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Bericht: Zusammenarbeit mit China - Leitlinien und Bewusstseinsbildung für Kooperation

von Michael Stellwag

Vertrauenswürdige wissenschaftliche Zusammenarbeit mit China: Leitlinien und Bewusstseinsbildung für Kooperation

Am 1. März 2023 organisierten wir einen Round Table zur Vorstellung der Studie „How to do trusted research – China specific guidelines for European stakeholders“ mit der Autorin Ivana Karaskova.

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Die tschechische Politikwissenschaftlerin Ivana Karaskova gilt als eine der wichtigsten Expertinnen, wenn es um den Themenkomplex chinesischer Einfluss in Mittelosteuropa geht. Mit Ihrer Analyse präsentiert sie China-spezifische, evidenzbasierte Leitlinien für europäische Stakeholder, einschließlich Hochschuleinrichtungen und Forschungszentren in den Bereichen der MINT-Fächer. In ihrem Briefing ging sie speziell auf die Situation in Österreich ein.

Die Studie befasst sich mit dem Stand des Wissensschutzes in der EU und Chinas Ansatz für Wissenschaft, Technologie und Innovation und Chinas Ziele in Europa. Untersucht wurde der Umfang der Zusammenarbeit in MINT-Bereichen mit China in drei EU-Mitgliedstaaten (Österreich, Tschechische Republik und Slowakei). Dabei wurden Open-Source-Daten zur wissenschaftlichen Zusammenarbeit genutzt. Der chinesische Technologieerwerb im Ausland ist unter anderem auch mit den chinesischen Bemühungen um die Modernisierung des Militärs verbunden, da viele dieser Technologien einen doppelten Verwendungszweck haben. Durch die technologische Zusammenarbeit und den Technologietransfer mit chinesischen Partnern unterstützen die europäischen Institutionen möglicherweise indirekt das Wachstum der militärischen Macht Chinas. Die Europäischen Union hat dabei erst unlängst China auch als "systemischer Rivale" bezeichnet. Sie nimmt damit zur Kenntnis, dass China zunehmend zu einer Sicherheitsbedrohung wird.

Chinas Strategie in Schlüsseltechnologien

China nutzt ausländische Technologien, um seine eigene technologische Basis zu stärken und inländische Innovationen zu ermöglichen, wodurch die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Industrie und des Forschungssektors gegenüber europäischen Konkurrenten erhöht wird.

Die Bemühungen um den Erwerb fortschrittlicher ausländischer Technologien im Ausland sind ein untrennbarer Bestandteil von Chinas Bestreben, Fortschritte im Bereich Wissenschaft, Technologie und Innovation (WTI) zu erzielen, und reichen von der legitimen internationalen Zusammenarbeit bis hin zu illegalen Mitteln der "Grauzone". China hat deutlich gemacht, dass sein Ziel letztlich darin besteht, ausländische Technologie durch einheimische Entwicklung zu ersetzen und in allen Schlüsselsektoren eine Vormachtstellung zu erreichen. Darüber hinaus ist dieses Ziel mit einem Mangel an Gegenseitigkeit beim europäischen Zugang zum chinesischen WTI-Sektor verbunden.

Der chinesische Technologieerwerb im Ausland ist mit den chinesischen Bemühungen um militärische Modernisierung verknüpft, da viele der Technologien einen dualen Verwendungszweck haben und für die nationale Sicherheit eingesetzt werden. Zu den 15 prioritären WTI Forschungsbereichen zählen neben den erwartbaren Sektoren Künstliche Intelligenz, Quanteninformation und Neurowissenschaften, auch medizinische Bereiche wie Genetik, Luft- und Raumfahrttechnik sowie die Erforschung des Polargebietes und Weltraums.

Bewusstseinsbildung für österreichische Akteure

An Österreichischen Universitäten und Forschungseinrichtungen gibt es aktuell ca. 140 chinesische PhD Studenten. Die Anzahl der Forschungsergebnisse in Österreich, die ausschließlich von chinesischen Stellen finanziert werden, stieg seit 2017 deutlich an. Die meisten Forschungserrungenschaften in Österreich aus rein chinesischer Finanzierung liegen in den Bereichen „Smart manufacturing and robotic technologies“, „agricultural mechanical equipment“ und „new materials“.

Es gilt darauf hinzuweisen, dass wissenschaftliche Kooperation mit chinesischen Institutionen nicht per se problematisch ist. Hinzukommt, dass die wissenschaftlichen Förderungen in Österreich und der EU teilweise nicht ausreichend finanziert und bürokratische Hürden für Förderzusagen sehr hoch sind. Daher sind chinesische Partner oft eine realistische und pragmatische Wahl, um überhaupt forschen zu können. Aber es ist wichtig, eine Kenntnis der strategischen Ziele Chinas zu haben und die politische Einflussnahme nicht zu übersehen, die nicht zuletzt von der Kommunistischen Partei Chinas – und indirekt von Studenten, die von ihr zugelassen wurden – vorgenommen wird.

Ziel der Studie ist, ein Bewusstsein für die chinesische Vorgangsweise und Strategie zu schaffen. Daher wird von der Autorin empfohlen, dass wissenschaftliche Einrichtungen in Österreich und der EU einen proaktiven Ansatz annehmen um einheitliche rote Linien ziehen, nationale Kontaktstellen aufzubauen und wissenschaftliche Resilienz zu fördern.

Die Studie „How to do trusted research – China specific guidelines for European stakeholders“ finden Sie hier: https://www.amo.cz/en/how-to-do-trusted-research-china-specific-guidelines-for-european-stakeholders-2/

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Wissenschaftlicher Referent

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