwas anders. Dem Konklave ging diesmal nicht der Tod des bisherigen Papstes voraus. Benedikt der XVI. legte sein Amt am 28. Februar um 20.00 Uhr nieder. Bei der Verabschiedung von den Kardinälen an seinem letzten Amtstag, sagte er: „Unter euch ist auch der künftige Papst, dem ich meinen bedingungslosen Gehorsam und meine Ehrerbietung verspreche.“ Kardinal Bergoglio wird es damals gehört haben. Jetzt als Papst Franziskus darf er sich darauf verlassen. Seine ersten öffentlichen Worte galten dann auch Benedikt XVI. Gemeinsam mit den auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen betete er für seinen Vorgänger.

Was erwartet Papst Franziskus?

Auf Papst Franziskus wartet viel Arbeit. Dies wurde bereits während des Vorkonklaves deutlich, das länger als erwartet ausfiel – so groß war der Bedarf an Debatte. Die FAZ berichtete am 12. März 2013 von den Überlegungen der Kardinäle: „Benedikts Nachfolger müsse jünger sein, energisch und durchsetzungsstark, politisch versierter und offener im Umgang mit den Medien (…)“.

Sehr viel jünger als Benedikt XVI. bei seiner Amtseinführung ist Papst Franziskus nicht. Aber ganz oben auf der Tagesordnung während des Vorkonklaves stand verschiedenen Berichten zur Folge immer wieder eine Kurienreform. Dem neuen Papst trauen die Kardinäle offensichtlich zu, dass er die Kurie ordnet, klare Verantwortlichkeiten schafft, Streit schlichtet und Zusammenarbeit ermöglicht.

Viele Laien wünschten sich zudem einen erfahrenen Seelsorger als Papst. In vielen Regionen der Welt ist das Leben der Menschen von Krieg, Gewalt und Armut bedroht. Hier wird eine Kirche gebraucht, die in der Nächstenliebe konkret wird, Hilfe bringt und Not lindert. In anderen Regionen der Welt suchen Katholiken Antworten auf andere Fragen: Wie lässt sich Glaube stärken und Hoffnung geben? Wie kann man das Evangelium glaubwürdig leben? Die Missbrauchsskandale, die die Katholische Kirche tief erschüttert haben, sind noch nicht verarbeitet. Auch Fragen nach der Rolle der Frauen in der katholischen Kirche, den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen und Homosexuellen werden insbesondere aus Europa an Papst Franziskus gestellt werden.

Die Heterogenität seiner weltumspannenden Kirche macht das Finden von überzeugenden Antworten für Papst Franziskus sicher nicht einfach. Entscheidend wird werden, wie er seine Antworten kommuniziert. Nach dem „Vatileaks“-Skandal, bestehenden Unklarheiten über die Geschäfte der Vatikanbank und Gerüchten über Sexskandale im Vatikan, warten viele Gläubige auf mutige Worte. Und Papst Franziskus hat überzeugend begonnen: Seine erste Ansprache, schlicht in einer weißen Soutane vom Petersdom aus an die Gläubigen gerichtet, weckte Begeisterung: Der neue Papst sprach bescheiden und direkt – und traf damit mitten in das Herz der Menge. Mit einer großen Geste der Demut stellte sich der neue Papst den Katholiken weltweit vor. Er bat um den Segen der Versammelten und verneigte sich tief.

Es gibt sehr viele und hohe Erwartungen an den neuen Papst. Alle zu erfüllen ist unmöglich. Aber der Papst hat angekündigt, einen neuen Weg der Brüderlichkeit gehen zu wollen. Ein starkes erstes Signal.

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Stellv. Leiterin der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit

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14. März 2013
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