Nach einem kurzen Rückblick auf das Adenauer-Jahr 2017 stand der Ausblick auf die Aufgaben in den kommenden Monaten und Jahren im Mittelpunkt: „Mit Vertrauen in die Zukunft“ wolle die Konrad-Adenauer-Stiftung nun „ein nächstes Kapitel“ beginnen.
In Deutschland mache sich ein wachsendes Bedürfnis nach Debatten um die Entwicklung unseres Landes bemerkbar, so Frau Prof. Neuss. Auch wenn die Mehrheit der Menschen mit ihrer gegenwärtigen Situation zufrieden sei, wachse die Unsicherheit in unserer Gesellschaft. Unter dem auf drei Jahre angelegten Leitmotiv „Deutschland. Das nächste Kapitel.“ werde sich die Konrad-Adenauer-Stiftung an der Diskussion um die Gestaltung unserer Zukunft beteiligen. Dabei gehe es um die Frage, was uns gesellschaftlich und politisch im Innersten zusammenhält – und antreibt. Ziel sei nicht die Spaltung; Stärke der Christdemokratie sei es immer gewesen, Menschen für eine konstruktive Mitwirkung an unserem Gemeinwesen zurückzugewinnen und die Bindung der Politik zur Bevölkerung in ihrer Gesamtheit zu erhalten.
Die Festrede bei diesem Jahresauftakt hielt der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet. Man solle heute durchaus mehrmals bei Konrad Adenauer nachblättern und könne schnell merken: Adenauer war ein Veränderer, der seine Politik vom christlichen Menschenbild ableitete. Es sei eben nicht um eine konservative Restauration gegangen: Die überkonfessionelle Parteigründung sei in der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil revolutionär gewesen.
Es schade nicht, wenn man in Berlin noch einmal an gute Bonner Zeiten und an die damit verbundene Weltoffenheit denke. Schließlich sei es Konrad Adenauer gewesen, der die Grundlagen für unser heutiges Zusammenleben, für unseren Staat gelegt habe: als Präsident des Parlamentarischen Rats sorgte er maßgeblich für die stabilisierende Wirkungsmacht des Grundgesetzes, mit seiner Entscheidung für den Westen und die europäische Verständigung für ein Wertegerüst. Unsere Zukunft liege – wie zu Adenauers Zeiten – nicht im deutschen Nationalstaat, sondern im gemeinschaftlichen Agieren.
Im Sinne Konrad Adenauers, übrigens von 1946 bis 1949 Fraktionsvorsitzender im nordrheinwestfälischen Landtag und noch bis 1950 Landtagsabgeordneter, gelte es nicht, einfache Antworten zu finden, sondern unterschiedliche, jeweils passende – so. z.B. hinsichtlich des ländlichen Raums, der in NRW – im Münsterland, Sauerland, in Ostwestfalen – im Gegensatz zu vielen anderen Regionen wirtschaftlich stark sei. Dort gehe es um die Herausforderungen des Fachkräftemangels, der Infrastruktur, der schnellen Internetverbindungen. Im Gegensatz dazu existiere im urbanen Raum des Ruhrgebiets durchaus das Gefühl der Abgehängtheit; dieseAufteilung sei durchaus gegenläufig zu Entwicklungen in Deutschland. Hier gelte es, durch Bildung Aufstieg zu ermöglichen – nicht Hartz IV-Sätze zu erhöhen, sondern durch Bildung aus Hartz IV herauszuhelfen, sei Soziale Marktwirtschaft im Sinne Konrad Adenauers.
Adenauer lebte in einer Zeit, als Schlagbäume eingerissen wurden, um Grenzen zu öffnen. Als sich in den 1980er Jahren die sogenannte Eurosklerose breit machte, war Helmut Kohls Antwort darauf ein neuer Integrationsschritt: die Einheitliche Europäische Akte, ein gemeinsamer Binnenmarkt für Menschen, Waren und Dienstleistungen. Dieses System der offenen Grenzen gelte es zu verteidigen. Die Globalisierung sei viel weiter fortgeschritten als zu Adenauers Zeit. So finden wir auf den Terrorismus keine nationalstaatliche Antwort. Die Täter saßen beispielsweise in Brüssel, im Herzen Europas, mit allen Freiheiten, die dies mit sich bringt. Doch die Polizei arbeite nationalstaatlich, in Deutschland sogar untergliedert in 16 Länder. Die über Grenzen um sich greifende Einbruchskriminalität sei ein weiteres Beispiel für die Notwendigkeit grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Auch in der Energiepolitik brauche es europäische Antworten, so beim Kraftwerk in Tihange.
Zwischen der nationalen Regierung der Niederlande und der Landesregierung von NRW seien Regierungskonsultationen vereinbart worden, die zeigen, welche regionale Zusammenarbeit in Europa möglich sei; für NRW sei der Seehafen Rotterdam näher als der in Hamburg, entsprechend müsse sich die Verkehrspolitik orientieren.
Weitere europäische Antworten müssten in der Verteidigungsunion fortgeführt, in der europäischen Staatsanwaltschaft, im Nachrichtendienst und in der Harmonisierung von Asylverfahren sowie im gemeinsamen Außengrenzenschutz und in der Stabilisierung Afrikas gefunden werden.
Ein besonderer Programmpunkt in diesem Jahr war die Preisverleihung anlässlich des Wettbewerbs „Des Kanzlers neue Kleider”. Für 2017, das Adenauer-Jahr, hat der Ehrenvorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Prof. Dr. Bernhard Vogel, gemeinsam mit der Politischen Bildung Schülerinnen und Schüler eingeladen, sich mit Konrad Adenauer auseinander zu setzen. Der Kreativität waren keine Grenzen gesetzt; nur die typische Facharbeit oder ein schriftlich ausformuliertes Referat durfte es nicht sein.
Aufgefächert an der historischen Person Konrad Adenauers sollten konkrete Bezüge zur Gegenwart hergestellt werden. Wo finden wir Adenauer heute? Wie wirkt er in unsere Zeit? Was würde er heute machen, sagen, raten? Ganz unterschiedliche Projekte wurden eingereicht: Collagen, Zeichnungen, Hörspiele, Twitter-Kommentare, Kurzfilme, Internetseiten, Zeitschriften.
Der 1. Preis überreichte Dr. Ulrike Hospes, Leiterin des Büros Bundesstadt Bonn, an das Stadtgymnasium Köln-Porz für eine Schülerzeitung über Konrad Adenauer. Die filmische Inszenierung "Vergabe des Pius-Preises an Konrad Adenauer", angelehnt an den Karlspreis, durch das Bischöfliche Pius-Gymnasium in Aachen erreichte den 2. Platz. Mit der Erstellung einer Website zu Konrad Adenauer belegte das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium aus Wuppertal den 3. Platz.
Im Schlusswort ergriff Prof. Dr. Jürgen Rüttgers, Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus, die Gelegenheit, der Geschäftsführerin Corinna Franz und ihrem Team für die hervorragende neue Dauerausstellung zu danken. Bereits 35.000 Besucher haben seit der Eröffnung am 19. April Konrad Adenauer neu entdeckt.
Zur Ausstellung "Einheit nur in Freiheit"
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