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"Weit verbreitetes Misstrauen in Staatlichkeit auf allen Ebenen"

Stefan Jost im Deutschlandradio-Interview zur Stimmung in Mexiko

In Mexiko gehören Gewalt und Tod zum Alltag. Drogenkartelle bekämpfen sich und immer wieder geraten auch Unbeteiligte zwischen die Fronten. Seit Ende September werden 43 Studenten vermisst, die für höhere Löhne protestierten. Die Polizei wird mit ihrem Verschwinden in Verbindung gebracht und unterdessen wird davon ausgegangen, dass sie nicht mehr am Leben sind. Über die Stimmung im Land spricht Prof. Dr. Stefan Jost, Leiter des Mexiko-Büros der Adenauer-Stiftung, im Interview mit Deutschlandradio.

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In einem vor wenigen Tagen entdeckten Massengrab wurden die vermissten Studenten vermutet. Unterdessen ist jedoch klar, dass es sich bei den Toten um bislang Unbekannte handelt und die Studenten weiter verschwunden sind, sagte Stefan Jost im Interview mit Deutschlandradio. Es werde jedoch davon ausgegangen, dass die Studenten nicht mehr am Leben sind, so der Leiter des Mexiko-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung, denn es sei weder das erste Massengrab dieser Art in Mexiko, noch werde es voraussichtlich das letzte bleiben.

Was den Hergang angehe, kristallisiere sich heraus, dass die Studenten einer linksgerichteten, ländlichen Universität nach Mexiko-Stadt fahren wollten, um dort an einer Demonstration zur Erinnerung an das Studentenmassaker aus dem Jahre 1968 teilzunehmen. Dabei sei es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. „Die Studenten haben drei Busse besetzt und wurden von der Polizei anschließend rausgeholt und weggebracht. Nach Aussagen von Polizisten ist klar, dass diese Studenten in die Hände eines kleineren Drogenkartells gegeben wurden. Wer diese Anordnung gegeben hat, ist bislang jedoch unklar“, so Jost.

Dass Teile von Polizei und Politik mit den Kartellen zusammenarbeiten, sei keine neue Erkenntnis, „dass wir es in Mexiko nun aber nicht mehr nur mit Erpressung einzelner Staatsbediensteter zu tun haben, sondern mit Kooptation, ist eine ganz andere Form des Zerfalls von Staatlichkeit“. Unmut und Abscheu hätten zwar noch nicht die breite Bevölkerung erreicht, aber es gebe Solidarisierungsbewegungen im Bereich der radikalen Lehrerschaft, Schul- und Studentenstreiks, auch soziale Organisationen und Künstler hätten sich geäußert und im Senat werde die Rücktrittforderung für den betreffenden Gouverneur diskutiert.

Der mit dem Amtsantritt von Präsident Enrique Peña Nieto viel beschriebene ‚Mexican moment‘ habe von Beginn an einen stark internationalen Fokus gehabt und die Wahrnehmung in Mexiko selbst sei eine ganz andere gewesen. Die Zustimmungswerte des Präsidenten seien seit seinem Amtsantritt deutlich gesunken, so Jost „ und insgesamt gibt es in Mexiko ein weit verbreitetes Misstrauen in Staatlichkeit auf allen Ebenen.“

Das komplette Interview als Audiomitschnitt finden Sie hier.

Mit freundlicher Unterstützung von Deutschlandradio

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Hans Blomeier

Leiter des Auslandsbüros Mexiko

hans.blomeier@kas.de +52 55 55664599

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