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Wie die Hudna als Hoffnung langsam zerbröselte

von Oliver Rastetter
Erwartungsvoll blickte die Welt auf den 29. Juni, als der palästinensische Ministerpräsident Mahmoud Abbas und Vertreter der Hamas, des Islamischen Dschihads und der Fatah, nach zuvor monatelangen Verhandlungen die Hudna gegenüber der Palästinensischen Autonomiebehörde ausriefen. Die Erklärung war jedoch nicht an Israel gerichtet, da keinerlei Verhandlungen zwischen beiden Seiten stattfanden.

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Verschiedene ausländische Politiker und Reporter interpretierten dies trotzdem als einen historischen Tag, als den ersten Schritt zur Verwirklichung der Road Map und hin zum Frieden.

Dabei übersahen die Medien in ihrer Euphorie, dass in der Erklärung der daran teilnehmenden terroristischen Gruppierungen die Road Map gar nicht erwähnt wurde, da Vertreter der Hamas und des Islamischen Dschihads diese ablehnten. Die Hudna wurde als Gegenteil der Intifada verkauft. Dabei bedeutet Hudna nicht anderes als die Einstellung von Kämpfen, in diesem Fall einen dreimonatigen beziehungsweise von der Fatah versprochenen sechsmonatigen, temporär begrenzten Waffenstillstand. Verwendete Begriffe, wie Friedensverträge oder Abkommen waren völlig falsche Umschreibungen und führten zu Irritationen.

Dass die israelische Regierung und Bevölkerung dies von Anfang an eher kritisch beäugte lässt nicht verwundern, hatte man doch die berechtigte Angst, dass der Waffenstillstand zur Aufrüstung missbraucht würde.

Israel erwartete von Seiten der Palästinensischen Autonomiebehörde

eine verstärkte Entwaffnung terroristischer Gruppen und die Inhaftierung führender Terroristen. Im Gegenzug versprach die Regierung, nach kontroversen Diskussionen innerhalb des Kabinetts, die Freilassung palästinensischer Häftlinge, den Abbau von Siedlungen im Westjordanland und den Abzug des Militärs aus mehreren Städten.

Wie es zum Ende der Hudna kam, welche Faktoren dabei eine Rolle spielten und welche Folgen das Scheitern des Waffenstillstandes für beide Seiten hat, wird chronologisch als Überblick aufgezeigt.

Die Hudna – eine chronologische Abfolge der Ereignisse

29.6.03 Hamas und Islamischer Dschihad haben nach monatelangen Verhandlungen mit der palästinensischen Autonomiebehörde eine dreimonatige Waffenruhe (Hudna) verkündet. Die Fatah hat gegenüber Yassir Arafat eine sechsmonatige Hudna ausgerufen. Die Al-Aksa Brigaden beteiligen sich nicht.

30.6.03 Die israelische Armee hat der palästinensischen Polizei am Montag die Sicherheitskontrolle über die wichtigste Hauptstrasse im Gaza-Streifen gegeben.

30.6.03 Trotz der ausgerufenen Hudna wird das israelische Militär die Lage im Westjordanland und im Gaza-Streifen genau überwachen, um die Sicherheit der israelischen Bürger garantieren zu können.

1.7.03 Ariel Scharon und Mahmoud Abbas sprechen sich bei einem gemeinsamen Treffen für Frieden aus.

1.7.03 Unter der Leitung des US-Sonderemissär John Wolf werden zwei amerikanische Generäle die Entwaffnung der Hamas und die Auflösung der Terroristenorganisationen überwachen. Sie werden somit in der Lage sein, eine unabhängige Einschätzung der Lage nach Washington weiter zu

geben.

2.7.03 Israelische Sicherheitskräfte übertragen der palästinensischen Polizei die Verantwortung für Ruhe und Sicherheit.

2.7.03 Ein Mitglied der Fatah schiesst bei einer Strassensperre auf israelische Soldaten. Dabei kommt der Angreifer ums Leben.

3.7.03 Palästinenser feuern am Abend mehrere Panzerabwehrraketen auf die jüdische Siedlung Kfar Darom im Süden des Gazastreifens.

3.7.03 Israel lässt 53 palästinensische Gefangene frei.

3.7.03 Im Westjordanland töten israelische Soldaten ein Mitglied der Al-Aksa Brigaden.

3.7.03 Der palästinensische Aussenminister Nabil Schaath kündigt an, Mitglieder militanter Gruppen, die sich nicht an die Waffenruhe halten, zur Verantwortung zu ziehen.

4.7.03 Der Ort Kfar Darum wird wieder von Terrorgruppen beschossen. Dabei werden vier Israelis verletzt.

4.7.03 Ein Palästinenser beschiesst die Privatwohnungen von MP Abbas und Sicherheitsminister Dahlan.

5.7.03 Die Hisbollah feuert 26 Flugabwehrraketen auf Israel. Dabei wird niemand verletzt.

6.7.03 Das Kabinett von Scharon beschliesst, mehrere hundert palästinensische Gefangene frei zu lassen. Die palästinensiche Forderung 6000 Häftlinge auf freien Fuss zu setzen wird strikt abgelehnt. Mitglieder der Hamas und des Islamischen Dschihads bleiben weiterhin in Haft.

7.7.03 Es wird ein Selbstmordanschlag auf ein Privathaus nördlich von Tel Aviv verübt. Neben dem Attentäter wird eine 63-jährige Frau getötet. Bei dem Attentäter handelt es sich um einen 22-jährigen jungen Mann, Mitglied des Islamischen Dschihads.

8.7.03 Mahmoud Abbas erklärt gegenüber dem Zentralkomitee der Fatah Organisation seinen Rücktritt und droht ausserdem das Amt des Ministerpräsidenten zur Verfügung zu stellen. Yassir Arafat und sein Gremium lehnen beides jedoch ab. Im Vorfeld wurde Abbas von mehreren Mitgliedern aufgrund seines Regierungsstils und seinem geplanten Auftritt in der Knesset heftigst kritisiert.

9.7.03 Eine ägyptische Delegation trifft sich mit Scheich Ahmed Yassin, Führer der Hamas. Ziel ist die Ausweitung der Hudna auf sechs Monate. Yassin lehnt ab.

9.7.03 Hunderte palästinensische Häftlinge sind in einem israelischen Gefängnis bei Megido in einen unbefristeten Hungerstreik getreten. Sie wollen damit ihre Freilassung erzwingen. Israel hat bisher die Entlassung von landesweit 350 Häftlingen angeboten.

11.7.03 Der 63-jährige Taxifahrer Elijahu Gurel, der einen unbekannten Fahrgast mit arabischem Akzent aufnimmt wird entführt. Seinen Wagen findet man mit laufendem Motor in der Nähe des arabischen Dorfes Beit Hanina.

13.7.03 Der israelische Regierungschef ist optimistisch, das “Palästinenser-Problem” während seiner vierjährigen Amtszeit lösen zu können. Dies sagt er während einem Interview mit der britischen Zeitung “The Observer“.

13.7.03 Yassir Arafat hat grossen Zweifel an dem Friedenswillen Israels geäussert. In einem Interview mit der “Rheinzeitung“ wirft er den Politikern in Jerusalem “Wortbruch und Lüge” vor. In Wahrheit wolle Scharon den Friedensplan verhindern, so Arafat. Die geplanten und zum Teil schon verwirklichten Sicherheitsmauer

vergleicht er mit der “Berliner Mauer“.

14.7.03 Der israelische Staatspräsident Mosche Katzav fordert die EU- Länder auf, ihre diplomatischen Kontakte zu Yassir Arafat einzuschränken, da dieser den Nahost-Friedensplan bremse.

14.7.03 In Ramallah wird aufgrund des vermissten Taxifahrers eine Ausgangssperre durch das israelische Militär verhängt.

15.7.03 Ein Palästinenser versucht mit einem Messer in ein Restaurant einzudringen. Als er vom Sicherheitsmann am Eingang aufgehalten wird, sticht der Palästinenser ihn nieder und tötet ihn. Auf seiner Flucht verletzt er auf der Strandpromenade zwei Israelis. Kurze Zeit später wird der Terrorist, welcher Mitglied der Fatah-Bewegung ist, gefasst. Der Fahrer dieses Terroristen wird gesucht.

15.7.03 Arafat und Abbas treffen sich in Ramallah und beenden ihren Streit. Für die Verhandlungen mit Israel sollen beide zuständig sein. Informationsminister Nabil Amar wird als Verbindungsmann zwischen Abbas und Arafat ausgewählt.

15.7.03 Hamas und Islamischer Dschihad drohen mit Aufkündigung der Waffenruhe, falls die palästinensische Autonomiebehörde militante Mitglieder der Gruppen zu entwaffnen versucht.

15.7.03 Arafat ruft nach Gesprächen mit dem russischen Aussenminister Iwanow das Nahost-Quartett dazu auf, internationale Beobachter in die Region zu schicken, um den Friedensplan zu überwachen.

16.7.03 Die israelische Armee befreit den entführten Taxifahrer Elijahu Gurel. Der Israeli wurde in einer Grube unterhalb eines Kellers gefangen gehalten. Vier mutmassliche Entführer werden festgenommen.

17.7.03 Der syrische Präsident Baschar el Assad hat sich bereit erklärt, Friedensverhandlungen mit Israel wieder aufzunehmen.

17.7.03 Hamas und Islamischer Dschihad kritisieren Abbas wegen seiner geplanten Reise in die USA. Führer der radikalen Fatah-Splittergruppe Al-Aksa-Brigaden rufen Arafat dazu auf, die Regierung Abbas zu entlassen und die

Sicherheitszusammenarbeit mit Israel zu beenden.

18.7.03 Israelische Soldaten zerstören in der Nacht zum Freitag die Häuser zweier mutmasslicher Entführer des israelischen Taxifahrers Elijahu Gurel

19.7.03 Scharon will die Ernsthaftigkeit syrischer Gesprächsbereitschaft prüfen. Er sei zu Verhandlungen bereit, jedoch ohne Vorbedingungen.

20.7.03 Scharon und Powell treffen sich in Jerusalem. Der amerikanische Aussenminister kündigt an, er werde Abbas auffordern, entschieden gegen Terroristen vorzugehen.

20.7.03 Scharon und Abbas treffen sich, um über weitere Schritte zur Verwirklichung des internationalen Nahost-Friedensplan zu sprechen.

20.7.03 Ein Israeli wird bei einem Spaziergang in Jerusalem von einem Palästinenser mit einem Messer attackiert und verletzt.

20.7.03 Ein palästinensischer Terrorist wird im Westjordanland gefasst, als er eine Bombe an einem israelischen Militärfahrzeug installieren will. Verletzt wird niemand.

21.7.03 Bei einem Treffen mit EU-Kollegen in Brüssel räumt Aussenminister Silvan Schalom der EU eine “Schlüsselrolle” im Friedensprozess ein.

21.7.03 Der ägyptische Staatschef Hosni Mubarak trifft sich mit Abbas.

21.7.03 Joschka Fischer reist in den Nahen Osten, um für den internationalen Friedensplan zu werben.Auch Bundespräsident Rau bricht zu einer Nahost-Reise auf.

22.7.03 Scharon kündigt an, nicht genehmigte Siedlungsaussenposten im Westjordanland räumen zu lassen. Die Zukunft der jüdischen Siedlungen werde erst im Rahmen eines dauerhaften Friedensabkommens festgelegt, so der MP.

Scharons Position wird mehrheitlich von der Knesset bestätigt.

25.7.03 Nach einem Bericht von “Haaretz” ist die Zahl der Siedler weiter gestiegen. Wie die Zeitung berichtet leben im Westjordanland und im Gazastreifen zurzeit nach Angaben des Innenministeriums 231 000 Israelis. Das entspricht etwa zehn Prozent der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland.

25.7.03 Die Liste der palästinensischen Gefangenen, die nach Angaben des Geheimdienstes frei gelassen werden könnten, beläuft sich auf 600.

25.7.03 In Barta, Westjordanland, schiesst ein israelischer Soldat auf ein vorbeifahrendes Auto. Dabei stirbt ein vierjähriger Junge, beide Schwestern werden verletzt. Die israelische Armee bedauert den Vorfall. Aus dem Gewehr des Soldaten hätten sich die Schüsse versehentlich gelöst.

26.7.03 Unbekannte Angreifer feuern eine Rakete auf das Büro von Musa Arafat, Chef des palästinensischen Miltärgeheimdienstes und Cousin von Palästinenserpräsident Yassir Arafat. Dabei werden mehrere Menschen verletzt. Der Geheimdienstchef entkommt dem Attentat nur knapp.

26.7.03 George Bush und Mahmoud Abbas treffen sich in Washington. Dabei kritisiert der amerikanische Präsident den Trennungszaun, welchen er als Mauer bezeichnet.

27.7.03 Die israelische Armee entfernt mehrere Strassensperren in Ramallah. Gleichzeitig beschliesst Scharon die Entlassung von über 100 palästinensischen Häftlingen. Dabei handelt es sich um Mitglieder der radikalen Palästinensergruppen Hamas und Islamischer Dschihad.

28.7.03 In Nazareth wird die Leiche des seit mehreren Tagen vermissten israelischen Soldaten Oleg Scheikjet gefunden. Die Täter sind unbekannt.

28.7.03 Bei einer Demonstration gegen den Bau des Sperrzauns im Norden des Westjordanlands werden fünf ausländische Demonstranten von israelischen Soldaten verletzt.

29.7.03 George Bush empfängt Ariel Scharon in Washington. Bush betont, dass die entscheidende Voraussetzung für den Frieden zwischen Israel und den Palästinensern die Beendigung des Terrors sei. Gleichzeitig hofft Bush, dass der umstrittene Zaun langfristig irrelevant werde. Ferner fordert er Scharon auf, die Lebensbedingungen für die Palästinenser zu verbessern.

29.7.03 Abbas trifft den EU-Aussenbeauftragten Javier Solana in Cannes. Solana lobt die konstruktive Rolle, die Abbas in diesem Prozess spielt.

30.07.03 Verteidigungsminister Shaul Mofaz verspricht dem palästinensischen Sicherheitsminister Mohammed Dachlan die Sicherheitskontrolle der Städte Qalqilyah und Jericho der Autonomiebehörde zu übertragen. Ein Termin wird nicht vereinbart.

30.7.03 Der UN-Generalsekretär Kofi Annan kritisiert den Bau des Sperrzauns, da er für die Umsetzung des Friedenplanes ein Problem sei.

31.7.03 Der 1. Abschnitt des Sicherheitszaunes wird fertiggestellt. Seine Länge beträgt 140 Kilometer (von Kfa Salem bis zur Siedlung Elkana). Insgesamt enthält dieser Abschnitt 41 kontrollierte Durchgänge, die es den in Israel arbeitenden Palästinensern ermöglichen, zur Arbeit zu gelangen.

31.7.03 Mohammed Abu Shehada, Seniorführer des Islamischen Dschihads Bethlehem, droht mit Beendigung der Hudna, falls Israel die palästinensischen Städte nicht räumt, die Siedlungen nicht auflöst und weitere palästinensische Häftlinge nicht frei lässt.

1.8.03 Arafats Garde inhaftiert 17 militante Fatah-Mitglieder.

2.8.03 Der jordanische König Abdullah III. hofft, dass es zu einer Umsetzung der Road Map kommt, dies erklärt er in einem Interview mit der “Haaretz”. Er erläutert auch das Handling mit islamistischen Organisationen in seinem Land. Dort findet eine Partizipation dieser im politischen Leben statt, eine Bewaffnung ist jedoch gesetzlich verboten. Solch ein Modell könne er sich auch für Palästina und Israel vorstellen.

2.8.03 Die Al-Aksa Brigaden verlangen von Präsident Arafat die sofortige Entlassung der 17 festgehaltenen Extremisten.

3.8.03 Ein israelischer Polizist erschiesst bei einer Strassensperre südlich von Ramallah einen Palästinenser. Zuvor war dieser in einen an der Strassensperre abgestellten Transporter gerast. Der Polizist befürchtete einen Anschlag und schoss auf den Palästinenser.

3.8.03 Bewaffnete Palästinenser schiessen in der Nähe von Gilo auf ein israelisches Auto. Eine 39-jährige Frau und ihre drei Kinder werden verletzt. Zu der Tat bekennen sich die Al-Aksa Brigaden.

4.8.03 PM Abbas trifft sich mit ranghohen Fatah Aktivisten. Er möchte eine Verlängerung der Hudna erreichen. Das Gespräch endet ohne Ergebnis.

4.8.03 Israel kündigt an, 443 palästinensische Gefangene frei zu lassen. Arafat kritisiert dies und verlangt die Freilassung von 3000 der insgesamt 7700 Häftlinge. Hamas und andere Gruppierungen verlangen die Freilassung aller palästinensischer Häftlinge.

4.8.03 Verteidigungsminister Mofas warnt, dass Israel den

Friedensprozess nicht fortsetzen würde, falls die Infrastruktur der Terroristen nicht zerstört wird.

5.8.03 Abbas sagt das für den 6. August geplante Treffen mit Scharon ab. Der palästinensische Ministerpräsident soll das Gespräch aufgrund des Streits um die Freilassung der inhaftierten Palästinensern abgesagt haben.

5.8.03 Die USA erwägen eine Kürzung ihrer Israel-Hilfe aus Protest gegen den Bau der Sicherheitsmauer. Die US-Regierung will nach eigenen Angaben den Palästinensern 26 Millionen Dollar zur Unterstützung der Flüchtlinge im Westjordanland und im Gaza-Streifen zur Verfügung stellen.

6.8.03 Es wird mit der Freilassung von 334 palästinensischen Gefangenen begonnen. Auf der einschlägigen Liste der israelischen Regierung sind 443 Palästinenser aufgeführt. 100 Gefangene sollen erst später freigelassen werden. Die Mehrzahl der jetzt freigelassenen Häftlinge wurde vor allem wegen minderer Gewalttaten oder der Mitgliedschaft in terroristischen Organisationen bestraft. Israel betont, dass die Freilassungen in keinerlei Zusammenhang mit der Road Map stehe, da diese im Friedensplan nicht erwähnt wird.

7.8.03 Die israelische Armee öffnet zwei Strassen im Gebiet um Jenin.

8.8.03 Laut Angaben der “Frankfurter Rundschau” wollen die Vereinten Nationen einen Notfonds für Palästinenser einrichten. Damit soll Menschen geholfen werden, die durch die von Israel errichtete Sperranlage ihre Arbeit verloren oder Nachteile anderer Art erlitten haben.

8.8.03 Bei einer Razzia im Flüchtlingslager Aska kommen vier Palästinenser und ein israelischer Soldat ums Leben. Darunter sollen sich nach Angaben des israelischen Militärs zwei Bombenexperten der Hamas befinden. Nach Augenzeugenberichten feuerte die israelische Armee eine Rakete auf ein Haus, in dem sich die vier befanden.

8.8.03 Die Hisbollah- Miliz beschiesst israelische Stellungen im Norden Israels.

9.8.03 Eine Mörsergranate trifft im Gazastreifen eine Siedlung. Verletzte gibt es keine. Die Hamas bekennt sich zu der Tat.

10.8.03 Israels Außenminister Silvan Schalom bekräftigt in einem Interview, seine Regierung werde am Bau des umstrittenen Grenzzauns festhalten. Israel suche aber eine einvernehmliche Lösung mit Washington.

10.8.03 In der Ortschaft Schlomi wird aufgrund eines Granatenangriffes der Hisbollah ein 16-jähriger Israeli getötet und vier weitere verletzt.

10.8.03 Israel droht der Hisbollah, falls diese ihre Attacken fortsetzt.

10.8.03 Israels UN-Botschafter Daniel Gillerman äussert gegenüber den USA die Bitte, den Weltsicherheitsrat anzurufen.

11.8.03 Israelische Kampf-Jets überfliegen Beirut.

12.8.03 Innerhalb einer Stunde ereignen sich zwei Selbstmordanschläge. Um 8 Uhr sprengt sich ein Mann in einem Supermarkt in Rosh Ha Ayin in die Luft. Dabei kommt neben dem Attentäter ein Israeli ums Leben und zehn werden verletzt. Die zweite Explosion ereignet sich kurz darauf in der Siedlerstadt Ariel. Ein 21-jähriger Palästinenser sprengt sich bei einer Bushaltestelle in die Luft, nachdem ein Israeli das Feuer auf ihn eröffnet.. Neben dem Attentäter kommt ein 18-jähriger Israeli ums Leben, zwei weitere werden verletzt.

Zu den Anschlagen bekennen sich die die Al-Aksa Brigaden (1. Anschlag) und die Hamas (2. Anschlag). Ein Mitglied der Al-Aksa erklärt, dass dies die Vergeltung für die letzte israelische Militäroperation sei.

Als erste Reaktion setzt die israelische Regierung die Freilassung von 73 palästinensischen Häftlingen aus.

13.8.03 Die israelische Regierung plant wegen den beiden Anschlägen keinerlei militärische Aktionen gegenüber den Palästinensern.

13.8.03 Israelische Soldaten zerstören das Haus des Selbstmordattentäters von Rosh Ha Ajin.

13.8.03 Die israelische Polizei erhöht nach beiden Anschlägen die Alarmbereitschaft.

14.8.03 Israelische Soldaten töten bei einem Feuergefecht in Hebron ein führendes Mitglied der radikalen Palästinenserbewegung Islamischer Dschihad. Der Mann widersetzte sich gewaltsam der Festnahme und verschanzte sich im Haus. Die israelische Armee wirft Mohammed Sider vor, verantwortlich für mehrere Attentate zu sein, bei denen 21 Israelis starben. Ausserdem hat er einen neuen Anschlag geplant.

14.8.03 Israel lässt die 73 palästinensische Häftlinge frei, deren Entlassung nach den jüngsten Selbstmordanschlägen gestoppt wurde.

14.08.03 Der palästinensische Aussenminister Nabil Schaath erklärt vor der internationalen Presse in Beirut, dass der internationale Friedensplan die Rückkehr der 3,9 Millionen im Ausland lebenden Palästinenser nach Israel oder Palästina garantiere. Israel lehnt dies entschieden ab.

17.8.03 Die israelische Armee kündigt an, sich binnen den nächsten zehn Tagen aus Ramallah und Tilkarem zurückzuziehen.

18.8.03 Israel verschiebt die vereinbarte Kontrolle über Jericho und Kalkila. Grund dafür sind Meinungsverschiedenheiten über die genauen Bedingungen der Übergabe.

18.8.03 Palästinensische Terroristen verletzen eine Israelin. Nach Angaben des Militärs fuhr die Frau mit ihrem Wagen nahe der jüdischen Siedlung Izahar bei Nablus, als mehrere Schüsse auf das Auto abgefeuert wurden.

19.8.03 Bei einem Selbstmordattentat auf die Buslinie 2 in Jerusalem werden am Abend 20 Menschen getötet und mehr als 100 zum Teil schwer verletzt. Nach Informationen des Polizeichefs von Jerusalem, Michael Levy, befinden sich unter den Opfern mehr als 40 verletzte und sieben getötete

Kinder, sowie ein Vater und ein kleiner Sohn. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrorgruppe Islamischer Dschihad. Bei dem Täter handelt es sich um einen 29-jährigen Imam aus Hebron. In einer Erklärung bezeichnet die Hamas das Selbstmordattentat als “natürliche Reaktion auf die Handlungsweise Israels”.

19.8.03 Die israelische Regierung stoppt die für Mittwoch vorgesehene Übergabe der Städte Kalkilia und Jericho an die palästinensische Autonomiebehörde.

19.8.03 Die palästinensische Autonomiebehörde missbilligt den Anschlag. Der deutsche Aussenminister Fischer verurteilt den “Verbrecherischen Terrorakt“ und betont, dass den “Feinden des Friedens entschieden entgegengetreten werden muss”. Er erklärt auch, dass die Fortsetzung des Friedensplanes unabdingbar sei.

Die amerikanische Regierung bekundet tiefe Trauer.

20.8.03 Mahmoud Abbas verurteilt den Anschlag. Seiner Meinung nach ist dieser für die Interessen des palästinensischen Volkes nicht dienlich. Der Sicherheitsminister Dahlan macht zum Teil Israel für diese Tat verantwortlich, da das israelische Militär mehrmals gegen die Waffenruhe verstossen hat.

20.8.03 Die Autonomiebehörde bricht jeglichen Kontakt zu allen radikalen palästinensischen Terrorgruppen ab. Die Behörde kündigt Aktionen gegen Hamas und Islamischen Dschihad an.

20.8.03 Der Tempelberg wird offiziell für nicht-moslemische Besucher geöffnet.

21.8.03 Die israelische Armee tötet gezielt den Hamas-Führer Ismail Abu Schanab. Seine zwei Leibwächter kommen dabei um.

21.8.03 Hamas und Islamischer Dschihad erklären die Waffenruhe für beendet. Nach der islamischen Lehre ist die Hudna, ein vorläufiger Waffenstillstand und jederzeit aufkündbar. Der Nahe Osten steht nun wieder vor einer Eskalation von Gewalt und Gegengewalt.

Dieses Arbeitspapier wurde zwischen dem 26. und 30. August 2003 von Oliver Rastetter, Praktikant der Konrad-Adenauer-Stiftung Jerusalem, angefertigt.

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Kontakt

Dr. Alexander Brakel

Alexander.Brakel@kas.de

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