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In vielen Kinderzimmern Deutschlands spielt sich diese Szene ab: Ein kleiner Junge spielen mit Bob, dem Baumeister, ein kleines Mädchen mit der Barbie. Der Spielzeughersteller Mattel verkauft in seiner Puppenlinie sogar eine CEO Barbie mit kurzem Rock, Laptop und einem Schreibtisch in Form eines Schminktisches. Mit stereotypen Rollenbildern werden bereits Kinder konfrontiert und meist zieht sich dies bis ins Berufsleben fort. Hinzu kommen Herausforderungen wie Babypause, geringe Karriereförderung und mangelndes Selbstbewusstsein, die es Frauen im Berufsleben schwer machen. Drei weibliche Führungskräfte aus der Wirtschaft erläuterten auf dem Podiumsgespräch zum Thema „2030 – Wie weiblich wird die Zukunft? Führung in Wirtschaft und Politik“ der Konrad-Adenauer-Stiftung, wie die Unternehmen ihre Personalpolitik in Bezug auf weibliche Mitarbeiterinnen verbessern könnten. Dabei wurde die Diskussion bereichert mit einer Gender-Forschungsexpertin und mit einem männlichen Geschäftsführer.
Als wundesten Punkt in der Karriere einer Frau bezeichnete Tita von Hardenberg, Unternehmerin des Jahres 2017 und Mutter von drei Kindern, die Babypause. Es fordere den Frauen manchmal zu viel ab, wenn sie Kind und Karriere wollen. „Es liege nicht daran, dass Frauen zu schwach oder unfähig sind, sondern an unserer Arbeitsrealität, die alles andere als familienfreundlich ist.“ Um jungen Müttern den Wiedereinstieg zu erleichtern, hat sie ein wirksames Konzept für ihre Firma Kobalt Produktion entwickelt. Einer der Maßnahmen sei: „Halte Kontakt im Mutterschutz“, sagte von Hardenberg. Es sei wichtig, dass sich die jungen Mütter in der Elternteit weiterhin mit den Kollegen zum Lunch treffen oder bei Projekten zu Rate gezogen werden. „Dadurch verlieren sie nicht den Anschluss.“ Wenn die Mutter wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehre, legt von Hardenberg Wert darauf, dass die Widereinsteigerin interessante Aufgaben erhält. Häufig fühlten sich Frauen unterfordert, wenn sie geringere Aufgaben bewerkstelligen sollen. „Wenn sie nicht gefordert werden, stellen sich viele Frauen umso mehr die Frage, ob sich ein Wiedereinstieg denn überhaupt lohnt.“
Aber auch für Männer könne die Elternzeit zu einem Problem im Job führen. Oft würden sie für ihr familiäres Engagement immer noch belächelt werden, kritisierte Benedikt Binder-Krieglstein. Gleichberechtigung müsse über die Einstellung eines jeden geschaffen werden. Als CEO bei Reed Exibitions, dem Marktführer für Messen in Österreich, sei ihm Kommunikation und Wertschätzung der Mitarbeiter im Unternehmen sehr wichtig. „Daher bieten wir unseren Mitarbeitern nicht irgend einen Job bei der Rückkehr an“, so Binder-Krieglstein. Ein strenges Arbeitszeitkonzept sei da nicht immer hilfreich. „Es kommt mir nicht auf die Arbeitsstunden an, sondern auf den Profit“, erläuterte der Geschäftsführer.
Bei der Bauer Media Group sind 60 Prozent der Angestellten weiblich. 30 Prozent leiten das Unternehmen als Führungskräfte. Andrea Fratini, Bereichsleiterin der Unternehmenskommunikation, sieht aber neben der Babypause noch einen weiteren Grund für den Mangel an weiblichen Führungskräften in Unternehmen. „Frauen trauen sich oft nicht zu, den Weg zu gehen“, so Fratini. „Es braucht Mut.“ In ihrem Unternehmen werden deshalb Frauen mit speziellen Programmen gefördert. Das Netzwerk biete Lunches, Seminare und Fortbildungen an, die gerne von den weiblichen Mitarbeitern genutzt werden.
Mehr Mut forderte auch die mehrfache Unternehmensgründerin Prof. Dr. Anabel Ternès. Sie versucht über ein Buchprojekt, in dem erfolgreiche Gründerinnen von ihren Erfahrungen berichten, in der Start-up-Szene für mehr Neugründerinnen zu werben. „Viele erfolgreiche Frauen machen einfach ihr Ding, werden aber oft nicht wahrgenommen.“ Weibliche Führungskräfte müssten mehr sichtbar werden, so ihr Ansatz. Dies bewirke eine neue Wahrnehmung, die fern von jedweden Stereotypen gegen Frauen sei.
Im Jahr 2016 wurden durchschnittlich nur 22,5 Prozent der Führungspositionen durch Frauen besetzt. Deutschland liegt damit im europäischen Vergleich deutlich hinter Ländern wie Norwegen oder Schweden. Dr. Elke Holst, Forschungsdirektorin für den Bereich Genderstudies im Vorstand des DIW in Berlin, bewertet die gesetzliche Frauenquote für Aufsichtsräte in börsennotierten Unternehmen als gut. Aber andere Unternehmen seien noch weit entfernt vom Ziel mehr weibliche Führungskräfte zu beschäftigen. Sie beobachte zudem immer noch ein Ost-West-Gefälle, wenn es um Kinderbetreuung und Erwerbstätigkeit gehe. „Ostdeutsche Mütter stehen auf einem hohen Teilzeitfaktor im Gegensatz zu den westdeutschen Müttern“, sagte Holst. Zudem kritisierte sie, das „viele Unternehmen es versäumt haben, für den Nachwuchs eine Pipeline nach oben zu verlegen.“ Auch was den Frauenanteil von weiblichen Abgeordneten im Bundestag betrifft, hofft sie auf Weiterentwicklung.
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