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Country Reports

Das Ende der Eiszeit?

by Tomislav Delinić, Marcel Schepp, Omar Mesbahuddin

Zum Gipfeltreffen Indiens und Bangladeshs

Mit den Beziehungen zwischen Indien und seinen Nachbarstaaten ist es – trotz vieler Gemeinsamkeiten – nicht immer zum Besten bestellt. Neben dem schon lange schwelenden und zuzeiten immer wieder aufflammenden Konflikt mit Pakistan sind es gerade auch die Beziehungen zum östlich gelegenen Nachbarland Bangladesh, die von der Ambivalenz indischer Außenpolitik gegenüber seinen Anrainern zeugen.

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Obschon beide Staaten kulturell, sozial und zunehmend auch wirtschaftlich eng verbunden sind und den gegenseitigen Austausch sowohl auf der höchsten Regierungsebene als auch im alltäglichen Leben pflegen, sind die bilateralen Beziehungen nicht immer freundschaftlich. Grenz- und Territorialstreitigkeiten, Ressourcenkonflikte, Handelshemmnisse sowie sicherheitspolitische Spannungen sind nur einige der Politikfelder, bei denen es in der Vergangenheit zu Dissens gekommen ist. Umso positiver ist es daher zu bewerten, dass der indische Premierminister Manmohan Singh am 6. und 7. September 2011 zu einem Staatsbesuch nach Bangladesh gereist ist, um eine Reihe wichtiger Abkommen über ungeklärte territoriale Ansprüche und Transportwege, den Zugang zu knappen Ressourcen sowie Freihandel zu unterzeichnen. Singh ist damit der erste indische Premierminister, der sich seit 1999 zu einem Staatsbesuch in Bangladesh aufhält. Ob dies eine Fortsetzung zarter Wiederannäherung oder sogar das Ende einer Eiszeit zwischen beiden Staaten markiert, soll im Folgenden beleuchtet werden.

Im Jahr 1971 griff die indische Armee in den Unabhängigkeitskrieg Bangladeshs – dem damaligen Ost-Pakistan – mit Pakistan ein und ermöglichte es damit dem jungen Staat, seine Unabhängigkeit auch durchzusetzen. Bis zur jüngsten Wiederannäherung beider Staaten, die erst seit 2008 zu beobachten ist, war die Beziehung zwischen Indien und Bangladesh allerdings vor allem durch gegenseitiges Misstrauen geprägt gewesen.

Auf Seiten Indiens haben insbesondere der Militärputsch in Bangladesh im Jahre 1975 und die darauf folgende, bis 1990 andauernde Militärherrschaft den Eindruck entstehen lassen, das Nachbarland sei ein politisch instabiler und kaum verlässlicher Partner. Insbesondere der Widerspruch zwischen der indienfreundlichen Regierungspartei Awami League (AL) und der zuweilen indienkritischen Oppositionspartei Bangladesh National Party (BNP) hat das Misstrauen Indiens in die Staatlichkeit Bangladeshs noch verstärkt. Der stark personalisierte Konflikt zwischen der Premierministerin Bangladeshs Sheikh Hasina (AL), der Tochter des Staatsgründers Sheikh Mujibur Rahman, und der Oppositionsführerin Khaleda Zia (BNP), der Witwe des ehemaligen Präsidenten Ziaur Rahman, lähmte in den Augen vieler Beobachter nicht nur das Land, sondern auch dessen Beziehungen zu Indien. In Bangladesh wiederum hat sich der Eindruck verfestigt, Indien vernachlässige seinen Nachbarstaat als politischen Partner und lasse sich stattdessen von ungerechtfertigten Ressentiments leiten. Ängste vor Flüchtlingsströmen aus Bangladesh sowie einer zunehmenden Islamisierung und wachsenden indienfeindlichen Stimmung im Land schienen dessen Außenpolitik mehr zu prägen als der Wille zur Zusammenarbeit. Erst infolge der Regierungsübernahme durch die AL im Jahre 2008 haben sich diese Spannungen wieder etwas gelöst. So ehrte Sheikh Hasina anlässlich eines Besuchs der Vorsitzenden der indischen Kongresspartei, Sonia Ghandi, am 25. Juli 2011 den Einsatz der indischen Armee im Unabhängigkeitskrieg. Schon im Vorjahr hatte Indien wiederum Bangladesh einen Hilfskredit von 1 Mrd. US$ für Transportwesen und Infrastruktur zugesichert. Vorläufiger Höhepunkt dieses neuen “Embraceable you“ war der Staatsbesuch von Indiens Premierminister Manmohan Singh am 6. und 7. September 2011, bei dem über ein Anfang 2010 in Neu-Delhi vorgestelltes Kommuniqué verhandelt wurde.

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Rabea Brauer

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