Vietnam: „Zwischen Weltmarktintegration und sozialer Inklusion – Auf der Suche nach einem neuen Ordnungsmodell“
Länderberichte
1986 – also zehn Jahre nach der Wiedervereinigung – als die erwarteten Segnungen des Sozialismus ausblieben, beschloss der VI. Parteitag der KPV, grundlegende Erneuerungen (Doi Moi) aller Bereiche der Wirtschaft, der Politik und des gesellschaftlichen Lebens. Die ersten und wichtigsten Schritte, um die wirtschaftliche Misere zu beheben, waren pragmatischer und ökonomischer Art. Der Zusammenbruch des gesamten sozialistischen Lagers ließ der Führung in Hanoi auch keine andere Wahl. Privaten wirtschaftlichen Akteuren wurde ein immer größerer Handlungsspielraum eingeräumt. Kolchosenähnliche Wirtschafts- und Anbaumethoden in ländlichen Gebieten wurden verändert und Privatinitiative zugelassen. Auch in den Städten wurde die Planwirtschaft reduziert und verstärkt Eigeninitiative zugelassen. Die Möglichkeiten, Privateigentum zu besitzen, wurden ausgeweitet.
Die am 15. August 2002 erfolgte Verfassungsänderung in Vietnam unterstreicht die endgültige Abkehr der politischen Führung von einer zentralverwalteten Planwirtschaft und die Festlegung auf eine sogenannte „Sozialistische Marktwirtschaft“ (socialist-oriented market economy).
Die Grundlagen des heutigen Wirtschaftssystems in Vietnam sind so aufgebaut, dass wirtschaftliches Handeln des Großteils der Akteure prinzipiell nach den marktwirtschaftlichen Regeln von Angebot und Nachfrage erfolgt. Einschränkungen des marktwirtschaftlichen Systems oder die Korrekturen der Ergebnisse marktwirtschaftlichen Handelns, werden auch in Vietnam abgeleitet, aus dem Grundverständnis der Gestaltung eines sozial ausgerichteten Gesellschaftssystems.
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Auslandsbüro Vietnam
Über diese Reihe
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